Der Fußball könne nicht unpolitisch sein, sagte Gundolf Walaschewski, Präsident des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) im Deutschlandfunk. "Wir sind Teil dieser Gesellschaft, wir handeln und agieren in dieser Gesellschaft mit deutlichen Folgen auch für die Gesellschaft und dann können wir nicht so tun, als wenn uns das nichts angehe."
"Der Sport ist nicht unpolitisch", sagte der Sportfunktionär. "Alles, was bei Großereignissen passiert, hat unmittelbar mit der Politik zu tun. Es gibt keine WM, EM oder Olympische Spiele, die nicht sehr deutlich auch eine politische Implikation haben."
Vom neuen DFB-Präsidenten Fritz Keller könnte er sich eine Äußerung, dass der Sport politisch sei, durchaus noch vorstellen, sagte Walaschewski. Bei FIFA-Präsident Gianni Infantino und IOC-Präsident Thomas Bach sei dies aber unwahrscheinlich. "Ich bin nicht blauäugig, dass es so kommen wird."
Kritik am DFB
Walaschewski kritisierte auch, dass bei den Landesverbands- und Regionalkonferenzen mit dem DFB politische Fragen, wie die Lage der Arbeitsmigranten in Katar nie angesprochen werden. Es gehe immer nur um den Sport, um das "großartige Ereignis einer Fußball-Weltmeisterschaft, egal unter welchen Bedingungen".
So kritisierte er den DFB auch für den Besuch des einstigen Nazi-Fliegergenerals, Hans-Ulrich Rudel, im Quartier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft 1978 in Argentinien. Rudel hatte das WM-Quartier auf Einladung des damaligen DFB-Präsidenten Hermann Neuberger besucht. Dieses Verhalten, so Walaschewski, habe auch Nachschlag erhalten im Verhalten der anschließenden DFB-Führungsspitze. Hier fehle ihm ein konsequentes Vorgehen und eine konsequente Ansprache dieser Dinge.
Walaschewski stellte deswegen auch infrage, ob die deutsche Fußball-Nationalmannschaft überhaupt zur WM nach Katar fahren sollte, sofern sie sich qualifiziere. "Wenn Bayern München nach Katar fährt und sich um die Verhältnisse im Sport und der Gesellschaft nicht kümmert, dann ist das ein Armutszeugnis für den Sport."
Sportgroßereignisse bitte nicht in autokratische Staaten
Auch das Argument, durch die Vergabe von Sportereignisse in umstrittene Länder und die damit einhergehende mediale Berichterstattung und den Fokus der Öffentlichkeit auf die Missstände, würden sich die Umstehende und Rahmenbedingungen ändern, stritt er ab. "Das hat bei Olympia in Berlin 1936 nicht geholfen - im Gegenteil. Ich halte das für ein sehr vorgeschobenes Argument und im Grunde genommen auch für den Versuch, sich selber froh zu machen."
Würde er solche Entscheidungen treffen, würde er öffentlich dazu auffordern, Sportgroßereignisse nicht immer in autokratische Länder und Staaten zu vergeben, die die Meinungsfreiheit auf allen Ebenen unterdrücken.
Bei den Sportfunktionären müsste diesbezüglich eine Bewusstseinsänderung eingefordert werden. Er habe für seine Positionen nur wenige Mitstreiter, sagte er im Dlf. "Das Gros der Funktionäre ist froh, wenn es mit diesen Fragen nichts zu tun haben muss."
Kampf gegen Rassismus in den Vereinen
Sein Verband kämpfe gegen Rassismus und Diskriminierung, im vergangenen Jahr habe es dazu eine Satzungsänderung gegeben. Man müsse verhindern, dass Vereine durch rechtsextreme Personen unterwandert werden. Auch die gleichzeitige Mitgliedschaft im Verein und einer Partei wie der Afd hält Walaschewski für nicht kompatibel: "Der Fußball hat einen Wertekatalog, der sich mit dem Verhalten und den Äußerungen dieser Parteien nicht vereinbaren lässt."