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Reportage
Unterzuckerung immer vermeiden

Wer Diabetes hat, muss sein Leben strikt darauf einstellen. Das gilt ganz besonders für Diabetiker vom Typ I, bei denen die Bauspeicheldrüse überhaupt kein Insulin mehr herstellt. Schon bei leichter körperlicher Anstrengung droht dann die Unterzuckerung - eine ernsthafte Gefahr.

Von Thomas Liesen | 21.04.2015
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    Bei Typ I Diabetes liegt die Beherrschung des Blutzuckerspiegels allein in der Verantwortung des Patienten. (dpa/picture alliance)
    Rebecca Hauser hat viel Erfahrung mit ihrem Diabetes. Die Diagnose bekam sie mit 22, jetzt ist sie 49. Seitdem muss sie ständig Dinge in Blick haben, über die ein Nicht-Diabetiker keinen Gedanken verschwendet: Wie schnell lässt welches Nahrungsmittel den Spiegel ansteigen? Habe ich für den Notfall meine Medikamente dabei? Aber selbst mit eiserner Disziplin ist sie nicht immer auf der sicheren Seite:
    "Der Alltag ist ja nicht immer planbar. Weil wenn du aufs Fahrrad steigst und vielleicht gar nicht vorgehabt hast, aufs Fahrrad zu steigen, dann hilft dir jetzt Disziplin auch nicht so viel. Dann musst du einfach wissen: Hey, ich sollte noch was essen, ich sollte nach was schnell Wirksames essen, also Traubenzucker oder 'ne Frucht."
    Denn wer sich bewegt, verbraucht Energie und damit Zucker. Es droht die Unterzuckerung. Und die zu vermeiden, ist für Rebecca Hauser nach wie vor die größte Herausforderung im Alltag. Sie ist sportlich aktiv, daher kann ihr Blutzucker schnell abrutschen. Körperliche Warnzeichen gibt es zwar, aber die können auch leicht übersehen werden.
    Körperliche Warnzeichen erkennen
    "Ein anderer Punkt ist, dass die Unterzuckerwahrnehmung auch mit den Jahren des Diabetes nachlässt, dass man es vielleicht gar nicht mehr so gut bemerkt selbst. Diese typischen Zeichen wie Schwitzen, Heißhunger, die vermindern sich, weil der Körper sich da irgendwie schon daran gewöhnt hat."
    Sie gerät daher trotz ihrer jahrelangen Erfahrung immer noch ab und zu in die Unterzuckerung und damit in einen ernsthaften Gefahrenbereich. Schon vor einiger Zeit hat sie sich daher entschlossen, vorsorglich alle Menschen in ihrer Umgebung zu informieren.
    "Wenn ich mich komisch verhalte, denn das ist beim Unterzucker so, dass man dann merkwürdig wirkt, verwirrt wirkt, fast vielleicht wie alkoholisiert wirkt, dass die anderen dann wissen: Nee, der hat sich nicht die Kante gegeben, der hat gerade ein Problem, einen Unterzucker."
    Und die Kollegen oder Freunde müssen auch wissen, was dann zu tun ist: Schnell eine Portion Zucker verabreichen oder ein Süßgetränk, wenn nötig auch einen Arzt rufen. Heute fühlt sie sich durch ihr Outing befreit und auch sicherer. Dennoch gibt sie auch zu: Die Offenheit fiel ihr nicht ganz leicht.
    "Das war ein Prozess. Ich habe mich früher auch nicht immer so ganz eins gefühlt mit meinem Diabetes. Ich persönlich würde sagen: Doch, ja, der beste Weg ist, es zu sagen, weil man sonst in ganz blöde Situationen kommen kann."