Trump-Putin-Treffen
"Tiefpunkt der US-Diplomatie" - Ausgang des Alaska-Gipfels macht Experten fassungslos

Mehrere deutsche Experten bewerten die neuen diplomatischen Entwicklungen rund um den Ukrainekrieg kritisch. Der für die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik tätige Russlandexperte Stefan Meister hat den Ausgang des Alaska-Gipfels von US-Präsident Trump und Russlands Präsident Putin als "Tiefpunkt der US-Diplomatie" bezeichnet.

    US-Präsident Donald Trump und Russlands Machthaber Wladimir Putin geben sich die Hände: Großaufnahme der Hände, im Hintergrund die russische und US-amerikanische Flagge.
    Wird beim Treffen von Trump und Putin in Alaska mehr rauskommen als Händeschütteln? Die Einschätzungen zu der Bedeutung der Zusammenkunft gehen weit auseinander. (picture alliance / AP / Alexander Zemlianichenko)
    Von der Substanz her sei es ein absoluter Misserfolg gewesen, von den Bildern her habe Trump Putin legitimiert, sagte er den Funke-Medien. Er habe vorab nicht viel erwartet von diesem Gipfel, aber es sei schlimmer gekommen. Putin habe alles erhalten, was er gewollt habe, Trump habe bis auf das Treffen nichts bekommen. Meister bezeichnete den Gipfel auch als "absoluten Bankrott für Europa". Die Europäer seien kein Akteur am Verhandlungstisch und sicherheitspolitisch abhängig von den USA.

    "Putin verkauft Trump eine Illusion - und hat ihn jetzt in der Hand"

    Der USA-Experte Thomas Jäger sieht das Treffen als eine "milde Katastrophe". Dem Magazin Focus sagte er, Putin brauche Trump nicht zu fürchten. Er habe Trump in der Hand. Das sei das wirklich manifeste Ergebnis dieses Treffens. Sollte Putin sogar in der Lage gewesen sein, Trump zu verkaufen, dass es ja irgendwie eine gute Zukunft für die amerikanisch-russischen Beziehungen gebe, habe er ihm eine Illusion verkauft. Jäger erläuterte, Russland sei für den amerikanischen Markt uninteressant, und die Vorstellung, dass Trump Russland aus der Umklammerung von China befreien könnte, "völlig daneben gegriffen".
    Der Politikwissenschaftler Josef Braml zweifelte die Verhandlungsstärke der USA ebenfalls an. Er gehe nicht davon aus, dass es zu den angedrohten Sanktionen gegen Handelspartner Russlands kommen werde, meinte Braml im Deutschlandfunk. Trump habe beispielsweise China gegenüber keine Trümpfe in der Hand.

    "Trump ist auf die Linie von Putin umgeschwenkt"

    Auch der Militärexperte Carlo Masala meinte, aus der Perspektive Moskaus sei das Treffen ein großer Erfolg. Putin sei keine Kompromisse eingegangen und auf Augenhöhe empfangen worden, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Trump sei auf die Linie von Putin umgeschwenkt, der statt eines Waffenstillstands ein Friedensabkommen möchte. Über die Nähe, die Trump bei der Begrüßung Putins an den Tag legte, zeigte sich Masala nicht überrascht: "Wir wissen ja, dass Trump eine Faszination für Putin hat. Genauso wie für andere autoritäre Führer."
    Der Sicherheitsexperte Nico Lange warnte vor zu hohen Erwartungen an die Vermittlungsversuche Trumps und an weitere mögliche Gespräche. Vielmehr gehöre es zur Strategie Putins, immer wieder nutzlose Treffen zu organisieren, sagte er im Deutschlandfunk Kultur. Solange der Druck auf Russland nicht militärisch und finanziell steige, werde der Krieg in der Ukraine einfach fortgesetzt.

    Trump und Putin sind "zwei Kartellbosse, zwei Clan-Chiefs"

    Russlandexperte Martin Aust meinte im Sender Phoenix, es sei absolut enttäuschend gewesen, dass Trump Putin eine solche Bühne geboten habe und keinen Kontrapunkt gesetzt habe. Wenn Trump zulasse, dass Putin acht Minuten lang auf einer Pressekonferenz russische Propaganda verbreite, und das anschließend auch noch abnicke, müsse der Kremlchef das nachgerade als Ermunterung auffassen. Aust konkretisierte, Putin habe ungestört so tun dürfen, als sei die Ukraine das Problem und Europa würde die Ukraine dabei unterstützen, das Problem zu sein.
    Die Politologin und ehemalige Nato-Mitarbeiterin Stefanie Babst warf Trump und Putin eine orchestrierte Komplizenschaft vor. "Das sind zwei Kartellbosse, zwei Clan-Chiefs, zwei Menschen, die sich als Alpha-Männchen betrachten, und die zusammengekommen sind, um zu sondieren, wo sie in ihren Interessen konvergieren", sagte sie dem Sender Phoenix.

    Weiterführende Informationen

    Über weitere Entwicklungen mit Blick auf das Treffen der Präsidenten Trump und Putin am Freitag halten wir Sie auch in einem Newsblog zur Zukunft der Ukraine auf dem Laufenden.
    Eine Zusammenfassung zum Treffen können Sie hier nachlesen.
    Diese Nachricht wurde am 16.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.