Bundesanwaltschaft
Mutmaßliche rechtsextreme Terrorzelle aufgedeckt: mehrere junge Männer festgenommen

Der Generalbundesanwalt geht gegen eine mutmaßliche rechtsextreme Terrorzelle vor. Wie die Behörde in Karlsruhe mitteilte, wurden heute früh bei einer Polizei-Aktion in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Hessen fünf Verdächtige festgenommen.

    Ein Teilnehmer einer rechtsextremen Kundgebung trägt schwarze Springerstiefel mit weißen Schnürriemen.
    Ihr erklärtes Ziel sei es, durch Gewalttaten vornehmlich gegen Migranten und politische Gegner einen Zusammenbruch des demokratischen Systems in der Bundesrepublik Deutschland herbeizuführen. (Christoph Reichwein/dpa)
    Sie stünden im Verdacht, unter anderem Anschläge auf Geflüchtete und politisch Andersdenkende geplant zu haben, hieß es. Die Festgenommenen sind den Angaben zufolge 14 bis 18 Jahre alt. Alle Personen gehörten einer vor gut einem Jahr gegründeten Vereinigung an, die sich selbst "Letzte Verteidigungswelle" nenne. Ihr erklärtes Ziel sei es, durch Gewalttaten vornehmlich gegen Migranten und politische Gegner einen Zusammenbruch des demokratischen Systems in der Bundesrepublik Deutschland herbeizuführen.
    Ein erster Festgenommener wurde bereits in Untersuchungshaft genommen. Wie der Bundesgerichtshof in Karlsruhe mitteilte, handelt es sich um einen 14-Jährigen.

    Brandanschlag auf Kulturhaus in Altdöbern

    Konkret gehe es etwa um den Verdacht der Unterstützung einer inländischen terroristischen Vereinigung, versuchten Mord, Brandstiftung und die Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft legten zwei der Festgenommenen im Oktober 2024 mit Brandbeschleunigern ein Feuer in einem Kulturhaus in Altdöbern in Brandenburg. Nur durch Zufall sei von den Bewohnern niemand verletzt worden. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von etwa 500.000 Euro.
    Im Januar 2025 versuchten zwei der Beschuldigten, eine Asylbewerberunterkunft in Schmölln in Thüringen in Brand zu setzen. Zudem besprühten sie das Gebäude mit Hakenkreuzen und Schriftzügen wie "NS-Gebiet" und "Deutschland den Deutschen". Für einen weiteren geplanten Brandanschlag in Senftenberg seien Kugelbomben aus der Tschechischen Republik beschafft worden. Zudem sei in einem Video versucht worden, andere Mitglieder der "Letzten Verteidigungswelle" zu ähnlichen Taten zu ermutigen.

    Verfassungsschutz: Parallelen zur Skinhead-Bewegung der Neunziger

    Wie die "Tageszeitung" bereits im April berichtete, hielt die"Letzte Verteidigungswelle"die Sicherheitsbehörden zuletzt mehrfach auf Trab. Die teils sehr jungen Rechtsextremen seien zwar erst vor wenigen Monaten aufgetaucht, hätten inzwischen aber schon Ableger in mehreren Bundesländern.
    Der Verfassungsschutz in Brandenburg hat die Bewegung bereits seit einiger Zeit im Visier. Ihre Anhänger seien sehr jung und erinnerten stark an die Skinhead-Bewegung der 1990er-Jahre. Um ein Massenphänomen handele es sich bislang nicht, vielmehr gehe es um Gruppen in zweistelliger Größe. Ihre Feindbilder seien Homosexuelle, Migranten, linke Gruppen und Pädophile. Zudem gebe es eine antisemitische Ausrichtung.

    Jugendliche radikalisieren sich auch über Soziale Medien in den Rechtsextremismus

    "Tagespiegel" und ZDF hatten nach Recherchen Ähnliches berichtet. Gruppierungen wie 'Jung und Stark', 'Der Störtrupp' oder 'Deutsche Jugend Voran' hätten sich im virtuellen Raum gegründet. Über die Sozialen Medien rekrutierten sie Mitglieder. Weiter heißt es, die Behörden warnten vor einem erhöhten Maß an Aktivismus und Gewaltaffinität. Es gebe offenbar Vernetzungen mit Kleinstparteien wie Der Dritte Weg und Die Heimat.
    Auch die Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank, Schnabel, verwies im Deutschlandfunk auf die zentrale Rolle der Sozialen Medien bei der Verbreitung rechtsextremistischer Hetze und Gewalt. Es gebe im Netz unzählige Beispiele, die zeigten, wie normalisiert der Rechtsextremismus in unserer Gesellschaft mittlerweile sei. Oft ohne jegliche Sanktionen kursierten auf den Plattformen rechte Inhalte und träfen dort auf die besonders vulnerable Zielgruppe der Jugendlichen, die es eigentlich zu schützen gelte.
    Diese Nachricht wurde am 21.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.