Israel greift Iran an
Große Sorge vor Flächenbrand im Nahen Osten

Israel hat den Iran angegriffen, um einen sofortigen Stopp von dessen Atomprogramm zu erreichen. Der Iran wertet das als Kriegserklärung. Viele Staatschefs mahnen zu Besonnenheit, US-Präsident Donald Trump hat den israelischen Angriff hingegen gelobt.

    Aufräumarbeiten in Teheran nach dem Angriff Israels auf den Iran am 13. Juni 2025
    Aufräumarbeiten in Teheran nach dem Angriff Israels auf den Iran am 13. Juni 2025 (picture alliance / Anadolu / Fatemeh Bahrami)
    Die israelische Luftwaffe hat in den frühen Morgenstunden mit mehreren Angriffswellen das iranische Atomprogramm unter Beschuss genommen, darunter auch die Atomanlage Natanz, wie die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigt hat. Erhöhte Strahlenwerte wurden zunächst nicht gemessen. Unter den Todesopfern sind iranischen Medien zu Folge auch sechs wichtige Atomwissenschaftler.
    In Teheran soll das Hauptquartier der Revolutionsgarden angegriffen worden sein, ein großer Teil der Führung der islamischen Revolutionsgarde sei getötet worden, gab Israel an. Auch Irans Generalstabschef Mohammed Bagheri soll getötet worden sein. Außerdem wurden Ölanlagen in Täbriz im Norden des Landes angegriffen. Bei Angriffen auf Wohngebieten gab es nach Angaben des iranischen Staatsfernsehens auch zivile Opfer, auch Kinder sollen dabei getötet worden sein.

    Inhalt

    Wie reagiert der Iran?

    Das iranische Außenministerium teilte am Freitag mit, Außenminister Abbas Araghtschi habe in einem Brief an die Vereinten Nationen den UN-Sicherheitsrat aufgefordert, "sich sofort mit diesem Thema zu befassen". Der Minister erklärte demnach weiter, die Angriffe auf militärische Einrichtungen und Atomanlagen im Iran seien eine "Kriegserklärung" Israels.

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    Offenbar wurde die iranische Führung von dem israelischen Angriff überrascht. Der Iran hat als Vergeltung Raketen und Drohnen Richtung Israel abgefeuert, sie wurden außerhalb des israelischen Staatsgebiets abgefangen.

    Was ist Israels Ziel?

    Das israelische Militär gab als Gründe für den Angriff an, neue Geheimdienstinformationen hätten gezeigt, dass der Iran bei der Entwicklung einer Atombombe kurz vor einem "point of no return" gestanden habe. Belege lieferte das Militär nicht.
    Die Angriffswellen auf den Iran sollen in den nächsten Tagen weitergehen. Israel bereitet sich auch auf einen Gegenschlag des Irans vor. Die Menschen in Israel sitzen seit Beginn des Angriffs in Bunkern, die Regierung hat den Ausnahmezustand über das Land verhängt. Israel hat nach Angaben seiner Botschaft in Schweden außerdem seine diplomatischen Vertretungen weltweit geschlossen.

    Was bedeutet der Angriff für die laufenden Atomverhandlungen mit den USA?

    US-Präsident Donald Trump drängt die iranische Führung zum Abschluss eines neuen Atomabkommens. Er lobte die israelischen Angriffe auf den Iran als „exzellent“. Andernfalls würden noch brutalere Angriffe folgen, schrieb er auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social.
    Die USA beteuern aber, dass sie an dem Angriff nicht beteiligt gewesen seien. Sie wollen sicherstellen, dass der Iran keine Atomwaffen produzieren kann. Der Iran betont hingegen, dass das Atomprogramm des Landes nur der zivilen Nutzung der Kernkraft diene. Seit Jahren verhandeln die USA und der Iran immer wieder.

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    Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) gibt an, kaum Zugang zum Atomprogramm zu haben, für die Verhandlungen ist das ein zentrales Problem. Laut einem Bericht der Behörde verfügte der Iran über 400 Kilogramm Uran, das auf 60 Prozent angereichert war. Um Atomwaffen zu bauen, braucht man 90 Prozent angereichertes Uran.
    Wie es nun mit den Verhandlungen weitergeht, ist unklar. Am Sonntag war die sechste Verhandlungsrunde zwischen den USA und dem Iran geplant. Der Iran hat die Gespräche nun abgesagt.

    Wie reagieren Staaten weltweit?

    Viele Staaten weltweit reagierten alarmiert. Kanzler Friedrich Merz (CDU) warnte vor einer weiteren Eskalation, Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) mahnte zu Besonnenheit. Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate verurteilten den Angriff als Verletzung der Souveränität und der Sicherheit des Iran und als Bruch von internationalem Recht.
    Die internationale Atomenergiebehörde IAEA ruft alle Seiten zu größter Zurückhaltung auf. IAEA-Chef Rafael Grossi sagte, die IAEA sei bereit, technische Diskussionen zu ermöglichen und Bemühungen um eine friedliche Lösung voranzubringen. UN-Generalsekretär António Guterres forderte sowohl Israel als auch den Iran zu äußerster Mäßigung auf. Der Nahe Osten könne sich einen noch heftigeren Konflikt nicht leisten.

    Das sagt der israelische Historiker Moshe Zimmermann:

    • Kurzfristig lässt sich der Iran durch den Angriff auf seine Atomanlagen und die militärische Elite seines Landes vielleicht verunsichern, aber langfristig lässt sich nichts erreichen, wenn man nicht verhandelt.
    • Das iranische Atomprogramm ist eine Bedrohung für Israel, aber man muss es auf eine andere Art und Weise beseitigen.
    • Die Regierung Netanjahu ist eine Regierung, die auf Konfrontation statt auf Verständigung und internationale Zusammenarbeit setzt. Die Folge: die Bedrohungslage für Israel wird immer größer.
    • Der Angriff auf den Iran hat eine andere Dimension als die Konflikte Israels in Gaza, dem Westjordanland und dem Libanon, weil der Iran keine Kleinmacht ist, sondern eine Nation mit mehr als 40 Millionen Menschen.
    • Wir befinden uns vor einem Krieg, der lange dauern wird.

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    Das sagt SPD-Außenpolitiker Rolf Mützenich:

    • Israel war immer bedroht und hat das Recht, auf Angriffe zu reagieren.
    • Das Selbstverteidigungsrecht für Länder ist gebunden an eine „unmittelbar bevorstehende Gefahr einer existentiellen Bedrohung“. Es liegen keine öffentlich verfügbaren Informationen vor, dass der Iran Israel angreifen würde. Das wird im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen Thema sein.
    • Die Eskalationsgefahren sind immens, deswegen brauchen wir neue Atomverhandlungen zwischen den USA und Iran.
    • Wir müssen den „möglichen Flächenbrand im Nahen und Mittleren Osten noch eingrenzen“.
    • Wir sehen die Konsequenzen aus dem Rückzug der ersten Trump-Administration aus dem Atomprogramm, denn seither hat der Iran weiter Uran angereichert.
    • Auch andere Länder in der Region überlegen, Nukleartechnologie zu militärischen Zwecken zu missbrauchen, deshalb ist die internationale Gemeinschaft gefordert.
    • Deutschland sollte sich wie in Zeiten von US-Präsident Obama bei den Verhandlungen um das Atomprogramm einbringen.

    Das sagt Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik

    • Sowohl Iran als auch Israel sprechen zu Recht von einem Krieg. Es sei nicht zu erwarten, dass die Israelis sich auf die erste und zweite Angriffswelle beschränken werden.
    • Israel gehe es in erster Linie darum, das iranische Atomprogramm „zurückzuwerfen“ und die Anreicherungsanlagen massiv zu beschädigen.
    • Der Konflikt habe sich lange angedeutet. Die Iraner seien nun tatsächlich kurz vor dem Bau von Atombomben. Das sei auch der wichtigste Punkt, weswegen Israel jetzt Iran angegriffen habe.
    • US-Präsident Donald Trump hat dazu aufgerufen, das Atomabkommen nicht aufzugeben. Es könnte sein, dass sich der Iran aufgrund seiner Schwächung in den kommenden Wochen und Monaten doch noch gesprächsbereit zeige, so Steinberg. „Aber mein Eindruck ist doch eher, dass Israel nun versucht, dieses Problem militärisch zu lösen.“
    • Trump sei über das Vorgehen Israels informiert gewesen, habe es aber nicht unterstützt, heißt es aus Washington. „Er hat die Angriffe zumindest zugelassen“, schätzt Steinberg die Situation ein.
    • Letztendlich hätten die USA den Hebel in der Hand. „Wenn die Amerikaner die Israelis auffordern, die Aktivitäten zu beenden, müssen sie das.“ Es sei aber ungewiss, ob die Trump-Administration das tun werde.

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    tha , lkn mit Agenturmaterial