Tim Stützle saß etwas verlegen auf der Bank in der Kabine der Ottawa Senators, als Trainer DJ Smith vor wenigen Tagen eine erfreuliche Nachricht vorlas: "Four goals, six assists, ten points. Tim Stützle, NHL player of the week."
Der junge Deutsche war von der NHL zum "Spieler der Woche" gewählt worden. Er hatte in vier Partien vier Tore geschossen, sechs Treffer vorbereitet - und somit einen Liga-Bestwert von insgesamt zehn Punkten erzielt. "Man hat immer so Phasen, wo es gut läuft. Und dann hat man auch mal so ein paar Phasen, wo einfach nichts reingehen will. Und im Moment läuft’s bis jetzt relativ gut", sagt Stützle.
Garant für Tore
Es läuft bei Stützle nicht nur derzeit sehr gut, sondern schon seit Beginn des Jahres. Seine 19 Tore in dieser Zeit sind ligaweit der drittbeste Wert. "Ich habe sehr viel Selbstvertrauen in meinem Spiel und weiß, dass ich auch gut werden kann. Aber ich glaube, dass da auch noch sehr viel Luft nach oben ist."
Stützle spielt seine dritte NHL-Saison, hat aber bereits jetzt mehr Punkte erzielt als Leon Draisaitl in seinen ersten drei Jahren. Der Kölner in Diensten der Edmonton Oilers ist längst ein Superstar der Liga - und der Maßstab für jeden deutschen NHL-Profi. Stützle braucht diesen Vergleich jedoch - zumindest mit Draisaitls Anfangsjahren - nicht zu scheuen. Am Wochenende schoss er seinen 30. Saison-Treffer. Draisaitl war dies erstmals in seiner fünften NHL-Saison gelungen.
Unterschiedliche Karriere-Wege
Draisaitl war einst als 16-Jähriger nach Kanada gegangen, spielte dort in der Juniorenliga, bevor er 2014 unter den weltweiten Talenten seines Jahrgangs an dritter Stelle von den Edmonton Oilers ausgewählt wurde. Stützle ging einen anderen Weg. Er lehnte Angebote aus nordamerikanischen Juniorenligen ab, spielte stattdessen bereits als 17-Jähriger bei den Mannheimer Adlern in der DEL und wechselte 2020 in die NHL.
"Der Hype war auch sehr groß in Kanada, da Eishockey noch mal einen anderen Stellenwert hat als in den USA. Von daher war das am Anfang schon schwer. Aber ich glaube, dass ich mich sehr gut dran gewöhnt habe und ich fühle mich mega wohl hier", sagt Stützle. Während Draisaitl einen schweren Start in seine NHL-Karriere hatte, zwischenzeitlich in die Juniorenliga und ins zweitklassige Farmteam geschickt wurde, hat Stützle immer oben gespielt - in der NHL.
Langfristiger Vertrag für fast 70 Millionen Dollar
Er ist zwar erst 21 Jahre alt, aber bereits eines der Gesichter des Vereins. Dass die Senators erstmals seit 2017 wieder die Chance haben, die Playoffs zu erreichen, liegt unter anderem an seinen Treffern und Torvorlagen. Für Trainer Smith ist Stützle ein unverzichtbarer Leistungsträger. "Er ist ein dynamischer Typ, liebt den Wettkampf. Ich setze ihn in allen wichtigen Spielsituationen ein. Und Tim spielt immer gegen die stärksten Akteure des Gegners. Das sind große Herausforderungen. Aber er besteht sie in jeder Partie."
Und deshalb hat Ottawa Tim Stützle langfristig gebunden. Im Sommer verlängerte er um acht Jahre. Die Senators zahlen ihm dafür 66,8 Millionen Dollar. Es ist der höchst dotierte Vertrag der Vereinsgeschichte.