Freitag, 29. März 2024

Archiv

Säulen der Zerstörung
Wie massereiche Sterne die Entstehung neuer Sterne beeinflussen

Vor gut 20 Jahren erregte eine inzwischen legendäre Aufnahme des Hubble-Weltraumteleskops große Aufmerksamkeit, die "Säulen der Schöpfung" - tatsächlich handelt es sich dabei allerdings eher um "Säulen der Zerstörung".

Von Hermann-Michael Hahn | 09.02.2017
    Das Hubble-Weltraumteleskop im Orbit
    Das Hubble-Weltraumteleskop im Orbit (NASA)
    Im Adlernebel zeigten drei gewaltige Materiewolken vergleichsweise kalten Gases, die sich dunkel gegen den hellen Hintergrund einer Sternentstehungsregion abhoben.
    Ähnliche Materiesäulen gibt es auch in anderen Sternentstehungsgebieten. Beobachtungen mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile an zehn solcher Formationen bestätigten kürzlich, was Astronomen schon länger vermutet hatten.
    M16 mit den berühmten "Säulen der Schöpfung" - eine Hubble-Ikone
    M16 mit den berühmten "Säulen der Schöpfung" - eine Hubble-Ikone (NASA/ESA)
    In Wirklichkeit handelt es sich dabei eher um "Säulen der Zerstörung", zumindest dann, wenn in der umgebenden Sternentstehungsregion auch sehr viel massereichere Sterne als etwa die Sonne heranwachsen.
    Je massereicher ein Stern ist, desto heißer ist seine Oberfläche, und desto mehr energiereiche Ultraviolettstrahlung sendet er aus.
    Kosmisches Sandstrahlgebläse
    Solche UV-Strahlung heizt auch den kalten Gassäulen mächtig ein. Dadurch steigt die Geschwindigkeit der Gasatome dramatisch an, sodass die randnahen Bereiche unaufhaltsam davontreiben.
    Dieser Prozess ähnelt der Wirkung eines Sandstrahlgebläses und wird als Photoevaporation bezeichnet.
    Die ESO-Messungen mit dem Spektrografen MUSE konnten jetzt einen klaren Zusammenhang zwischen der auftreffenden UV-Strahlung naher Sterne und der zunehmenden Auflösung kalter Gassäulen aufdecken.
    Das schließt allerdings nicht aus, dass im Innern solcher Materiewolken trotzdem auch noch neue Sterne heranwachsen können. Dieser Prozess muss aber schneller ablaufen als die Zerstörung von außen.