Mittwoch, 15. Mai 2024

Sportministerkonferenz
Unabhängige Agentur im Zentrum der Spitzensportreform

Mit einer unabhängigen Sportagentur, die über die Verteilung der Fördergelder entscheidet, soll die Leistungssportreform eingeleitet werden. Außerdem soll die Kürzung der Mittel für den Sport zurückgenommen werden. Auch zu Olympischen Spielen in Deutschland gab es einen Beschluss der Sportministerkonferenz.

Von Victoria Reith | 15.09.2023
    Das Logo der 48. Sportministerkonferenz hängt an einer Wand in Herzogenaurach.
    Auf der Tagesordnung der Sportministerkonferenz standen die Leistungs- und Spitzensportreform und eine mögliche Olympiabewerbung. (Daniel Löb / dpa / Daniel Löb)
    Die Sportminister der Länder haben ein Feinkonzept zur Reform des Spitzensports und der Förderung verabschiedet. Zentraler Bestandteil ist die Gründung einer unabhängigen Sportagentur, die über die Verteilung der Fördergelder entscheiden soll. Zudem soll das zuletzt stark in die Kritik geratene Potenzialanalysesystem "PotAS" weiterentwickelt und in die neue Sportagentur "integriert werden". „Die Leistungssportförderung soll in eine Hand“, sagte Hamburgs Sportsenator Andy Grote (SPD) bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Beratungen der Sportminister. In der Agentur sollen Steuerung und Förderung des Spitzensports gebündelt werden. Ende 2025 soll sie voll arbeitsfähig sein und auch das Anerkennungsverfahren für die Bundesstützpunkte übernehmen.

    Lob von DOSB und Athletenverein

    DOSB-Präsident Thomas Weikert bezeichnete die Schaffung der Agentur als „Meilenstein zur Weiterentwicklung des Leistungssportsystems in Deutschland“. Dem Ziel, dass die Spitzensportförderung in Deutschland flexibler, digitaler, innovativer und weniger bürokratisch werden soll, sei man ein großes Stück nähergekommen. Vor allem durch den Abbau bürokratischer Hemmnisse könnten sich Trainer und Sportdirektoren wieder mehr darauf konzentrieren, die Athleten "zu entwickeln und in die Weltspitze zu führen".
    Der Verein „Athleten Deutschland“ zeigte sich ebenfalls zufrieden und teilte mit, man begrüßte den Zwischenstand „auf dem Weg zu einer umfassenden Reform der Spitzensportentwicklung in Deutschland.“ Die Athlet*innenvertretung war in den Aushandlungsprozess involviert. Eine „profunde und differenzierte Bewertung der Reformvorhaben“ werde aber erst mit der Veröffentlichung der Langfassung des Feinkonzepts möglich, so der Verein in einer Stellungnahme.

    Faeser: Kürzungen für den Sport vom Tisch

    Die im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr vorgesehene Mittelkürzung im Sport ist offenbar vom Tisch. Bayerns Innenminister Herrmann (CSU) erklärte bei der Pressekonferenz, es sei kritisch diskutiert worden, dass zunächst einmal ein Gesetzentwurf für den Haushalt des Bundes für das nächste Jahr auf dem Tisch gelegen habe, der Kürzungen auch beim Sport vorsehe und sagte: „Ich freue mich, dass die Bundesinnenministerin angekündigt hat, dass sie glaubt, diese Kürzungen vermeiden zu können, durch Umschichtungen oder anderes. Das würden wir seitens der Sportministerkonferenz sehr begrüßen.“

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    Bundesinnenministerin Faeser (SPD) ergänzte: „Wir werden diese im ersten Plan enthaltenen vermeintlichen Kürzungen abfangen können, es wird dort keine geben und was vor allem wichtig ist für uns bei FES, IAT (Institute für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten bzw. Angewandte Trainingswissenschaft, Anm. der Redaktion) das nicht zu tun, weil das insbesondere Fördermittel für die Teilnahme an den Olympischen Spielen im nächsten Jahr sind und das ist ein ganz wichtiger Bereich, wir werden das mit Umschichtungen, Resteverwendungen aus dem letzten Jahr gut hinbekommen.“ Im Bundeshaushalt für das Jahr 2024 war zunächst eine Kürzung für den Sport von 303 auf 276 Millionen Euro, also um rund zehn Prozent, vorgesehen.

    Olympiabewerbung: Politik will Rückhalt der Bevölkerung sicherstellen

    Auch zu einer deutschen Olympiabewerbung äußerten sich die Sportminister: Man unterstütze den DOSB in seinen Bestrebungen um eine Bewerbung. Aber: Die Sportministerkonferenz sei davon überzeugt, dass eine Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland den Rückhalt in der Bevölkerung voraussetze und nur mit diesem Rückhalt erfolgreich sein könne.
    Ob damit gemeint ist, dass ein Referendum unabdingbare Voraussetzung für eine neue Bewerbung ist, geht aus dem Papier nicht hervor. Olympiabewerbungen von Hamburg und München waren in der Vergangenheit an Bürgerbefragungen gescheitert.
    Was die Ansprechstelle „Safe Sport“ betrifft, kündigte Innen- und Sportministerin Faeser an, der DOSB werde sich ab dem kommenden Jahr beteiligen. Bisher wird diese Stelle vom Bund finanziert, die Beteiligung der Länder ab 2024 ist beschlossen.