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Öffentlich-rechtliches Kulturangebot
Deal um den Rundfunkbeitrag?

Die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland wollen eine gemeinsame digitale Kulturplattform unter Federführung des MDR aufbauen. Doch ein anderer Sender will bei dem Projekt nicht mitmachen - und sieht sich von der Politik in der Debatte um den Rundfunkbeitrag unter Druck gesetzt.

Christoph Sterz im Gespräch mit Brigitte Baetz | 25.05.2020
Das Funkhaus des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) in Halle/Saale
Das neue Konzept wird beim federführend zuständigen Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) entwickelt (dpa/ Hendrik Schmidt)
Eine gemeinsame Berichterstattung über Konzerte, Ausstellungen und weitere Kulturerlebnisse – damit wollen die ARD-Sender sowie das Deutschlandradio und das ZDF ab Anfang 2021 Online-Nutzer erreichen. Die Intendantinnen und Intendanten der ARD einigten sich in einer Videoschalte darauf, dass dafür eine Kulturplattform aufgebaut werden soll.
Es sei allerdings noch nicht klar, sagte Medienjournalist Christoph Sterz im Dlf, "ob es eine App geben wird, eine Mediathek oder eine Online-Seite". Das Konzept werde nun beim federführend zuständigen Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) am Standort in Halle entwickelt.
Der Bayerische Rundfunk beteiligt sich nicht an dem Projekt und weist auf mögliche politische Einflussnahme hin. BR-Intendant Ulrich Wilhelm spreche von einer Grenzüberschreitung im Zusammenhang mit dem Kulturangebot, sagte Christoph Sterz. "Der Vorgang könnte nach einem medienpolitisch unzulässigen Deal aussehen, nach dem Motto: wenn ihr eine ARD-Einrichtung in Sachsen-Anhalt aufbaut, dann sorgen wir als Landesregierung dafür, dass ihr einen höheren Rundfunkbeitrag bekommt."
Kritik aus Sachsen-Anhalt
Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, beklagte zuletzt, dass sich fast keine gemeinsame ARD-Einrichtung in den ostdeutschen Bundesländern befinde. Bei der geplanten Erhöhung des monatlichen Rundfunkbeitrags von 17,50 Euro auf 18,36 Euro hatte sich Sachsen-Anhalt als einziges Bundesland bei der Zustimmung der Ministerpräsidenten enthalten, erinnerte Sterz.
Auf die Frage, warum die Wahl auf den Standort Halle im MDR-Sendegebiet fiel, betonte der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Tom Buhrow allerdings, dass es andere Gründe gebe: "Erstens: Die Region ist der ideale Standort für eine entsprechende Ansiedlung. Es gibt eine große international anerkannte Kreativ-Szene, erstklassige Museen und Ausstellungen mit Weltruhm, Orchester und Opernhäuser mit jahrhundertelanger Tradition, außergewöhnliche Chöre, eine breite Literaturlandschaft, und und und...", so Buhrow gegenüber der dpa.
MDR-Intendantin Karola Wille, deren Sender die Idee des gemeinsamen Kulturangebots entwickelte, habe auf die besonderen kulturellen Höhepunkte der vergangenen Wochen verwiesen.