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Neuer Präsident der US-Notenbank
Fed-Chef startet mit moderater Zinserhöhung

Der neue US-Notenbank-Chef Jerome Powell hat gleich bei seiner ersten Pressekonferenz Akzente gesetzt. So zeigte er sich viel auskunftsfreudiger als seine Vorgängerin Janet Yellen und äußerte sich zu tagespolitischen Fragen. Inhaltlich liegen die beiden jedoch ganz auf einer Linie.

Von Thilo Kößler | 22.03.2018
    Der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, verlässt eine Pressekonferenz nach der Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed in Washington, D.C.
    Der neue Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, nach der Pressekonferenz (imago / Kevin Dietsch)
    43 Minuten und 14 Sekunden dauerte die erste Pressekonferenz des neuen Fed-Chefs Jerome Powell, in der er die erste Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank in diesem Jahr verkündete: Dabei erlebte man einen äußerst konzentrierten, ausgesprochen gut vorbereiteten und vor allem auch auskunftsfreudigen neuen Präsidenten der Federal Reserve, der auf dem währungspolitisch mächtigsten Posten der Welt mit jedem Wort ein finanzpolitisches Erdbeben auslösen kann. So äußerte sich Powell überraschend auch zu den umstrittenen Strafzöllen, die Präsident Trump an diesem Freitag in Kraft setzen möchte. Er glaube nicht, dass sie von herausragender währungspolitischer Relevanz seien, sagte Powell.
    Die erneute moderate Zinserhöhung, die der Fed-Chef verkündete, wurde als Signal der Kontinuität gewertet. Mit der Anhebung des Leitzinses um 0,25 Prozent auf einen Zielkorridor von nunmehr 1,5 bis 1,75 Punkte setzt die Fed den Kurs der geldpolitischen Normalisierung fort. Alle Eckdaten sprächen dafür, sagte Powell: Der Arbeitsmarkt bleibe stark. Die Wirtschaft sei auf Wachstumskurs und die Inflationsrate bewege sich in Richtung der angepeilten Zwei-Prozent-Marke.
    Powell kündigte noch zwei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr an und sieht auch für 2019 drei Zinsschritte voraus. Im Vorfeld des Treffens war darüber spekuliert worden, ob der neue Fed-Chef unter dem Eindruck der zu erwartenden konjunkturellen Impulse durch die Steuerreform Donald Trumps möglicherweise energischer an der Zinsschraube drehen würde. Es bleibt jedoch bei dem moderaten Tempo, das bereits Powells Vorgängerin Janet Yellen vorgegeben hatte. Powell sprach von einem Mittelweg – es gehe ihm darum, zinspolitisch weder etwas zu überstürzen noch zu spät zu kommen.
    Für die Arbeitslosenrate, die jetzt bei 4,1 Prozent liegt und damit so niedrig wie seit 17 Jahren nicht, sieht Powell einen weiteren Rückgang voraus – Ende nächsten Jahres könnte sie bei 3,6 Prozent liegen. Das Wachstum schätzt die Fed auf 2,7 Prozent in diesem Jahr, auf 2,4 Prozent im nächsten Jahr. Und als dritten wichtigen Marker für die Politik der Notenbank sieht Powell die Inflationsrate im nächsten Jahr bei den erwünschten zwei Prozent.
    Überraschend äußerte sich Powell auch zum internationalen Handelsstreit und zu Trumps angekündigten Strafzöllen auf Stahl- und Aluminiumprodukte. Das Thema sei im Kreis der Boardmitglieder diskutiert worden, und einige von ihnen hätten von besorgten Äußerungen in Wirtschaftskreisen berichtet. Die Fed gehe jedoch nicht davon aus, dass sich der konjunkturelle Horizont verdunkeln werde, sagte Powell.
    Insofern setzte Powell durchaus ein Zeichen eines Neuanfangs: Eine derartige Einschätzung zu einer tagesaktuellen politischen Frage wäre bei Powells Vorgängerin Janet Yellen noch undenkbar gewesen.