Undichte Dächer, kaputte Duschen, defekte Heizungsanlagen, stillgelegte Schwimmbäder: Deutschlands Sportstätten sind vielfach marode, die Hälfte von ihnen sanierungsbedürftig. Die Zahlen sind seit langem bekannt, erklärt Lutz Thieme, Professor für Sportwissenschaften an der Hochschule Koblenz:
"Das heißt: Man muss konstatieren, dass wir auf der einen Seite einen Sanierungsstau vor uns hertragen, auf der anderen Seite aber eben die Kommunalfinanzen und auch die Finanzen der Länder nicht dazu ausreichen, diesen Sanierungsstau abzubauen."
Die Sportstätteninfrastruktur für den Breitensport ist Sache der Länder und Kommunen. Unter Thiemes Leitung entwickelt ein Projektteam an der Hochschule Koblenz seit gut zwei Jahren einen Sportstättenatlas. Er soll helfen, den tatsächlichen Sanierungsbedarf von Hallen, Plätzen und Schwimmbädern zu ermitteln. Der DOSB schätzt, 31 Milliarden Euro seien dafür nötig.
Bürokratische Hürden auf dem Weg zu Fördermitteln für Sanierungen
Stefan Breiter, für die Finanzen zuständiger Bürgermeister der Stadt Freiburg, wäre schon gedient, wenn die bürokratischen Hürden auf dem Weg zu den Fördermitteln niedriger wären: "Ich nenne mal ein Beispiel: die 'RZ Bau'. Kennen Sie die 'RZ Bau', die Richtlinie zur Durchführung von Zuwendungs-Baumaßnahmen? 60 Seiten dick, Sie wollen sie nicht kennenlernen, glauben Sie es mir."
Bei insgesamt etwa 230.000 Sportanlagen in Deutschland ist der Sanierungsbedarf enorm. In Zeiten knapper Kassen versuchen die Verantwortlichen deshalb, die Nutzungszeiten in den Sportstätten sinnvoller zu gestalten. "Belegungsmanagement verbessern" nennt es Christian Geiger, Erster Stadtrat der Stadt Braunschweig:
"Man kann aber auch Sporthallen freiziehen im Winter, wenn man Kalthallen [bieten niedrigere Temperaturen und eignen sich für dynamische Sportarten, d. Red.] baut für Fußballvereine, dann gehen die raus, machen ihr Training in der Kalthalle, die Hallenzeit wird frei und stehen dann für andere Sportarten, die nicht in so eine Kalthalle gehen können, zur Verfügung."
Kritik an Einstellung des "Investitionspakt Sportstätten"
Länder und Kommunen stehen vor einer Mammutaufgabe, die ohne mehr Geld vom Bund kaum zu bewältigen ist, sagen sie. Insofern sei es auch nicht nachvollziehbar, so Bürgermeister Breiter aus Freiburg, dass die Bundesregierung wirkungsvolle Förderprogramme wie den "Investitionspakt Sportstätten" eingestellt habe: "Mit jedem Euro Sportentwicklung findet ja auch eine Stadtentwicklung statt."
Die Debatte um den richtigen Weg beim Abbau des Sanierungsstaus wird den Sportausschuss weiter beschäftigen.