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Nachwuchs-Reiter
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen sexueller Übergriffe

Der deutsche Reitsport ist in Aufruhr. Das Magazin "Der Spiegel" berichtet über sexuelle Übergriffe und Alkoholexzesse. Dabei geht es um eine Gruppe hochkarätiger Nachwuchs-Springreiter. Nun wurde bekannt, dass gegen einen von ihnen auch offiziell ermittelt wird.

Von Sebastian Trepper | 03.09.2018
    Pferd und Reiter beim Springreiten
    Pferd und Reiter beim Springreiten (picture alliance / dpa / Fredrik von Erichsen)
    Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat Ermittlungen[*] gegen einen 20 Jahre alten Nachwuchs-Springreiter eingeleitet. Der Mann stamme aus dem Landkreis Neuwied in Rheinland-Pfalz, teilte die Behörde mit.
    Gegen ihn bestehe der vorerst pauschal erhobene Verdacht, dass er gegen junge Frauen sexuell übergriffig geworden sei. Auf Reitturnieren im In- und Ausland soll er allein oder mit weiteren Beteiligten die Frauen angegangen haben.
    Vorfälle bei der EM
    Grund für die Ermittlungen sind die Angaben eines Anzeigenerstatters, der sich wiederum auf Aussagen eines anderen Zeugen beruft. Nun soll die Polizei diesen Mann vernehmen.
    Der Spiegel hatte bereits darüber berichtet, dass die Staatsanwaltschaft Koblenz Hinweisen nachgehe. Ein junges Mädchen soll bei den Europameisterschaften im slowakischen Samorin Opfer einer Vergewaltigung oder sexueller Nötigung geworden sein. Zudem sollen bei dieser EM zwei Nachwuchsreiter im Alkoholrausch ein Hotelbett zerlegt haben. Ob es sich bei den Ermittlungen um diesen Fall handelt, blieb zunächst offen.
    Einzelheiten noch unklar
    Es gebe nur ein Verfahren, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Ob und wo dieser Beschuldigte gegebenenfalls Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung begangen haben könne, sei allerdings noch nicht geklärt und müsse im Laufe des Verfahrens erst noch ermittelt werden.
    Der Deutschen Reiterlichen Vereinigung liegt nach eigenen Angaben ein weiterer Fall aus dem Umfeld junger Springreiter vor, "in dem es um Vorwürfe aus dem Bereich sexualisierter Gewalt ging". Die Disziplinarkommission sprach eine 18-monatige Wettkampfsperre gegen den betroffenen Reiter aus. Die Entscheidung sei jedoch noch nicht rechtskräftig.

    [*] Anmerkung der Redaktion vom 21.9.2018:
    Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat das Ermittlungsverfahren eingestellt und teilt in einer Presseerklärung mit: "Nach den geführten Ermittlungen sind ... keine Handlungen des Beschuldigten erkennbar, die auf ein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten hindeuten. Das Verfahren war deshalb mangels eines gegen den Beschuldigten gerichteten hinreichenden Tatverdachts gemäß § 170 Abs. 2 StPO einzustellen."