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Palmöl-Bann der EU
Malaysia wehrt sich gegen Verbot

Malaysia, einer der Hauptproduzenten von Palmöl, spricht von unfairen Praktiken und einem Handelskrieg, denn nach dem Willen des EU-Parlaments soll das Produkt in Biokraftstoffen ab 2021 verboten werden. Bedenken kommen auch von Umweltschützern - die fordern vor allem einen umweltverträglicheren Anbau.

Von Dieter Nürnberger |
    Zwei Arbeiter ernten die Früchte der Ölpalme auf einer Plantage in Malaysia.
    Zwei Arbeiter ernten die Früchte der Ölpalme auf einer Plantage in Malaysia. (picture alliance / dpa / epa Barbara Walton)
    Bereits kurz nach der Entscheidung des EU-Parlaments im Januar, Palmöl in Biokraftstoffen ab 2021 zu verbieten, gingen in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur Tausende von Plantagenbauern auf die Straße. Unterstützt von der Regierung, die vor "unfairen Praktiken" und einem "Handelskrieg" warnte. Malaysia ist nach Indonesien der zweitgrößte Exporteur von Palmöl, beide Länder decken derzeit mehr als 80 Prozent des weltweiten Marktes ab. Grund genug für den malaysischen Plantagenminister Datuk Seri Mah, für das umstrittene Öl zu trommeln. Gegenwärtig bereist er einige europäische Hauptstädte.
    "In Malaysia gibt es mehr als 650.000 Kleinbauern, deren Wohlergehen vom Palmöl abhängt. Unser Export in die EU betrug in den vergangenen Jahren im Durchschnitt mehr als zwei Millionen Tonnen Palmöl - und mehr als 30 Prozent davon wird in Biokraftstoffen eingesetzt. Sollte es ein Verbot in diesem Bereich geben, hätte dies große Auswirkungen auf den Export."

    Obwohl der pflanzliche Rohstoff auch in Biokraftstoffen eingesetzt wird, gilt Palmöl als Klimakiller. Für die Produktion werden weltweit Regenwälder gerodet, die Auswirkungen auf die Artenvielfalt sind beträchtlich. Doch betonen selbst Umweltschützer, dass ein Verbot der Palmölnutzung im Tank nicht per se die ökologischen Probleme lösen kann. Beispielsweise Ilka Petersen, Expertin für Agrarrohstoffe bei der Umweltorganisation WWF:
    "Grundsätzlich sagen wir auch, dass Palmöl im Tank hier bei uns nicht unbedingt eine gute Alternative ist, allerdings hilft es auch nichts, das Palmöl mit irgendeinem anderen pflanzlichen Öl auszutauschen. Weil eben die Ölpalme per se keine schlechte Pflanze ist. Sie ist nämlich sehr ertragreich auf der Fläche."
    Sicht von oben auf Palmölplantagen und Urwald.
    Die Palmölplantagen - hier in Indonesien - verdrängen den Urwald. (imago/stock&people/Xinhua)
    WWF für mehr zertifizierte Produkte
    Der WWF setzt deshalb auf eine Änderung des Verbraucherverhaltens und auf einen umweltverträglicheren Anbau der Ölpalmen, auf zertifizierte Produkte, die zumindest für gewisse ökologische Standards wie den Stopp der weiteren Abrodung für den Ölpalmenanbau stehen.
    Der malaysische Plantagenminister verweist auf ökologische Fortschritte: 50 Prozent der Wälder seien inzwischen geschützt, der Fokus liege auf Produktivitätssteigerungen, ein eigenes Zertifikat sei installiert worden. Gestern abend traf Datuk Seri Mah Staatssekretär Matthias Machnig aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Nach dem Beschluss des EU-Parlaments müssen noch Ministerrat und EU-Kommission zustimmen. Die deutsche Position scheint noch nicht endgültig klar zu sein. Zum Verlauf des Gesprächs nur so viel:
    "Wir sind eine Handelsnation. Sollte es ein Verbot von malaysischen Produkten in einem Land geben, dann müssen wir selbstverständlich mit ähnlichen Maßnahmen reagieren. Aber ich bin optimistisch. Ich bin sicher, dass es möglich sein wird, eine praktische Regelung für beide Seiten zu finden."
    Malaysia liefert rund 13 Prozent seiner Palmölausfuhren nach Europa. Im Vergleich zu anderen Ländern wie China oder Indien ist der EU-Verbrauch relativ gering. Egal wie die Debatte ausgeht, den Todesstoß kann die EU der umstrittenen weitweiten Palmöl-Industrie damit nicht versetzen.