Die meisten Journalistinnen und Journalisten hielten sich in Verstecken auf, so die deutsch-afghanische Journalistin, die bei der DW verantwortlich für die Afghanistan-Berichterstattung ist, "falls sie nicht das Land schon verlassen haben".
Die DW selbst habe "alle Korrespondent*innen aus dem Land gebracht", betont Waslat Hasrat-Nazimi. Doch man arbeite weiterhin mit Journalisten vor Ort zusammen. Auch andere Medienhäuser in Afghanistan würden ihr Programm fortsetzen. Doch das gelinge nur, "so gut es geht". Einige fingen schon an, "sich selbst zu zensieren".
ROG fordert unbürokratische Hilfe durch Bundesregierung
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) hatte am Mittwoch der Bundesregierung ein unkoordiniertes und intransparentes Vorgehen bei der Rettung afghanischer Medienschaffender vorgeworfen. Journalistinnen und Journalisten vor Ort müssten unter den Taliban um ihr Leben fürchten und sollten so schnell und unbürokratisch wie möglich Afghanistan oder unsichere Drittländer verlassen können, forderte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr.
Gespräche, die man in den vergangenen Wochen auf unterschiedlichen Ebenen mit dem Auswärtigen Amt und dem Bundesinnenministerium geführt habe, spiegelten diese Dringlichkeit aber nicht wider. Er begrüßte die pauschale Aufnahmezusage des Innenressorts vom Mittwoch für mehr als 2.000 Menschen aus Afghanistan. Wie viele der Medienschaffenden auf der Liste stehen, sei aber unklar.
Besonders dramatische Lage in den Provinzen
Einer der Journalisten, der es mit Hilfe von Reporter ohne Grenzen nach Deutschland geschafft hat, ist der ehemalige Chefredakteur der Tageszeitung "Hasht e Subh", Wahid Payman. Er warnte vor einem falschen Spiel der Taliban. "Um international anerkannt zu werden, geben sie vor, die Meinungs- und Pressefreiheit zu achten", sagte Payman. Man habe aber "Hunderte an Beweisen, dass es nicht so läuft".
Besonders dramatisch sei die Lage in den Provinzen, wo Medienschaffende noch massiver als in Kabul bedroht, geschlagen und auch gefoltert würden. Fast alle hätten mittlerweile die Arbeit eingestellt.
Angesichts aktueller Entwicklungen seien sehr viele Falschmeldungen im Umlauf, stellte Waslat Hasrat-Nazimi fest. Deshalb wolle man dabei helfen, zu verifizieren, "ob Informationen stimmen oder nicht", so die Journalistin über die Arbeit der DW.
Inhaltlich gehe vor allem darum, die Themen "Frieden", "Zivilgesellschaft" und "Menschenrechte" mit einem täglichen Nachrichtenprogramm "noch weiter nach vorne zu bringen". Das Radioprogramm erstellt der deutsche Auslandssender von Bonn aus.