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NRW-Schulen in Zeiten von Corona
Besser Lüften und zurück zur Maskenpflicht

Nordrhein-Westfalen führt nach den Herbstferien die Maskenpflicht im Unterricht wieder ein. Das betrifft Schüler ab der fünften Klasse. Zudem gibt es von der Landesregierung 50 Millionen Euro für Luftreinigungsanlagen. Opposition und Lehrerverbänden reicht das nicht.

Von Vivien Leue | 22.10.2020
Nahaufnahme von Kopf und Schultern der Schülerin, die ein blaue Maske trägt und mit konzentriertem Blick schreibt.
Schüler ab der 5. Klasse müssen in Nordrhein-Westfalen nach den Herbstferien auch an ihrem Sitzplatz im Unterricht wieder Maske tragen. Die Regelung soll bis zu den Weihnachtsferien gelten. (Guido Kirchner/dpa)
Für knapp zweieinhalb Millionen Kinder in Nordrhein-Westfalen geht am Montag nach den Herbstferien die Schule wieder los - und sie werden sich wohl warm anziehen müssen. Denn eines der Patentrezepte gegen Viren im Klassenzimmer heißt "nämlich Stoßlüften alle 20 Minuten, Querlüften wo immer es möglich ist und natürlich Lüften während der gesamten Pausendauer", so NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer von der FDP. Die Raumtemperatur sinke dabei auch nur um zwei bis drei Grad.
90 Prozent der Schulen seien gut zu lüften, sagt ihre Kabinettskollegin, Kommunalministerin Ina Scharrenbach, CDU. "Und da, wo nicht regelmäßig gelüftet werden kann, da wollen wir Sorge dafür tragen, dass mobile Luftreinigungsgeräte angeschafft werden können, das wird übrigens auch für die Sport- und Mehrzweckhallen gelten, die auch für den Schulbetrieb genutzt werden."
Coronavirus
Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)
Maskenpflicht und Geld für neue Anlagen
Die schwarz-gelbe Landesregierung will dafür in der kommenden Wochen ein entsprechendes Sonderprogramm in Höhe von 50 Millionen Euro auf den Weg bringen. Bis die Anlagen also in den Schulen ankommen, wird es noch etwas dauern. Ein weiteres Rezept gegen Corona-Infektionen heißt Maskenpflicht. Ähnlich wie in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein müssen Schüler ab der fünften Klasse die Maske nun auch wieder im Unterricht tragen. "Wir haben mit der Maske im Unterricht sehr gute Erfahrungen gemacht und sie ist jetzt eine weitere Präventionsmaßnahme." So Schulministerin Gebauer. Lehrer und Lehrerinnen dürfen die Maske allerdings absetzen, wenn sie 1,50 Meter Abstand halten können.
RKI empfiehlt für Risikogebiete strengere Regeln für den Schulbetrieb
In Nordrhein-Westfalen leben mittlerweile zwei Drittel der Menschen in sogenannten Risikogebieten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 50 Neuinfektionen. Für diese Gebiete empfiehlt das Robert-Koch-Institut strengere Regeln für den Schulbetrieb – unter anderem geteilte, also kleinere Klassen. Das sei aber kaum umzusetzen, sagt Gebauer – und auch viele andere Bundesländer haben diese Empfehlung bereits abgelehnt.
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Wie viele gemeldete Coronavirusfälle gibt es in Deutschland? Verlangsamt sich die Ausbreitung des Virus, wie entwickeln sich die Fallzahlen international? Wie die Zahlen zu bewerten sind – ein Überblick.
"Die Situation in Nordrhein-Westfalen ist in Bezug auf den Lehrerbedarf sicherlich eine angespannte. Und wenn Sie in das Modell der kleineren Lerngruppen gehen, hat das zur Folge, dass wir zusätzlichen Raum brauchen in Schulen …" – der einfach nicht da sei.
Opposition: NRW-Schulministerin läuft Entwicklungen hinterher
Die Opposition im Landtag kritisiert, dass die Schulministerin der Entwicklung erneut hinterherlaufe. Vieles hätte man schon längst auf den Weg bringen können. Im WDR sagte NRW-Grünen-Chef Felix Banaszak: "Wir haben seit Monaten gefordert, dass man jetzt mal an anderen Lösungen arbeitet, also mehr Personal einstellt, beispielsweise die, die jetzt gerade in den Lehramtsstudiengängen sind, dass man Vereinsheime, Kirche, VHS-Räume nutzt."
Präsenzunterricht aufrechterhalten - so lange es geht
Auch Lehrer-Gewerkschaften bemängeln, die Beschaffung von Luftreinhalte-Anlagen komme viel zu spät. Dass die Maske wieder im Unterricht getragen werden muss, begrüßen sie dagegen. Für NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer sind Schulen dennoch auch jetzt in Zeiten stark steigender Infektionszahlen sichere Orte..
"Das Infektionsgeschehen an unseren Schulen ist nach wie vor gering. Schulen sind keine Hotspots, und es gab auch keinen unkontrolliertes Infektionsgeschehen an unseren Schulen. Dieses Bild zeigt sich in allen Bundesländern." Für sie bleibt es dabei: Der Präsenzunterricht soll, so lange es geht, aufrechterhalten werden.