Französiche Ligue 1
Serienmeister Olympique Lyon droht der Zwangsabstieg

Frankreichs einstigem Serienmeister Olympique Lyon droht die Zweitklassigkeit. Der Traditionsklub hat Schulden von über 500 Millionen Euro. Der Niedergang Lyons ist aber nicht das einzige Problem im französischen Spitzenfußball.

Von Constantin Eckner |
Alexandre Lacazette und seine Teamkollegen klatschten nach dem Spiel der Ligue 1 zwischen Olympique Lyonnais und Saint-Etienne im Groupama Stadium Beifall.
Trotz einer bisher guten Saison droht Lyons Alexandre Lacazette (Mitte) und seinen Teamkollegen am Ende der Saison wohl der Zwangsabstieg aus der französischen Spitzenliga Ligue 1. (IMAGO / Icon Sport / IMAGO / FEP)
Die Ligue 1 zählt zu den Top-Fünf-Ligen im europäischen Männerfußball. Ein Blick auf die Tabelle der Champions League untermauert diesen Eindruck momentan. Die AS Monaco ist unter den besten acht, Brest und Lille liegen auf den Plätzen elf und zwölf innerhalb der Vorrunde mit 36 Teilnehmern. Doch der französische Spitzenfußball sorgt auch für Negativschlagzeilen.

Lyon drücken Schulden von 508 Millionen Euro

Die jüngsten Meldungen betreffen Traditionsklub Olympique Lyon. Der siebenfache Meister hat Schulden in Höhe von 508 Millionen Euro, ihm droht der Zwangsabstieg am Ende der Saison.
"Ich denke, der Wendepunkt war der Verkauf an John Textor", sagt Julien Laurens, ein französischer Fußballjournalist vom US-Sender ESPN. "Jean-Michel Aulas war ein großartiger Eigentümer und Präsident von Lyon für viele, viele Jahre. Er übernahm den Klub Mitte der Achtziger in der zweiten Liga. Ich denke, man befand sich damals im unteren Teil der Tabelle der zweiten Liga. Und daraus wurde ein hervorragender Klub aufgebaut, der sehr erfolgreich war."

Lyon wurde siebenmal französischer Meister

So gewann Lyon sieben Meisterschaften in Folge, kam des Öfteren in der Champions League sehr weit, ärgerte große Clubs wie Bayern München und Real Madrid. Aber der über-siebzigjährige Aulas entschied sich vor wenigen Jahren zum Verkauf.
"Es gab viele Bewerber, Leute, die den Klub kaufen wollten. Und er entschied sich für John Textor, ein amerikanischer Geschäftsmann. Doch dieser brauchte andere Leute, die mit ihm investierten und den Klub für um die 800 Millionen Euro kaufen konnten. Das ist sehr viel, selbst angesichts der ganzen Assets, die Lyon wahrscheinlich zu hoch bewertete. Wahrscheinlich haben sie zu viel bezahlt. Doch ich denke, um das zu stemmen, musste Geld geliehen werden. Daraufhin wollten sie sofort einen positiven Effekt. Deshalb wurden viele teure Spieler auf dem Transfermarkt gekauft", sagt Laurens.

Verfehlte Personalpolitik

Auch Alexis Menuge, der als Experte Spiele der Ligue 1 für den Streaminganbieter DAZN begleitet, sieht die verfehlte Personalpolitik als Hauptgrund für die Misere von Lyon, zumal Spieler wie Corentin Tolisso und Alexandre Lacazette schon länger sehr hohe Gehälter bekommen. "Und das hat sich angehäuft, sodass Textor dann mehr Quantität als Qualität verpflichtet hat. Im Winter vor einigen Jahren hat er gut zehn Spieler geholt und so war der Kader mit knapp 30 Spielern besetzt und man hat nicht mal Europapokal bestritten, sodass der Kader einfach zu üppig besetzt war."

Kontrollbehörde sprach Transfersperre aus

Sinkende Zuschauereinnahmen taten ihr Übriges. Das rief die nationale Kontrollbehörde DNCG auf den Plan, die regelmäßig die Finanzen der französischen Erstligisten unter die Lupe nimmt. Sie sprach als Strafe gegen Lyon einen provisorischen Zwangsabstieg sowie eine Transfersperre aus. Der Abstieg ließe sich nur verhindern, sollte der Klub bis Ende des Jahres rund 100 Millionen Euro einnehmen. Manch ein Top-Verdiener sollte bereits gehen, aber Transfers von Kapitän Lacazette, Rayan Cherki oder Ernest Nuamah kamen nicht zustande.

Nicht nur Olympique Lyon hat massive Probleme

Doch nicht nur Olympique Lyon hat derzeit massive Probleme. Kürzlich durchsuchten französische Finanzstaatsanwälte die Geschäftsräume des Ligaverbands LFP und der Investmentfirma CVC Capital Partners. Es geht um einen Investmentdeal zwischen beiden Parteien. Ähnlich wie der Anfang des Jahres heiß debattierte Investmentdeal zwischen der Deutschen Fußball Liga und CVC, welcher aufgrund anhaltender Tennisball-Proteste nicht zustande kam.
Bei den Ermittlungen geht es unter anderem um den Vorwurf der Bestechung von Amtsträgern sowie unzulässigen Interessenskonflikten. "Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, was viele vermuten und befürchten, dann wird es schwer für die Liga, nicht zu überleben, das wäre vielleicht übertrieben. Aber da wäre das Image noch einmal mehr angekratzt", sagt Alex Mergue.

Fernsehvermarktung für die Liga 1 schwächelt

Zudem sind die Vertragsinhalte bedenklich. 13 Prozent der Erlöse aus der Vermarktung der Liga gehen jährlich an CVC. Zugleich befindet sich die Ligue 1 seit geraumer Zeit in der Abwärtsspirale in puncto Fernsehvermarktung. Der Vertrag mit der spanischen Mediapro Group platzte während der Pandemie 2020, der französische Sender Canal+ sprang ein, zog sich jedoch im vergangenen Sommer zurück und überträgt nun für das französische Publikum lieber die englische Premier League. Das generelle Zuschauerinteresse ist im Zuge des Wechsels von Superstar Kylian Mbappé von Paris Saint-Germain zu Real Madrid noch einmal gesunken.
Das sind auch keine guten Nachrichten für Olympique Lyon, das von Mehreinnahmen für die Liga profitiert hätte.