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Platini in Polizeigewahrsam
Kein Kommentar der UEFA

Der ehemalige UEFA-Präsident Michel Platini steht im Mittelpunkt von Ermittlungen der Anti-Korruptions-Abteilung der französischen Kriminalpolizei. Es geht um die umstrittene WM-Vergabe an Katar und um ein Treffen im Élysée-Palast. Die Reaktionen von UEFA und FIFA fallen dürftig aus.

Von Dietrich Karl Mäurer |
Der ehemalige UEFA-Präsident Michel Platini im Mai 2017.
Der ehemalige UEFA-Präsident Michel Platini ist von der Polizei in Gewahrsam genommen worden (AFP / JEAN-CHRISTOPHE VERHAEGEN)
"We have no comment to make." Auf Deutsch: "Kein Kommentar". Enttäuschend kurz fiel die Reaktion des europäischen Fußballverbands aus, auf die Meldungen, dass der ehemalige UEFA-Präsident Michel Platini in Frankreich in Polizeigewahrsam genommen wurde - im Zuge von Korruptionsermittlungen rund um die Vergabe der Fußball WM 2022 an Katar. Etwas ausführlicher in der Form, wenn auch nicht im Inhalt, die Stellungnahme des Weltfußballverbandes in Zürich. Die FIFA teilte schriftlich mit:
"Die FIFA ist über die heutigen Pressemeldungen über Herr Michel Platini informiert. Da wir nicht alle Details bezüglich der Angelegenheit haben, sind wir nicht in der Lage diese weiter zu kommentieren. Wir bitten um Ihr Verständnis. (Im Allgemeinen möchte die FIFA jedoch ihr uneingeschränktes Engagement für die Zusammenarbeit mit den Behörden eines jeden Landes bekräftigen, in dem Untersuchungen im Zusammenhang mit Fußball-Aktivitäten durchgeführt werden.)"
Auf Einladung von Nicolas Sarkozy im Elysee-Palast
Michel Platini soll befragt worden sein von der Anti-Korruptions-Abteilung der Kriminalpolizei in Nanterre bei Paris. Die Fragen drehten sich Medienberichten zu Folge um ein Treffen im Élysée-Palast. Eingeladen hatte Frankreichs damaliger Präsident Nicolas Sarkozy. Teil nahmen neben Michel Platini, der Emir von Katar und der Premierminister von Katar. Angeblich sollen bei dem Mittagessen Absprachen über die WM Vergabe an das Emirat getroffen worden sein.
Nicolas Sarkozy (l) gibt Michel Platini (r) die Hand. |
Frankreichs damaliger Präsident Nicolas Sarkozy soll Michel Platini zu einem Treffen in den Elysee-Palast eingeladen haben (picture alliance / dpa / EPA / Laurent Gillieron)
Katar sollte den französischen Fußballklub Paris St. Germain kaufen, im Gegenzug würde Platini seine Kontakte spielen lassen und für Stimmen bei der WM-Vergabe werben. Der Anwalt von Michel Platini meldete sich am Nachmittag. In einer schriftlichen Erklärung heißt es, dass sein Mandant in Polizeigewahrsam genommen wurde, habe technische Gründe. Michel Platini sei als Zeuge vernommen worden. Er habe sich nichts vorzuwerfen.
Im Exklusivinterview äußerte sich der ehemalige FIFA-Sprecher Guido Tognoni. Natürlich gelte für Michel Platini die Unschuldsvermutung:
"So wie ich das verstehe, ist er bis jetzt nur als Zeuge einvernommen worden. Er ist natürlich in gewisser Hinsicht ein Mittäter. Er war Mitglied des Exekutivkomitee, er hat für Katar gestimmt, aber zurzeit ist er nur als Zeuge einvernommen worden."
Michel Platini ist umringt von Reportern mit Mikrofonen und Kameras.
Platini in Polizeigewahrsam
Der ehemalige UEFA-Chef Michel Platini ist laut Medienberichten in Frankreich festgenommen worden. Die Polizei soll sich für die Umstände der Fußball-WM-Vergabe nach Katar interessieren. Schon kurz nach der Vergabe 2010 waren Korruptionsvorwürfe laut geworden.
Die Gespräche im Élysée-Palast sind für Guido Tognoni nichts Unbekanntes:
"Ja, die haben stattgefunden. Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass der damalige Präsident Sarkozy Platini massiv beeinflusst hat in Anwesenheit des Emirs oder des Sohnes des Emirs. Also Platini stand da wirklich unter Druck und er hat offensichtlich auch für Katar gestimmt. Die Frage ist nur noch: War es nur Druck oder gab es dahinter noch mehr?"
Ehemaliger FIFA-Sprecher erwartet keine Aufklärung
Der ehemalige FIFA-Pressechef hat sich auch Gedanken gemacht über das Interesse von Nicolas Sarkozy in der Sache mitzumischen:
"In einer Hinsicht hat Nicolas Sarkozy private Probleme gehabt zu jener Zeit und bis jetzt ist man immer davon ausgegangen, dass der Emir ihm ein Darlehen gegeben hat für bestimmte private Zwecke, über die wir uns jetzt hier nicht auslassen müssen. Und zweitens ist natürlich Katar für jede Nation ein interessanter Handelspartner. Katar hat überall investiert in ganz Europa, in der ganzen Industrie."
Und auch im Fußball - siehe der Einstieg Katars beim Klub Paris St. Germain. Eine komplette Aufklärung in der Angelegenheit erwartet der Ex-Fifa-Sprecher Guido Tognoni übrigens nicht:
"Ich denke, restlos nicht. Ich denke, das wird irgendwie so enden wie die Affäre um das deutsche Sommermärchen. Letzten Endes muss man sich fragen, ist der Aufwand den Ertrag noch wert. Ich glaube nicht, dass man alles aufklären kann, zumal einige der Akteure bereits gestorben sind oder nicht mehr im Amt sind."