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Reitsport
Trainingsmethode "Touchieren" wird verboten

30 Jahre hat es gedauert: Erst wurde des ehemalige Barren verboten und im Regelwerk zum Touchieren abgewandelt. Im März hat das Präsidium der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN, entschieden, diese Trainingsmethoden komplett zu verbieten.

Jens Adolphsen im Gespräch mit Andrea Schültke | 13.03.2022
Der Deutsche Holger Wulschner springt am 22.12.2013 beim Frankfurter Festhallenturnier 2013 in der Festhalle in Frankfurt am Main (Hessen) mit seinem Pferd Barnebee über eine Hindernis. Die Elite der Dressur- und Springreiter geht auch dieses Jahr kurz vor Weihnachten in der Frankfurter Festhalle an den Start.
Die bisherige Trainingsmethode: Beim Sprung werden die Beine des Pferdes mit einer Stange berührt, damit es sie stärker anzieht. (picture alliance / dpa / Fredrik von Erichsen)
Die „Richtlinien für Reiten und Fahren“, sind das Regelwerk der FN für die Pferdeausbildung. Darin beschreibt der Verband die Trainingsmethode Touchieren. Dabei werden die Beine des Pferdes beim Sprung über dem Hindernis mit einer Stange berührt. Das soll das Tier dazu animieren, die Beine stärker anzuziehen, damit es nicht an das Hindernis stößt.
"Die Touchierstange darf ein maximales Gewicht von 2.000 g bei 3 m Länge haben. Die Beschaffenheit der Stange muss rund sein, mit glatter Oberfläche aus nicht splitterndem Material. Sie darf jedoch nicht aus Metall sein."
Schreibt das Regelwerk vor. Und auch die Anforderungen an die „touchierenden Ausbilder“ sind im Regelwerk festgeschrieben:
"Wird die Touchierstange gehalten, darf dies nur von sehr erfahrenen, routinierten Pferdefachleuten durchgeführt werden, die über genügend Gefühl, Sensibilität und Erfahrung verfügen."

Touchieren ersetzte Barren

Mit der Trainingsmethode „Touchieren“ hat die FN das verbotene „Barren“ abgelöst. Beim Barren steht eine Person, für das Pferd nicht sichtbar hinter dem Hindernis und „schlägt mit einer Metall- oder Holzstange beim Überspringen von unten an die Beine des Pferdes. Durch die Methode des Barrens wird das Pferd also durch das bewusste Zufügen von Schmerzen zu höheren Leistungen gezwungen“, so eine Erläuterung und Einschätzung des Deutschen Tierschutzbundes.

Öffentliche Empörung über Trainingsmethoden

1990 hatten Bilder des ehemaligen Weltklassereiters Paul Schockemöhle beim Barren für einen Skandal gesorgt. Und für absolutes Unverständnis und Empörung in der Öffentlichkeit über derartige Trainingsmethoden.
Danach hat die FN Barren durch Touchieren ersetzt. Die Unterschiede sind aber schwer zu vermitteln und zu überprüfen. Jetzt soll das Ganze verboten werden. Zuletzt hatten Bilder des Fernsehsenders RTL das Thema wieder auf die Tagesordnung gebracht. Auf diesen Bildern soll Ludger Beerbaum, Olympiasieger im Springreiten beim Barren zu sehen sein. Beerbaum bestreitet, dass es sich bei den Szenen um Barren handelt.

FN verbietet Touchieren

Die Entscheidung der FN, auch Touchieren zu verbieten, bewertet der Reitsport-Funktionär und Mitglied in der zuständigen FN-Kommission Ausbildung, Jens Adolphsen, nach einem Jahr Diskussion über das Touchieren so: "Insgesamt war für mich die Entscheidung völlig eindeutig, dass das aus einem Regelwerk eines Verbandes, der mit Tieren tiergerecht Sport treiben will, rausgehört."
Ein Jahr für diese Entscheidung gebraucht zu haben finde er für einen Verband normal, der sich auch mit vielen anderen Themen beschäftigen müsse, sagt Adolphsen, vor dem Vorwurf gegen Beerbaum habe es keinen konkreten Anlass gegeben, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Im Nachhinein sei die Entscheidung für das Touchieren schon vor 30 Jahren nicht gut gewesen, aber das seien eben andere Menschen und andere Zeiten gewesen. Heute ist für Adolphsen auch die Öffentlichkeit ein Faktor, der er den Pferdesport und die angewendeten Trainingsmethoden mit Überzeugung erklären können müsse.
Deshalb müsse sich die Kommission im Verband auch weiterhin mit Ausbildungs- und Trainingsmethoden befassen: "Die Kuh ist nicht vom Eis", sagt Adolphsen. Mit den gefundenen Regeln seien tierfeindliche Methoden bei "Verbrechern" nicht ausgeschlossen, die Regeln gälten aber auch hinter verschlossenen Türen.