Freitag, 10. Mai 2024

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Schaden an der Bauchspeicheldrüse
Forscher: Covid-19-Erkrankung kann Diabetes auslösen

Der Verdacht bestand schon länger – nun hat eine Studie aufgedeckt, warum und auf welche Weise SARS-CoV-2 zu einem Diabetes führen kann. Es sei jedoch theoretisch möglich, dies mit Medikamenten zu verhindern, sagte der an der Studie beteiligte Mediziner Matthias Matter im Dlf.

Matthias Matter im Gespräch mit Arndt Reuning | 03.06.2021
Eine ältere Frau, die unter Diabetes Typ 2 leidet, spritzt sich Insulin in den Bauch
Diabetes-Patienten müssen das vom Körper benötige Insulin von außen zuführen. Ob der durch Covid-19 ausgelöste Diabetes dauerhaft bleibt, ist noch unklar. (dpa/Franziska Gabbert)
Wer an Diabetes erkrankt ist, hat ein höheres Risiko dafür, dass eine Covid-19-Erkrankung einen schweren Verlauf nimmt. Die Beziehung gilt jedoch auch in umgekehrt: Wer schwer an Covid-19 erkrankt ist, für den besteht eine gewisse Gefahr, einen Diabetes zu entwickeln. Ein internationales Forscherteam hat dazu gerade eine Studie im Fachmagazin "Cell Metabolism" veröffentlicht, in der sie auch die Ursachen dafür beschreiben.

SARS-CoV-2 zerstört Zellen der Bauchspeicheldrüse

Etwa zehn bis zwanzig Prozent der Patienten mit einem schweren Covid-19-Verlauf entwickelten in der Folge auch einen Diabetes, sagte der an der Studie beteiligte Mediziner Matthias Matter, Fachbereichsleiter Molekularpathologie am Universitätsspital Basel. Ursache dafür sei, dass SARS-CoV-2 auch Zellen der Bauchspeicheldrüse infiziere, überwiegend die sogenannten Beta-Zellen, die für den Zuckerstoffwechsel verantwortlich sind.
Computergrafik des menschlichen Gehirns von hinten.
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Das Virus zerstöre dabei Beta-Zellen. Die Form der durch das Coronavirus ausgelösten Diabetes ähnele damit der Diabetes Typ 1, die ebenfalls durch eine Zerstörung der Beta-Zellen ausgelöst wird. Derzeit sei noch unklar, ob die durch eine Covid-19-Erkrankung verursachte Diabetes irreversibel sei oder nach einer gewissen Zeit wieder verschwinde, so Matter. Es gäbe derzeit recht große epidemiologischen Studien, die dieser Frage nachgingen.

Medikament könnte Virus blockieren

Im Rahmen der Studie haben man jedoch auch herausgefunden, dass SARS-CoV-2 vor allem den Rezeptor Neuropilin 1 nutze, um in die Beta-Zellen einzudringen. Blockiere man diese Rezeptoren könne das Virus weniger gut in die Zellen gelangen. Theoretisch wäre es somit möglich die Infektion von Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse zu verhindern. Ein entsprechendes Medikament gäbe es bereits, es seien jedoch noch keine medizinischen Studien durchgeführt worden.
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Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)