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Personalberaterin: Frauen sind zu bescheiden

Frauen arbeiteten einfach zu wenig in gut bezahlten Berufen, sagt Cornelia Hopp, Miteigentümerin einer Personalberatung in Bremen. Zudem seien sie auch noch häufig schlecht informiert über die üblichen Gehälter in ihrer Branche und forderten in Gehaltsverhandlungen nicht genug. Das ließe sich dann kaum noch aufholen.

Cornelia Hopp im Gespräch mit Jule Reimer |
    Jule Reimer: Heute ist Equal Pay Day, der Tag der gleichen Entlohnung für gleiche Arbeit. Dieser Tag wird von zahlreichen Frauen-Berufsverbänden unterstützt, denn Frauen verdienen heutzutage in Deutschland im Schnitt immer noch fast ein Viertel weniger als Männer. Am Telefon in Bremen bin ich mit Cornelia Hopp verbunden. Sie ist Miteigentümerin der Peter-Braun-Personalberatung. Frau Hopp, Sie beraten Unternehmen bei der Suche nach Personal und sitzen also den Bewerberinnen gegenüber. Was ist aus Ihrer Sicht der wichtigste Fehler, den Frauen bei Gehaltsverhandlungen begehen?

    Cornelia Hopp: Also ich möchte zunächst mal sagen, dass wir in unserer Beratungsgesellschaft in der Regel ja Spezialisten und Führungskräfte für unsere Mandanten rekrutieren. Die Gehälter, mit denen wir es zu tun haben, bewegen sich also auf einem eher gehobenen Niveau. Wir erleben aber leider auch in diesem Bereich die gehaltlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen sehr deutlich.
    Wenn ich jetzt einen Fehler definieren sollte, so ist es der der Uninformiertheit. Das muss man ganz klar sagen. Frauen wissen häufig nicht, was üblicherweise in ihrer Branche oder auch für ihre Position, für die sie sich bewerben, gezahlt wird. Dabei gibt es wirklich viele Möglichkeiten, sich zu diesem Thema schlau zu machen. Im Internet gibt es Portale, die so eine Art, wenn man so will, Einkommens-Check anbieten, der zum Teil aufgelistet ist sogar nach Regionen. Also hat man wirklich die Chance, eben auch gut informiert in solche Gehaltsverhandlungen zu gehen.

    Reimer: Wie erleben Sie Frauen in Gehaltsverhandlungen? Treten die ausreichend selbstbewusst auf im Vergleich zu den Männern?

    Hopp: Ja das ist wirklich ein Problem. Frauen sind häufig zu bescheiden und sie sind eher bereit, erst mal zu zeigen, was sie können, erst mal ihre Leistungen unter Beweis zu stellen, und dann kann man ja, weiß ich nicht, nach Ablauf der Probezeit beispielsweise auch noch mal über das Gehalt reden. Aber ich muss sagen, ich kann da wirklich nur den Tipp geben, dass das, was man nicht von vornherein verhandelt hat, später auch wirklich kaum noch aufgeholt werden kann. Und wenn man dann so eine Karriere hat mit verschiedenen Stationen, ist es natürlich so, dass sich das im Laufe der Jahre letztlich auch aufsummiert, in negativer Weise natürlich.

    Reimer: Das heißt, es gibt auch strukturelle Ursachen dafür, dass Frauen weniger verdienen?

    Hopp: Gut, es gibt natürlich oder leider, muss man sagen, strukturelle Probleme. Frauen arbeiten ja häufig in schlechter bezahlten Branchen, also in sozialen Berufen, in Pflegeberufen, in Kindergärten, und häufig eben auch in Teilzeit. Man findet Frauen einfach zu wenig in den Berufen, in denen es auch die besser bezahlten Positionen gibt. Ich verweise hier beispielsweise auf die MINT-Berufe, also alles das, was mit Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu tun hat. Ich finde, es muss eine unbedingte Zielsetzung sein, mehr Frauen in diese Berufe zu bekommen. Dann werden wir mittelfristig auch das Problem der ungleichen Bezahlung zumindest deutlich reduzieren können.

    Reimer: Oder vielleicht auch mehr Männer in soziale Berufe? Vielleicht bessert sich ja die Gehaltsstruktur dann auch.

    Hopp: Genau. Das ist seit Jahren mein Thema. Absolut richtig.

    Reimer: Man möchte ja aber auch den Job kriegen. Also gibt es unter Umständen für mich auch gute Gründe, nicht zu fordernd aufzutreten, denn wenn ich zu viel will, dann kriegt es vielleicht jemand, der billiger ist.

    Hopp: Ja, gut. Man darf den Rahmen natürlich nicht überziehen, das ist völlig klar. Schließlich will man den Job bekommen, wie Sie sagen. Aber das ist ein "Problem", was sowohl für Männer als auch für Frauen ja zutrifft. Jemand, der, ich sage mal, von einem Jahresgehalt von 60.000 Euro beispielsweise kommt und 90.000 Euro verdienen möchte, der wird keine Chance haben, der macht sich unglaubwürdig in Gehaltsverhandlungen. Also es gehört immer für beide Seiten natürlich auch so eine Art Fingerspitzengefühl bei den Verhandlungen dazu. Aber ich sage mal, mit dem Charme, den wir Frauen ja haben, lässt sich in der Regel dann ein Kompromiss, oder ein Mittelweg finden, der für beide Seiten noch akzeptabel ist.

    Reimer: Tipps zu Gehaltsverhandlungen für Frauen von der Unternehmerin und Personalberaterin Cornelia Hopp. Danke nach Bremen.

    Hopp: Gerne!