Sonntag, 12. Mai 2024

Archiv


Umweltfreundlich und trotzdem profitabel

Ein Zusammenschluss von Umweltschützern und Firmen will zeigen, dass nachhaltig arbeitende Betriebe konkurrenzfähig sein können. Sie wollen langlebige Produkte herstellen und fordern, dass Elektrogeräte wie Smartphones nicht so schnell kaputt gehen dürfen.

Von André Zantow | 12.03.2013
    Würde jedes Land auf der Erde so wirtschaften wie Deutschland, müsste die Erde 2,7-mal so groß sein wie jetzt, beklagt der NABU. Dabei bezieht sich der Naturschutzbund Deutschland auf Zahlen der US-amerikanischen NGO "Global Footprint Network".

    "Die 2,7 Erden beziehen sich auf die ökologischen Rucksäcke von Produkten und Dienstleistungen. Das beginnt bei der Rohstoffextraktion in der Miene, setzt sich fort über die Vorprodukte bis hin zum fertigen Endprodukt. Wir sehen, dass 90 Prozent der eingesetzten Rohstoffe verloren gehen, bevor wir überhaupt mal ein Endprodukt im Regal zu stehen haben."

    Ulrike Meinel beschäftigt sich beim NABU mit Ressourcenpolitik. Dabei sucht sie auch Kontakte in der Wirtschaft. Mit elf Unternehmen hat sie im vergangenen Jahr ein Bündnis geschmiedet - es nennt sich "Allianz Ressourcenschonung". Heute hat es sich in Berlin getroffen, um zu zeigen, wie Firmen mit wenigen Rohstoffen wirtschaftlich erfolgreich sein können.

    "Das bedeutet, wir brauchen eine ressourcenpolitische Steuerreform, die Anreize gibt, den Ressourcenverbrauch zu senken. Wir brauchen eine stärkere Belastung des Faktors Ressourcen. Und stattdessen kann der Faktor Arbeit entlastet werden."

    Der NABU fordert, umweltschädliche Subventionen abzubauen. Insgesamt würden die sich nach Berechnungen des Umweltbundesamtes auf 48 Milliarden Euro pro Jahr belaufen. Zum Beispiel sollte der Staat das Dienstwagenprivileg reformieren und statt den oft PS-starken Autos lieber Jobtickets für den öffentlichen Nahverkehr fördern.

    "Ein ganz zentraler weiterer Punkt ist, dass wir aufhören müssen, Flugreisen staatlich enorm zu subventionieren. Wir haben eine Energiesteuerbefreiung des Kerosins, wir haben in Deutschland die Befreiung internationaler Flüge von der Mehrwertsteuer. Das summiert sich insgesamt auf 11,5 Milliarden Euro hoch. Wir setzen uns dafür ein, das abzuschaffen".

    Unter den elf Firmen der "Allianz Ressourcenschonung" ist niemand aus der Luftfahrtbranche oder ein großer Konzern. Es sind oft Mittelständler. Dazu zählt sich auch die Bauplanungsfirma "Cree" aus Österreich, die sich anfangs die Frage stellte:

    "Wie können wir in Zukunft ressourcenschonender in die Höhe bauen? Darauf sind wir ganz klar auf den Baustoff Holz gekommen und haben das Bausystem entwickelt, indem wir jetzt 30 Stockwerke hoch mit einer Holz-Hybrid-Bauweise bauen können. Das beinhaltet, dass wir 90 Prozent weniger CO2-Ausschuss haben, sehr ressourcenschonend, sehr ressourceneffizient und eine absolute regionale Wertschöpfung, sprich: wenn wir zum Beispiel. in Freiburg bauen, dann nutzen wir das Holz von Freiburg, wir machen das mit Zimmereibetrieben von Freiburg, es wird alles dort gemacht."

    Sagt Christian Vögel von dem Bauplaner Cree. Der hat bisher ein 8-stöckiges Haus in Österreich mit dem eigenen Holzsystem gebaut. Er fordert nun, dass bei öffentlichen Ausschreibungen auch die sogenannte "graue Energie" berücksichtigt wird. Und nicht nur die monetären Kosten.

    "Die ‚graue Energie‘ ist die gesamte Energie, die aufgebracht wird, um ein Haus zu bauen. Also auch die Wege dorthin, auch die Herstellung der Materialien. Das ist mit Holz natürlich, dieser nachwachsenden Ressource, sehr spannend und hat dadurch einen ganz kleinen Anteil an ‚grauer Energie‘."

    Unternehmer Vögel spricht davon, dass die Bauwirtschaft weltweit für 40 Prozent des CO2-Ausschusses verantwortlich ist. Hier gebe es riesiges Potenzial. Insgesamt will die Allianz Ressourcenschonung ein völlig neues Produktdenken. Rohstoffe sollen gespart werden, indem die Haltbarkeit erhöht wird. Smartphones dürften nicht nach einem Jahr veraltet oder kaputt sein. Jedes Produkt muss mit Ersatzteilen einfach erneuert werden können. Alle Abfälle sollen recycelbar sein. Die Allianz ist offen für weitere Mitglieder. Mit elf Unternehmen dürfte ihre Schlagkraft bisher gering sein.