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Schottische Unabhängigkeit
Es ist noch nicht vorbei

Eigentlich will die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon die Trennung von Großbritannien. Doch längst nicht alle Schotten wollen ihr folgen. Klärung sollte ein neues Unabhängigkeits-Referendum bringen, allerdings gibt es noch keinen konkreten Termin. Gestritten wird trotzdem.

Von Catrin Stövesand |
    Schottlands Erste Ministerin Nicola Sturgeon geht ins Parlament in Edinburgh vor der Abstimmung über ein zweites Unabhängigkeitsreferendum.
    Regierungschefin Sturgeon ist derzeit zurückhaltend. Frühestens im November oder Dezember könne sie einschätzen, ob sie eine neue Abstimmung zur Unabhängigkeit plane. (AFP / Andy Buchanan)
    #Indyref2 - Unabhängigkeisreferendum2 - so heißt der Hashtag, unter dem über die schottische Grundsatzfrage bei Twitter gestritten wird. Hierzu finden sich regelmäßig Statements der Regierungspartei SNP, Scottish National Party, die für die Eigenständigkeit ist, sowie zahlreicher Gruppierungen und Einzelpersonen. Auf der einen Seite stehen z.B. Foren wie Indy Convention, All Under One Banner, EnglishScotsForYes oder die Scottish Independence Foundation:
    "Die Unabhängigkeitsbewegung ist lebendig und arbeitet an einem besseren Schottland." -"Beendet Londons Herrschaft, befreit Schottland." - "Die Demo soll ein mächtiges Signal für die schottische Unabhängigkeit sein, eines, das nicht ignoriert werden kann."
    Gegen die Unabhängigkeit schreiben etwa Interessengruppen wie Scotland in Union, United Against Separation oder UKUnionVoice an.
    "SNP-Politiker fahren weiter ihre Kampagne für ein Unabhängigkeitsreferendum, das Schottland nicht will." - "Willkommen in Schottland 2018, wo jedes Problem die gleiche Lösung hat. Gähn" - "Schottischer Nationalismus zerstört Dein Hirn."
    Auch die Regierungschefin bekommt ihr Fett weg
    Die SNP, allen voran Regierungschefin Nicola Sturgeon, erntet bei Twitter besonders viel Kritik und Häme der Unabhängigkeitsgegner:
    "Sturgeon ist fanatisch." - "Retweet, wenn Du denkst, dass Sturgeons Besessenheit in Sachen Unabhängigkeit das Schlimmste ist, was Schottland jemals passiert ist."
    Im vergangen Jahr hatte Sturgeon angekündigt, dass sie im Herbst 2018 ein neues Referendum auf den Weg bringen wolle. Voraussetzung: Die Verhandlungen über den Brexit müssten so weit fortgeschritten sein, dass die künftigen Beziehungen zwischen Großbritannien zur Europäischen Union klar seien.
    Warten auf den Brexit
    Nun ist es alles andere als klar, wie und wann genau London die EU verlassen wird und wie die Situation danach geregelt sein soll. Und so ist auch Nicola Sturgeon derzeit verhalten. Frühestens im November oder Dezember könne sie einschätzen, ob sie eine neue Abstimmung zur Unabhängigkeit plane.
    Ihre Parteikollegin Philippa Whitford ist da weniger zögerlich. Sie sitzt für die Scottish National Party im britischen Parlament. Und zu Hause rührt sie fleißig die Werbetrommel für ein Referendum:
    "Wir müssen anfangen. Mir wird schlecht, wenn ich in Sozialen Netzwerken ständig lese: 'Wann ist das Datum?' 'Wir brauchen ein Datum.' Wenn wir auf ein Datum warten, haben wir schon verloren. Es geht hier nicht darum, wann das Referendum kommt und wann wir unabhängig werden. Es geht um das Warum. Und deshalb müssen wir raus und mit den Leuten reden. Ob an der Türschwelle, mit Nachbarn, Kollegen oder Familie. Wir müssen die Menschen vorsichtig in Richtung 'Ja' stupsen."
    Für die Unabhängigkeit auf die Straße
    Zum "Independence March" werden morgen etwa 35.000 Menschen in Edinburgh erwartet. Bis zuletzt stand die Strecke des Unabhängigkeits-Marsches auf der Kippe: Die Denkmal-Behörde will sich nicht politisch vereinnahmen lassen und untersagte den Organisatoren den Zugang zu einem zentralen Park.
    Es ist eine groß angelegte Kampagne. So wie 2014. Auch die Umfragen sind wie 2014. Eine Mehrheit ist gegen eine Abspaltung. Noch. Ob also nun ein neues Referendum kommt oder nicht - die Unabhängigkeitsbefürworter können getrost bei ihrem Motto bleiben. "It's not over - Es ist noch nicht vorbei."