
Russland
Der russische Vize-Außenminister Rjabkow sagte in Moskau, man sei nicht zu territorialen Zugeständnissen bereit. Außerdem werde Russland unter keinen Umständen einer Stationierung von NATO-Truppen in der Ukraine zustimmen.
Rjabkow räumte ein, man habe noch keine Kenntnis von den in Berlin getroffenen Vereinbarungen. Gestern hatten sich einige europäische Staats- und Regierungschefs im Bundeskanzleramt unter anderemauf eine multinationale Truppe verständigt, die bei einem möglichen Waffenstillstand in der Ukraine den Luftraum sichern soll.
Ukraine
Der ukrainische Präsident Selenskyj äußerte sich grundsätzlich positiv. "Wir haben jetzt von amerikanischer Seite gehört, dass man bereit ist, Sicherheitsgarantien zu geben, die dem Artikel fünf des NATO-Vertrags entsprechen", sagte er. Doch bei der heiklen Frage dauerhafter Gebietsverluste der Ukraine bestünden nach wie vor größere Differenzen zwischen Kiew und Washington, räumte Selenskyj ein: "Zu den Territorien gibt es bisher noch unterschiedliche Positionen."
Selenskyj verlangte erneut, Russland materiell für die verursachten Kriegsschäden in Regress zu nehmen. Im niederländischen Den Haag soll heute eine internationale Kommission ins Leben gerufen werden, die Schadenersatz vorbereiten und Ansprüche von Einzelpersonen, Organisationen und öffentlichen Einrichtungen bewerten soll.
Vereinigte Staaten
Die USA, deren Vertreter Witkoff und Kushner an der Konferenz in Berlin teilnahmen, lobten die Vorschläge der Europäer. Diese hätten ein ernsthaftes Interesse an Frieden, sagte US-Präsident Trump, der telefonisch zu den Beratungen im Kanzleramt zugeschaltet war. Man sei jetzt näher als bisher an einer Lösung.
Er habe sowohl Gespräche mit europäischen Staats- und Regierungschefs, darunter Bundeskanzler Merz, als auch mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj geführt. "Es scheint gut zu laufen." Zugleich schränkte der US-Präsident ein: "Das sagen wir schon seit langem, und es ist eine schwierige Angelegenheit." Trump verwies darauf, dass er schon mehrfach mit Russland zur Lösung des Konflikts gesprochen habe.
Deutschland
Bundesverteidigungsminister Pistorius begrüßte die europäische Initiative. Die Europäer hätten sich dazu bekannt, Verantwortung zu übernehmen. Die weitere Entwicklung hänge nun vor allem von den Reaktionen aus Moskau und Washington ab, sagte der SPD-Politiker. Es sei von zentraler Bedeutung, dass die Gespräche unter Beteiligung der wichtigsten europäischen Partner und der USA stattgefunden hätten und ein Plan ausgearbeitet worden sei, der "im Kern" gut sei.
Der SPD-Europaabgeordnete Cremer sagte im Deutschlandfunk, am Ende sei die eigene Verteidigungsfähigkeit der Ukraine die stärkste Sicherheitsgarantie. Deshalb sei es jetzt so wichtig, dass Europa die eingefrorenen russischen Vermögenswerte für die Ukraine nutze. Russland müsse wissen, dass eine Weiterführung des Krieges keinen Sinn ergebe.
Der CDU-Außenpolitiker Laschet sagte ebenfallsim Deutschlandfunk, so weit sei man noch nie gewesen. In Berlin sei ein europäischer Vorschlag erarbeitet worden, der mit den Amerikanern rückgekoppelt sei.
Bundeskanzler Merz hatte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Selenskyj zuvor eine Waffenruhe mit Russland über Weihnachten vorgeschlagen. Das könne dann auch der Anfang für konstruktive Gespräche darüber sein, wie man zu einem dauerhaften Frieden in der Ukraine komme, so der Bundeskanzler. Kreml-Sprecher Peskow lehnte dies in einer ersten Reaktion ab und erklärte, eine Waffenruhe ohne endgültige Vereinbarung könnte der Ukraine militärische Vorteile verschaffen.
Der kommissarische Vorsitzende der Münchener Sicherheitskonferenz, Ischinger, sagte im MDR-Hörfunk, zumindest für den Augenblick sei eine Spaltung der Europäer und Amerikaner durch Russland überwunden. Zugleich bemängelte Ischinger, dass Russlands Staatschef Putin nicht am Verhandlungstisch gesessen habe.
Weitere europäische Reaktionen
Polens Ministerpräsident Donald Tusk sagte nach dem Treffen laut Mitteilung, er habe zum ersten Mal von den amerikanischen Verhandlungsführern gehört, dass die USA sich in einer Form für die Sicherheit der Ukraine einsetzen wollten, "die den Russen keine Zweifel lässt, dass die amerikanische Antwort militärischer Natur sein wird, sollten sie die Ukraine erneut angreifen".
Auch der schwedische Regierungschef Kristersson sieht nach eigenen Worten deutliche Fortschritte hinsichtlich der Sicherheitsgarantien. Der amtierende niederländische Ministerpräsident Schoof bezeichnete diese als gute Grundlage für mögliche Friedensgespräche. Sein finnischer Amtskollege Orpo kündigte derweil Vorschläge der EU-Staaten an der NATO-Ostflanke zur Stärkung von deren eigener Verteidigung an.
Diese Nachricht wurde am 16.12.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.



