
Es deutete sich ein nur kurzer Endspurt in den Tarifverhandlungen zwischen Bahn und Lokführergewerkschaft GdL an. Die Verhandlungen zogen sich dann aber doch noch in der gestrigen Nacht.
"Das war auf den letzten Metern noch ein hartes Stück Arbeit, aber wir haben uns geeinigt. Die Verträge sind gemacht. Und sind auch unterschrieben", sagt der für Personalfragen zuständige Vorstand der Deutschen Bahn, Martin Seiler: "Das ist auch eine gute Botschaft insbesondere für unsere Bahnkunden aber auch wertschätzend für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für das gesamte Unternehmen".
Trennung von Arbeitszeit und Freizeit wichtig
Den Rahmen des Tarifabschlusses mit den Lokführern bildet der Tarifvertrag, den die Bahn kurz vor Weihnachten mit der größeren Bahngewerkschaft EVG geschlossen hatte: 6,1 Prozent mehr Lohn in zwei Schritten, 3,5 in diesem und 2,6 Prozent im nächsten Sommer. Statt der zweiten Lohnerhöhung können die Beschäftigten auch kürzere Wochenarbeitszeiten wählen. Hinzu kommt noch eine Einmalzahlung von 1000 Euro. Darüberhinaus waren für die Lokführergewerkschaft GdL aber strittige Punkte auch Pausenregelungen, Zulagen für Nacht oder Wochenendarbeit. Die Zulagen für solche besonderen Schichten werden in einem Volumen von eineinhalb Prozent steigen. Vor allem aber die Trennung von Arbeitszeit und Freizeit angesichts der Möglichkeit pausenloser Kommunikation über Smartphones und tragbare Computer war der GdL ein wichtiges Anliegen.
"Wir haben klar im Tarifvertrag vereinbart, dass keinerlei Verpflichtung besteht für die Beschäftigten außerhalb ihrer Dienstzeit, und das kann 7:01 Uhr morgens oder 23:11 Uhr abends sein, die elektronischen Medien auch zu bedienen; und die dort eingehenden Informationen bzw. Anforderungen in keinster Weise rechtliche Konsequenzen haben, wenn Sie sie nicht beachten", sagt der Vorsitzender der GdL, Claus Weselsky.
Bahn wird um neue Zugbegleiter und Lokführer werben
Mit einer ebenfalls verabredeten Imagekampagne wollen Bahn und GdL für den Beruf Zugbegleiter und Lokführer werben – aktuell fehlen bei der Bahn rund 1.000 Lokführer. Die streikerprobte GdL zeigt sich zufrieden mit den Ergebnissen – und der Tatsache, dass, die aktuellen Tarifverhandlungen mit der Bahn streikfrei über die Bühne gegangen sind: "Wir haben eine turbulente Tarifrunde gehabt, wir haben einen kurzen zeitrahmen gehabt, es ist uns gelungen eine gemeinsame Grundlage zu finden trotz einiger Turbulenzen und das bedeutet seit vielen Jahren zum ersten Mal ein Tarifabschluss mit der GDL ohne Schlichtung und ohne Arbeitskämpfe, was auch für das Zugpersonal ein deutliches Signal der Wertschätzung ist".
Schließlich aber können sich vor allem Bahnreisende freuen. Denn der nun geschlossene Tarifvertrag für die rund 36 Tausend Beschäftigten des Fahrpersonals der Bahn hat eine Laufzeit von 29 Monaten – solange also rollen die Züge bei der Bahn streikfrei. Ob pünktlich, das ist eine ganz andere Frage. Mit der Tarifeinigung kann sich die Bahn aber nun ganz darauf konzentrieren, an der Pünktlichkeit ihrer Züge zu arbeiten.