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TV-Debatte in USA
Gegenwind für Trump

Bei der zweiten TV-Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber in den USA wurden die Erwartungen an Donald Trump nicht enttäuscht - es kamen die üblichen immigrantenfeindlichen Sprüche. Mit Spannung wurde erwartet, wie sich die Konkurrenten Trumps schlagen würden: Der Milliardär bekam einigen Gegenwind.

Von Marcus Pindur | 17.09.2015
    Milliardär Donald Trump bei der zweiten TV-Debatte der Bewerber um die republikanischen Präsidentschaftskandidatur
    Milliardär Donald Trump bei der zweiten TV-Debatte der Bewerber um die republikanischen Präsidentschaftskandidatur. (AFP/ Frederic J. Brown)
    Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Donald Trump war der Mann, den es zu schlagen galt bei der zweiten Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber. Ein Kommentator der "Washington Post" hatte Trump als Beleidigungsmaschine tituliert, und der Milliardär wurde dieser Charakterisierung schon in seiner ersten Stellungnahme gerecht: Der Senator Rand Paul gehöre gar nicht auf die Bühne, so Trump, er sei die Nummer elf in dieser Runde und habe nur ein Prozent in den Umfragen für sich zu verbuchen.
    Damit war schon mal der erste Konkurrent in die Ecke gestellt. Paul feuerte jedoch zurück.
    "Ich mache mir in der Tat Sorgen. Wollen wir so jemandem unser Nukleararsenal anvertrauen? Die giftigen Antworten, die er gibt, die dauernden Beleidigungen, er nennt Leute groß, klein, hässlich, fett - mein Gott, das ist ein Benehmen eines 15-jährigen Schülers."
    Wie zur Bestätigung ätzte Trump zurück, er habe Rand Paul, den Senator aus Kentucky, doch nie hässlich genannt, obwohl dieser einigen Anlass dazu gebe.
    Carly Fiorina macht Trump sprachlos
    Eine derjenigen, die Anlass hat, mit Trump ein Hühnchen zu rupfen, ist die einzige Frau in der republikanischen Kandidatenrunde: Carly Fiorina, die ehemalige Chefin von Hewlett-Packard. Trump hatte über sie gesagt, mit solch einem Gesicht könne man sie nicht zur Präsidentin wählen. Später versuchte Trump sich rauszuwinden mit der durchschaubaren Ausrede, er habe nicht ihr Aussehen, sondern ihre Persönlichkeit gemeint. Der CNN-Moderator fragte Fiorina, wie sie darauf reagiere. Kurzes Innehalten, maliziöses Lächeln, und dann schickte sie Donald Trump auf die Bretter:
    "Ich glaube, alle Frauen in diesem Land haben genau verstanden, was Donald Trump da gesagt."
    Da war selbst "the Donald" für ein paar Sekunden sprachlos. Fiorina konnte auch sonst in der Debatte durch klare, zugespitzte Stellungnahmen überzeugen.
    Marco Rubio punktet mit Außenpolitik
    Eigentlich sollte es schwerpunktmäßig um Außenpolitik gehen. Bei diesem Thema punktete der Youngster in der Runde, Marco Rubio, Senator aus Florida, mit klaren Worten und mit einer der wenigen ernst zu nehmenden außenpolitischen Äußerungen. Er habe - anders als Donald Trump – ein klares Verständnis von dem, was Putin derzeit betreibe:
    "Er will Russland wieder als geopolitische Kraft etablieren. Er selbst hat den Untergang der Sowjetunion als größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Und jetzt versucht er, die Nato zu untergraben. Und er versucht, ein Vakuum aufzufüllen, dass die Obama-Administration im Nahen Osten hinterlassen hat."
    Jeb Bush präsentiert Wirtschaftsprogramm
    Jeb Bush, der in den Umfragen weit zurück im einstelligen Bereich liegt, wirkte gut inhaltlich vorbereitet und seriös, zeigte aber erneut gerade in der Auseinandersetzung mit Trump zu wenig Biss. Bush präsentierte als einziger ein kohärentes Wirtschaftsprogramm, dass im Wesentlichen aus weniger Steuern und Abbau von Regulierungen besteht. Damit könne man ein Wachstum von vier Prozent erreichen.
    Das Rennen bei den Republikanern um die Präsidentschaftskandidatur ist auch nach der zweiten Debatte weit offen. Carly Fiorina und Marco Rubio konnten punkten. Donald Trump bekam erstmals deutlichen Gegenwind zu spüren. In der Debatte wurde erneut klar, dass der Milliardär große inhaltliche Defizite hat. Doch getragen wird er von der Wut eines Teiles der republikanischen Wählerschaft gegen den traditionellen Politikbetrieb. Es ist offen, wie weit ihn diese Wut tragen wird. Zwei Drittel der Republikanischen Wähler haben noch nicht entschieden, wem sie in den Vorwahlen ab Anfang kommenden Jahres ihre Stimme geben wollen.