G7-Gipfel in Kanada
Selenskyj zu Gast - Trump reist "wegen internationaler Lage" ab

Beim Treffen der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industriestaaten in Kanada hat US-Präsident durch seine vorzeitige Abreise für Aufsehen gesorgt. Nach einer überraschenden Erklärung zum Konflikt zwischen Israel und dem Iran treffen sich die verbliebenen sechs Gipfel-Teilnehmer heute mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj.

    Ein Mann mit blauen Anzug läuft einen Weg entlang. Es ist US-Präsident Donald Trump. Neben ihm ist ein weißes G und eine Sieben.
    US-Präsident Donald Trump hat den G7-Gipfel in Kanada vorzeitig verlassen. (picture alliance / Kyodo)
    Trump hatte erklärt, die internationale Lage und andere wichtige Angelegenheiten erforderten seine Anwesenheit in Washington. Er widersprach ausdrücklich dem französischen Präsidenten Macron, der die vorzeitige Abreise Trumps mit möglichen Verhandlungen über einen Waffenstillstand zwischen Israel und dem Iran in Verbindung gebracht hatte. Auf seiner Plattform Truth Social schrieb Trump, seine Abreise habe damit nichts zu tun und fügte hinzu, Macron habe keine Ahnung, warum er nun auf dem Weg nach Washington sei.
    Auf jeden Fall kommt nun ein geplantes Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj nicht zustande, der als Gast zum zweiten und letzten Tag der Beratungen anreist. Auch mit den Gästen der G7 aus Mexiko, Indien, Südafrika, Indonesien oder Südkorea wird der US-Präsident nicht zusammentreffen.

    Gemeinsame Erklärung zum Israel-Iran-Konflikt

    Vor der Abreise Trumps hatte sich die G7-Gruppe, zu der die USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada und Japan sowie die EU gehören, überraschend auf eine gemeinsame Erklärung zum Konflikt zwischen Israel und dem Iran geeinigt. In dem Text bezeichnen sie die den Iran als "Hauptquelle regionaler Instabilität und des Terrors" und bekräftigen Israels Recht auf Selbstverteidigung sowie ihre Unterstützung für die Sicherheit Israels. Man habe stets deutlich gemacht, "dass der Iran niemals eine Atomwaffe haben kann".
    Damit übernehmen die G7-Staaten indirekt die Erklärung Israels. Die dortige Regierung will nach eigener Darstellung mit der am Freitag begonnenen Militäroperation "Rising Lion" verhindern, dass der Iran eine Atombombe herstellen kann.

    G7 blicken auch auf die Ukraine

    Die G7-Partner waren sich bislang einig, dass Russland nur durch eine entschlossene und starke Unterstützung der Ukraine zur Aufgabe seines Angriffskriegs bewegt werden kann. Dass die USA seit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus nicht mehr klar diese Linie verfolgen, sorgt bei den anderen Staaten der Gruppe für große Besorgnis.
    Im Vorfeld des Gipfels hatte Bundeskanzler Merz betont, es gehe darum, den von Trump angestoßenen Verhandlungsprozess über einen Waffenstillstand voranzubringen. Um Moskau an den Verhandlungstisch zu bringen, brauche es zusätzlichen Druck – über Sanktionen. Diese Forderung hatte auch der ukrainische Präsident Selenskyj vor seinem erwarteten Besuch beim G7-Gipfel erneuert. In wieweit die G7-Chefs nach der Abreise von Trump nun am letzten Tag des Gipfels noch zu gemeinsamen Aktionen und Erklärungen zum Thema Ukraine kommen können, ist unklar.

    Weitere Informationen

    Ausblick auf den zweiten G7-Tag – jetzt ohne Trump
    Diese Nachricht wurde am 17.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.