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Reform der UEFA Champions League
Mehr Spiele, mehr Geld – aber auch mehr Spannung?

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hat die viel diskutierte Reform der Champions League ab 2024 verabschiedet. Unter anderem wird die Gruppenphase abgeschafft. Es soll mehr Teilnehmer geben, mehr Spiele - und vor allem mehr Geld. Ein Überblick.

Von Maximilian Rieger | 11.05.2022
Der Pokal der Champions League im Stadion von Manchester City
Neuer Modus ab 2024 - die Champions League soll den Klubs und der UEFA noch mehr Geld in die Kassen spülen (Paul ELLIS / AFP)
Bereits im April 2021 hat der europäische Fußballverband UEFA die Eckpunkte für eine Reform der Klubwettbewerbe beschlossen. Im Kern stand dabei die Champions League, der wichtigste und mit Abstand lukrativste Wettbewerb im europäischen Fußball.
Zu diesem Zeitpunkt waren Pläne einer neuen Super League publik geworden: Zwölf europäische Großklubs, ohne die zwei deutschen Top-Teams FC Bayern und Dortmund, wollten sich von der UEFA loslösen und eine selbst vermarktete, europäische Topliga gründen. Die finanzstarken Partner für die Vermarktung sollen schon bereitgestanden haben. Der Super-League-Vorstoß scheiterte zwar schnell, nach heftigen Protesten von Fans der beteiligten englischen Klubs.
Doch die Drohkulisse eines Konkurrenzproduktes zur Königsklasse blieb bestehen. Auch vor diesem Hintergrund sah sich die UEFA zum Handeln gezwungen. Auf dem Kongress in Wien wurde die Reform der Champions League am Dienstag (10.05.2022) verabschiedet.
Real, Barca und Juventus im Klammergriff der UEFA

Was ändert sich ab der Saison 2024/25?

Die UEFA wird die Zahl der Teilnehmer von derzeit 32 auf künftig 36 Mannschaften erhöhen. In der Champions League, aber auch in den beiden anderen Wettbewerben. Neu in der Königsklasse ist vor allem das Format, die bisherige Gruppenphase wird abgeschafft. Stattdessen wird eine gemeinsame Tabelle aus den Spielen aller 36 Teams gebildet. Wie in einem Ligasystem, allerdings werden die 36 Klubs mit Setzlisten auf vier Gruppen verteilt, so dass jede Mannschaft in der Vorrunde acht Spiele bestreitet.
Der Kern des bisherigen Formats bleibt damit für die Vorrunde bestehen: Top-Teams wie der FC Bayern, die sich ihren Status durch gutes Abschneiden in der Vergangenheit verdient haben, werden weiter gegen unterschiedlich starke Teams antreten.
Die ersten acht Teams in der Gesamttabelle qualifizieren sich am Ende direkt für das Achtelfinale, die darauffolgenden 16 Teams spielen in einer K.o-Runde acht weitere Teilnehmer der Achtelfinalspiele aus. Die Teams auf den Plätzen 25 bis 36 scheiden nach der Vorrunde direkt aus.

Was sind die Gründe für die Reform?

Die UEFA wollte sich vom zunehmend ungeliebten Gruppenmodus verabschieden. In der Vergangenheit standen in manchen Gruppen zum Teil schon zwei Spieltage vor Schluss die Teilnehmer am Achtelfinale fest, die verbliebenen Duelle waren fürs Weiterkommen sportlich bedeutungslos und versprachen kaum noch Spannung. Dies soll sich durch das Tabellenformat ändern, vor allem durch die zusätzlichen Playoff-Spiele zwischen den Teams auf den Plätzen 9 bis 24 um den Einzug in die K.o-Runde. Auch wenn davon auszugehen ist, dass es wegen der Setzlisten wohl weiter der Kreis der gleichen altbekannten Teams ist, der es am Ende ins Achtelfinale schaffen wird.
Vor allem bringt die Reform aber mehr Spiele und mehr Geld für die UEFA und die Klubs. Wer die Champions-League erreicht, bekommt künftig mindestens acht garantierte Spiele in der Königsklasse, statt bisher nur sechs. Und damit verbunden sind auch mehr Einnahmen, aus der Fernsehvermarktung, Ticketverkäufen und Sponsoring.
Auf der anderen Seite steigt die Belastung der Spieler - und das, obwohl viele Trainer gerade in England jetzt schon über zu viele Spiele klagen.

Welche Punkte sind umstritten?

Die UEFA hätte den Modus in der Champions League gerne noch stärker aufgebläht - mit insgesamt 100 Spielen mehr als im bisherigem Gruppenformat, verteilt über zehn Spieltage. Durchkreuzt wurden diese Pläne aber vor allem von den nationalen Ligaverbänden, im ohnehin bereits engen Kalender wäre damit noch weniger Platz für die nationalen Ligen und Pokalwettbewerbe geblieben. Zudem gab es die Befürchtung, dass noch mehr Spiele in der Champions League den nationalen Ligen weiteres Fernsehgeld und Sponsoring-Einnahmen abgraben könnten.
Der nun verabschiedete Kompromiss sieht acht Spiele für jedes Team vor der K.o.-Runde vor, auch in den anderen europäischen Wettbewerben.
Kritik an der Reform der Champions League
Super-League-Pläne - Erdbebengefahr im europäischen Fußball
Besonders umstritten war der Plan der UEFA, zwei Startplätze für Vereine zu reservieren, die über die Liga zwar die Qualifikation zur Champions League verpasst haben, aber in den fünf Spielzeiten zuvor im Europapokal gut abgeschnitten hatten. Dieses Vorhaben wurde als Sicherheitsnetz für die großen Vereine und Fußball-Marken interpretiert, deren Strahlkraft sich die UEFA wohl über eine Art Wildcard sichern wollte, auch wenn sie in der Liga eigentlich an der Qualifikation für die Champions League gescheitert wären - so wie aktuell Manchester United. Sollte der FC Bayern zum Beispiel in der Bundesliga nur auf Platz fünf landen - und dadurch eigentlich in der Europa League spielen müssen - dürften die Münchner aufgrund des UEFA-Koeffizienten dennoch in der Champions-League antreten.
Fan-Organisationen warfen der UEFA vor, damit leistungsschwache Eliteklubs auf Kosten anderer belohnen zu wollen und sprachen von einer "Super-League durch die Hintertür". Denn genau dies war der große Kritikpunkt am Modell Super League: Eine geschlossene Gesellschaft, bei der zwölf Spitzenklubs sicherstellen, dass sie verlässlich an das große Geld in Europa kommen, selbst wenn sie in der Liga einmal schwächeln. Auch der Status von Teams wie dem FC Bayern, die die nationale Liga seit Jahren dominieren, würde zementiert, wenn diese Vereine auf Dauer mehr Geld in Europa einnehmen und dadurch ihren auch wirtschaftlichen Vorsprung weiter vergrößern.
Die Verteilung der Mehreinnahmen bleibt auch eine offene Frage, die Diskussionen darüber dürften mit der Verabschiedung der Reform begonnen haben.