Der europäische Fußball-Ligenverband European Leagues, Spaniens La Liga und die Spielergewerkschaft FIFPro gehen wegen der immer höher werdenden Belastung durch den Spielkalender gemeinsam gegen die FIFA vor.
Vorwurf: FIFA missbraucht ihre marktbeherrschende Stellung
Wie die drei Organisationen in einer Pressekonferenz in Brüssel mitteilten, sei bei der Europäischen Kommission eine Beschwerde eingereicht worden, in der sie dem Weltverband den Missbrauch seiner marktbeherrschenden Stellung vorwerfen.
Die European Leagues, zu denen auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) gehört, La Liga sowie die FIFPro beschuldigen die FIFA wegen der jüngsten Änderungen des Spielplans, insbesondere aufgrund der Einführung der neuen Klub-WM nach der laufenden Saison mit 32 Mannschaften. Dazu kommt die deutliche Ausweitung der Champions League und der anderen Europapokal-Wettbewerbe zur aktuellen Saison durch die UEFA. Die FIFA vergrößert zudem die WM ab 2026 auf 48 Teams. "Genug ist genug, wir können es nicht mehr ertragen", sagte Mathieu Moreuil von der englischen Premier League mit Blick auf die allgemeine Lage.
Warnung vor der Belastung der Spieler
Anfang September hatte die FIFPro bereits die Belastung von internationalen Fußballprofis massiv kritisiert. Die Spielergewerkschaft sprach von einer "Kannibalisierung des Wettbewerbskalenders", die "physische und mentale Gesundheit der Spieler müsse Priorität haben, um die Integrität des Spiels zu wahren".
So absolvierte Julian Alvarez für Atlético Madrid und Argentiniens Nationalmannschaft in der vergangenen Saison 75 Spiele. Cristian Romero, der für Tottenham Hotspur und für Argentinien aktiv ist, legte dem Bericht zufolge 163.000 Kilometer bei Reisen für seine Spiele zurück.
Gerade junge Profis sind heute stärker gefordert als in der Vergangenheit. Der deutsche Nationalspieler Florian Wirtz von Bayer Leverkusen hat mit seinen 21 Jahren bereits 11.500 Minuten Profifußball gespielt. Zum Vergleich: Das ist fast dreimal so viel wie Michael Ballack im selben Alter.
Mehrere Gewerkschaften verklagen die FIFA
Es sei der Missbrauch einer dominanten Stellung, wenn die FIFA alleine Entscheidungen über den Kalender treffe, heißt es in der Beschwerde. Sie müsse alle Interessengruppen, also auch Spieler und Ligen, bei den Entscheidungen einbeziehen - gefordert wird also ein besseres Mitspracherecht. Das aktuelle Vorgehen verstoße auch gegen EU-Recht, wie die Fälle um die Super League und um den Spieler Diarra zeigten, argumentieren Ligen und Gewerkschaften.
Der Weltverband hält dem entgegen, dass Anzahl und Planung der Spiele explizit mit allen Seiten abgestimmt worden sei. "Der aktuelle Kalender wurde vom FIFA-Rat, der sich aus Vertretern aller Kontinente, einschließlich Europa, zusammensetzt, nach einer umfassenden Konsultation, an der auch FIFPro und Ligagremien teilnahmen, einstimmig genehmigt", hieß es in einer Stellungnahme.
Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte, man habe die Beschwerde erhalten und werde sie prüfen. Wie lange dies dauern werde, teilte die Kommission nicht mit. Eine Frist, bis wann eine Entscheidung getroffen werden muss, gibt es nicht. Auch die Beschwerdeführer äußerten keine Erwartungen, wie lange der Prozess dauern werde.
"Die FIFA ist marktbeherrschend, ist ein Monopolist", sagte der Kartellrechtsexperte Mark E. Orth. Das Kartellrecht sei genau das geeignete Mittel, um der FIFA Wettbewerb beizubringen. Man könne mit der FIFA ja nicht verhandeln, da es keine Mitbewerber gebe, sagte der Sportrechtler im Deutschlandfunk.
Die Gewerkschaften beziehen sich auch ausdrücklich auf das Urteil des EuGH zur Super League, das die Verbände in ihrer Monopolstellung einschränkt. Allerdings besteht für die Ligen neben der Überlastung ihrer Spieler und damit Angestellten, auch eine weitere Gefahr. Sie könnten kommerziell unter Druck geraten, wenn neben der UEFA nun auch die FIFA als Konkurrentin verstärkt um TV-Gelder kämpft.
FIFA weist alle Vorwürfe zurück
Die FIFA hatte im Mai den Ligen und der Gewerkschaft in einer Antwort mitgeteilt, dass sie die Vorwürfe nicht verstehen könne, und wies sie zurück. FIFA-Generalsekretär Mattias Grafström schrieb, alle seien bei der Erstellung des Kalenders berücksichtigt worden. "Aber es ist nicht immer möglich, alle in dieser Angelegenheit zufriedenzustellen."
Er verwies auf verschiedene Treffen und schlug neue Gespräche vor. Grafström fragte, ob auch rechtliche Schritte gegen Klubs oder andere Verbände eingeleitet worden seien. Damit ist unter anderem die UEFA gemeint, die den Europapokal ab der Saison 2024/25 stark ausgeweitet hat.