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Neues Übernahmeangebot
Bieterschlacht um Osram

Der österreichische Chiphersteller AMS hat einen neuen Anlauf unternommen, um Osram zu übernehmen. Bei einem ersten Anlauf der Österreicher vor einigen Wochen hatte der Osram-Vorstand Zweifel geäußert, ob sich AMS einen Kauf der Münchner leisten könne. Doch AMS lässt nicht locker und legt nach.

Von Brigitte Scholtes | 12.08.2019
Zwei Ampeln zeigen vor der Zentrale der Firma Osram grünes Licht.
Ein neues Übernahmeangebot für die Beleuchtungsfirma Osram liegt vor (picture alliance)
Der Leuchtenhersteller Osram ist begehrt, obwohl es dem Unternehmen aktuell eigentlich nicht gut geht. Nach den Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle hat nun auch der österreichische Halbleiterproduzent AMS wieder ein Angebot zur Übernahme an die Aktionäre unterbreitet. Das liegt mit 38,50 Euro je Aktie höher als die bisher von Bain und Carlyle gebotenen 35 Euro. Die waren sowohl dem Großaktionär, der Allianz Global Investors, als auch der SdK, der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre, zu wenig.
Deren Sprecher Daniel Bauer meint: "Wir begrüßen generell, dass sich AMS jetzt um die Übernahme der Osram auch bemüht. Aber dennoch halten wir auch die 38,50 Euro für nicht angemessen. Wenn es jetzt eine reine Barkomponente wäre, dann reden wir hier aus unserer Sicht um einen Wert für die Osram Aktie zwischen 45 und 50 Euro."
Ist die Osram-Aktie derzeit unterbewertet?
Ein höherer Wert sei angemessen, meint nicht nur die SdK, weil Osram strategisch zukunftsorientiert aufgestellt sei. Die frühere Siemens-Tochter stellt mittlerweile vor allem LEDs und Optoelektronik für die Autoindustrie und zum Einsatz in Smartphones her. In beiden Branchen aber laufen die Geschäfte derzeit schlecht. Das wollen die Bieter ausnutzen, erklärt Stefan Schöppner, Analyst der Commerzbank:
"Die beiden Finanzinvestoren haben ein mittel- bis langfristiges Interesse, typischerweise so drei bis fünf Jahre. Und die halten Osram im Moment aufgrund der kurzfristigen Konjunkturprobleme für stark unterbewertet. Und die würden dann sich jetzt beteiligen, würden die öffentliche Aufmerksamkeit rausnehmen, würden dann warten, bis Osram wieder mehr wert ist, wenn das wieder alles richtig läuft."
AMS unterbreitet schon die zweite Offerte, im Juli hatte der Chiphersteller aus der Steiermark das erste Angebot zurückgezogen. Es gibt noch weitere Unterschiede zwischen den Bietern, erklärt Daniel Bauer von der SdK.
"In diesem Fall ist es so, dass Bain und Carlyle mit einem sehr, sehr hohen Kapitalanteil die Übernahme finanzieren würden. Das heißt, hier droht nicht das klassische Modell der Heuschrecke, die dann Osram mit einem hohen Berg an Schulden beladen und dadurch das operative Geschäft eventuell in Mitleidenschaft gezogen wird. Hier ist es sogar andersherum, dass die AMS plant, einen hohen Milliardenbetrag für die Übernahme an Fremdkapital aufzunehmen, um eben die Übernahme finanzieren zu können."
AMS lockt mit Produktionsverlagerung nach Deutschland
Auch wenn die Österreicher zusichern, die LED-Produktion von Asien nach Deutschland zu verlegen, würde AMS wahrscheinlich das auf Privatverbraucher gerichtete Geschäft verkaufen. Und nicht nur das, sagt Analyst Schöppner von der Commerzbank:
"Der würde, sonst würde es keinen Sinn machen, Osram dann in den eigenen Konzern integrieren, was zu sehr viel größeren Verwerfungen führt als wenn Osram alleine weitermacht und nur jetzt sich langfristig besser aufstellt über verbesserte Kostenstrukturen wie bei den Finanzinvestoren."
Die Aktie hat jedenfalls nach der neuerlichen Offerte von AMS zugelegt auf knapp 35 Euro. Doch Anfang des vergangenen Jahres notierte sie noch bei 80 Euro. Auch das ist wahrscheinlich ein Grund, warum die alten Anteilseigner noch nicht verkaufen wollen.