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Reaktionen in der arabischen Welt
Ärger über Trumps Einreiseverbot

Das Einreiseverbot für Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern, das US-Präsident Donald Trump erlassen hat, sorgt in den betroffenen Staaten für Unmut. Die Reaktionen reichen von verletztem Stolz über Sorge vor mehr Extremismus bis hin zum Vorwurf der Diskriminierung.

Von Björn Blaschke | 30.01.2017
    Protest am Los Angeles International Airport gegen das Einreiseverbot für Bürger aus muslimisch geprägten Ländern, das US-Präsident Trump erlassen hatte.
    Protest am Los Angeles International Airport. (picture alliance / MAXPPP/dpa)
    Die Mühlen der Systeme im Nahen Osten und Nord-Afrika mahlen langsamer. Daher gibt es bisher nur sehr wenige offizielle Reaktionen auf Trumps Einreisestopp für Bürger aus beispielsweise dem Irak, dem Jemen, Libyen, dem Sudan und Syrien.
    Dieser libanesische Sender behilft sich; er lässt Politiker aus dem Westen zu Wort kommen. Zum Beispiel Frankreichs Präsident Francois Hollande. Der hat eine entschlossene Reaktion der EU auf den neuen US-Präsidenten gefordert.
    Irak: Gleiches Recht für alle
    Im Irak hat der parlamentarische Ausschuss für internationale Beziehungen – ganz offiziell - gefordert, dass gleiches Recht für alle gelten müsse: Wenn Präsident Trump irakische Staatsbürger ausgrenzt, sollten auch US-Bürger nicht mehr in den Irak einreisen dürfen. Das klingt danach, als wären die Politiker in Bagdad beleidigt. Wozu auch Volkes Stimme passt. Zum Beispiel diese im Fernsehen:
    "Wir brauchen sie nicht, wir wollen die USA sowieso nicht besuchen. Ich glaube, dass die gescheiterte Politik der Amerikaner und ihre schrecklichen Taten die Völker dieser Welt überhaupt erst in die heutige Situation getrieben haben."
    Doch Beleidigung hin oder her: Rund 5.000 US-Experten sollen im Irak sein, um die Streitkräfte des Landes in der Schlacht um Mossul zu beraten. Wenn das irakische Parlament demnächst keine weiteren Amerikaner mehr einreisen lassen will – oder gar Amerikaner ausweisen sollte, könnte das den Kampf gegen den IS erschweren. Fürchten zurückhaltende Iraker. In eine ähnliche Kerbe schlagen die Staatsmedien Syriens. In einer Zeitung, die in Damaskus verlegt wird, heißt es: eine selbst gewählte Isolation der USA werde zu mehr Extremismus führen. Weniger theoretisch reagiert dieser syrische Familienvater. Er ist vor dem Krieg in seiner Heimat nach Jordanien geflohen – in der Hoffnung in die USA weiter reisen zu können:
    Viele Menschen in der Region fühlen sich vor allem diskriminiert
    "Wir sind nur Menschen, die in Sicherheit und Frieden leben wollen. Wir wollen nicht in die USA einreisen, um Terroranschläge zu verüben. Wir sind gegen Terror. Und der Islam ist eine Religion des Friedens."
    Dass gerade Muslime und islamisch geprägte Länder von Präsident Trumps Einreisestopp getroffen werden, verärgert viele Menschen in der Region. Sie fühlen sich vor allem diskriminiert. So sagen diese Frauen in der sudanesischen Hauptstadt Khartoum:
    "Sie nennen sich (im Westen) demokratische Länder, obwohl ihnen dafür die Grundlage fehlt."
    "Das stellt eine Rechtsverletzung dar, wenn pauschal Bürger einzelner Länder nicht mehr einreisen dürfen, denn das ist Diskriminierung von Menschen bestimmter Länder dieser Welt."
    Das Außenministerium in Khartoum hingegen äußerte lediglich sein Bedauern über Trumps Entscheidung; man habe gehofft die sudanesisch-amerikanischen Beziehungen normalisieren zu können.