Sonntag, 28. April 2024

Sportfördergesetz
Trainergewerkschaft denkt über Streik nach

Die Trainerinnen und Trainer haben den Referentenentwurf zum Sportfördergesetz deutlich kritisiert. Seit Jahren passiere nichts, sagte BVTDS-Präsident Holger Hasse. Trainerinnen und Trainer müssten wohl mal ein Zeichen setzen.

Holger Hasse im Gespräch mit Astrid Rawohl | 24.03.2024
Tischtennis-Herren-Bundestrainer Jörg Rosskopf sitzt hinter einer blauen Bande und beobachtet das Spielgeschehen
Das neue Sportfördergesetz zieht einiges an Kritik auf sich. Vor allem die Trainer sind erzürnt. (IMAGO / MaJo )
Zum ersten Mal soll die Spitzensportförderung in Deutschland in einem Gesetz festgehalten werden. Bisher musste der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit jeder Bundesregierung neu über die Höhe und die Bedingungen der Förderung für den Leistungssport in Deutschland verhandeln. Mit einem Gesetz könnte sich das ändern. Aber Trainer und Trainerinnen sind in dem Entwurf nicht berücksichtigt.
Neben dem DOSB kritisierten auch die Landessportbünde, einige Spitzensportverbände sowie Trainerinnen und Trainer den Entwurf. Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes verlangt von der Bundesregierung, "erhebliche Nachbesserungen in Bezug auf den Referentenentwurf des Sportfördergesetzes".

"Tiefer Rückschlag" für die Trainer

Der Kritik des Dachverbandes hatten sich die 16 Landessportbünde sowie die 68 Spitzenverbände angeschlossen. Diese richtet sich gegen den mangelnden Einfluss des organisierten Sports bei der Vergabe der Steuermittel. Als weitere Kritikpunkte zählt der DOSB das fehlende "Bekenntnis zur Verantwortung und zur Finanzierungszuständigkeit des Bundes für den Spitzensport", den Verwaltungsaufwand und die fehlende Flexibilität auf.
Holger Hasse, der Präsident des Berufsverbands der Trainerinnen und Trainer im deutschen Sport (BVTDS), nannte den Entwurf im Deutschlandfunk einen "tiefen Rückschlag". Besonders weil die Trainerinnen und Trainer im Entwurf noch nicht einmal erwähnt worden seien.

In die Trainer wird nichts investiert

Man müsse konstatieren, dass Trainerinnen und Trainer immer mehr in andere Berufe oder ins Ausland abwandern, sagte Hasse. "Wir wollen ja eigentlich im Leistungssport erfolgreich werden, aber das Gegenteil ist der Fall", kritisierte er im Deutschlandfunk. Der Spielraum der Verbände sei gesetzlich sehr gering, denn die Verbände müssten unbefristete Verträge abschließen. Immerhin gebe es hier in den letzten Jahren Bewegung, dass die Verbände mehr entfristete Verträge anbieten würden.
Man sehe seit Jahren, dass in die Trainerinnen und Trainer nichts investiert werde, bemängelte der frühere Badminton-Coach. Gleichzeitig soll in die Organisationen, wie die neue Leistungssportagentur viel Geld investiert werden.

Ein Streik als Zeichen

"Vielleicht waren wir als Trainer und Trainerinnen als Berufsverband in der Vergangenheit zu brav. Wir haben immer die sportlichen Ziele in den Vordergrund gestellt und nicht das Wohl der eigenen Berufsgruppe. Vielleicht muss man auch mal die Strategie wechseln und klarere Zeichen setzen", deutete Hasse eine Kehrtwende in der Strategie der Berufsgruppe an.
Er schloss damit auch einen Streik der Trainer nicht aus. "Ich kann mir durchaus mal denken, dass die Trainerinnen und Trainer ein Zeichen zu setzen. Seit Jahren oder Jahrzehnten passiert nichts. Vielleicht braucht es mal einen Streik der Trainerinnen und Trainer."