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Raumsonde Rosetta
Rendezvous im Weltall

"Rosetta" geht auf Tuchfühlung mit "Tschuri". Das klingt romantischer, als es ist: Wenn die europäische Raumsonde in eine Umlaufbahn um den Kometen "Tschurjumow-Gerasimenko" eintritt, stecken samt Vorbereitung rund 20 Jahre harte Arbeit und technische Klippen in der Kometenmission. Denn die Annäherung soll viele neue Erkenntnisse bringen.

Von Ludger Fittkau |
    Die Raumsonde Rosetta und der Lander Philae schweben über der Kometenoberfläche von 67P. Künstlerische Darstellung eines Illustrators.
    Die Raumsonde Rosetta und der Lander Philae über der Kometenoberfläche von 67P, so wie sie sich ein Illustrator vorstellte. (ESA/J. Huart, 2013)
    Ein Leck in einer Treibstoffleitung nach zwei Jahren, ein verzögertes Aufwachen aus einem künstlichen, 30 Monate dauernden Winterschlaf, die fortwährende und komplizierte Suche nach dem richtigen Abstand zur Sonne - die Kometenmission der Europäischen Weltraumbehörde ESA hatte in den zehn Jahren, in denen die Raumsonde "Rosetta" jetzt im Weltraum unterwegs ist, manch heiklen Moment zu überstehen.
    "Das ist ein sehr kompliziertes Biest. Es sind auch Dinge an Bord passiert. Sie hat einen Computer-Reset gehabt, was man zuhause am Computer auch hat, aber sie hat sich zum Glück immer wieder selbst korrigiert."
    Gerhard Schwehm hat jahrelang als Manager der Kometen-Mission die Aufgabe gehabt, das "komplizierte Biest" Rosetta auf Kurs zu halten. Inklusive der Vorbereitungen beschäftigt er sich schon rund 25 Jahre mit dem Projekt. Wenn "Rosetta" heute um 11.35 in die Umlaufbahn des entenförmigen Kometen " Tschurjumow-Gerasimenko" eintritt, fällt dem Pfälzer ein Stein vom Herzen:
    "Erst einmal ist es jetzt ein Gefühl der großen Zufriedenheit. Es hat geklappt. Es sind ja sehr viele Hürden, die man überwinden muss und jetzt sind wir da. Und jetzt haben wir anderthalb Jahre Zeit, um wirklich den Kometen zu studieren."
    Rosetta soll Messgeräte absetzen
    Wenn der Eintritt Rosettas in den Orbit des Kometen "Tschurjumow-Gerasimenko" heute Mittag erfolgreich verläuft, wird eine provisorische Umlaufbahn gewählt, die es möglich macht, das Gravitationsfeld des Kometen zu bestimmen, betont Gerhard Schwehm:
    "Das kennen wir ja noch nicht. Wir wissen erst seit drei Wochen, wie die Oberfläche aussieht. Dann müssen wir das Gravitationsfeld bestimmen. Bis wir in eine feste Umlaufbahn wie ein Erdsatellit gehen, müssen wir es genau kennen."
    Im November schließlich soll "Rosetta" so nah wie möglich an den Kometen heranfliegen, um ein 100 Kilo schweres Landeobjekt mit zehn Messgeräten abzusetzen. Etwas mehr als ein Jahr lang sollen dann Daten aller Art von der Oberfläche des Kometen an die Erde gesendet werden.
    "Das Erste ist, wir wollen verstehen, wie ein Komet funktioniert. Wie die Gase daraus kommen und das alles, da haben wir Modelle, aber so ganz genau wissen wir es nicht. Und das können wir jetzt machen und darum wollen wir den Kometen auch mehr als ein Jahr begleiten. Die zweite, für mich wichtigste Frage ist: Wie haben sich die Planeten entwickelt? Und Kometen haben sich am wenigsten verändert, seit dem sich die Planeten entwickelt haben, vor 4,6 Milliarden Jahren."
    Komplexe Moleküle erwartet
    Die Wissenschaftler werden auch der Frage nachgehen, ob Kometen es gewesen sein können, die organische Stoffe auf die Erde gebracht haben.
    "Wir wissen von den Bodenbeobachtungen, die wir haben oder von den Kometenvorbeiflügen, dass in Kometen sehr viele komplexe Moleküle sind. Da ist nicht nur H2O drin, sondern da gibt es auch organische Moleküle und auch sehr komplexe. Und da kann man Fragen, haben Kometen diese komplexen Moleküle auf die Erde gebracht und was ist dann passiert."
    Also nicht nur "Rosetta" scheint ein kompliziertes Biest zu sein, sondern auch "Tschuri" - wie mancher Wissenschaftler im Darmstädter Kontrollzentrum der ESA den Kometen fast zärtlich nennt. Dagegen war die Zusammenarbeit der insgesamt rund 400 internationalen Wissenschaftler und Ingenieure der Europäischen Kometenmission vergleichsweise einfach, findet Gerhard Schwehm. Neben den aufregenden wissenschaftlichen Ergebnissen, die er nun von Rosettas Rendezvous mit dem Kometen erwartet, schätzt der erfahrene ESA-Berater dies besonders:
    "Dass das so wunderbar klappt und das wir im Grunde genommen diesen europäischen Gedanken vorleben. Es funktioniert in der ESA, es funktioniert bei diesen Missionen und das ist - glaube ich das Wichtigste."