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US-Wahlen
Sorge um deutsch-amerikanische Handelsbeziehungen

Die USA sind Deutschlands wichtigster Handelspartner. Tausende deutsche Firmen sind in den USA tätig und umgekehrt. Der VW-Dieselskandal hat dem einen Dämpfer versetzt. Nun fürchten sich Deutsche Unternehmensverbände vor den Auswirkungen der Wahl.

Von Brigitte Scholtes | 08.11.2016
    Ein Börsenmakler an der Wall Street in New York legt das Gesicht angesichts hoher Kursverluste in die Hände.
    "Das Geschäft mit den USA schwieriger geworden", meint Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des VDMA, des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau. (Justin Lane/dpa)
    Waren im Wert von 174 Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr zwischen den USA und Deutschland gehandelt. Damit sind die Vereinigten Staaten wieder stärkster Handelspartner Deutschlands vor Frankreich – das lag jedoch auch an der Schwäche des Euro. Im bisherigen Jahresverlauf ist die Exportquote jedoch wieder leicht gesunken. Für alle deutschen Vorzeigebranchen sind die USA von großer Bedeutung, für Autos, Elektro- und Elektronikprodukte, Chemie und natürlich den Maschinenbau. Allerdings stellt Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des VDMA, des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, fest:
    "Natürlich ist das Geschäft mit den USA schwieriger geworden als vielleicht noch vor zwei, drei Jahren, einfach weil die Wirtschaft auch nicht in dem Maße wächst. Die Hoffnung auf eine Reindustrialisierung hat sich nicht erfüllt. Sicherlich spielt eine große Rolle, dass die ölabhängigen Bereiche nicht mehr in dem Maße expandieren und insofern auch keine Folgeinvestitionen in anderen Bereichen dann auslösen."
    Doch auch wenn der Ölpreisverfall einige Investitionen weniger attraktiv gemacht hat, ist sich Utz Tillmann, Hauptgeschäftsführer des VCI, des Verbandes der chemischen Industrie sicher:
    "Investitionen werden ja nicht nur für einen kurzen Zeitraum getätigt von 6, 12 oder 24 Monaten, sondern über einen viel, viel längeren Zeitraum. Und vor dem Hintergrund wird sich an dem Investitionsverhalten der deutschen Firmen in Richtung USA erst mal nichts ergeben, denn der Ölpreis wird wieder weiter steigen. Und damit wird die Attraktivität von Schiefergas auch wieder weiter nach oben gehen."
    Interesse an Übernahmen in den USA
    Auch aktuell sind deutsche Unternehmen weiter sehr interessiert nicht nur an Investitionen in die Produktion, sondern auch an Übernahmen in den USA: Besonders spektakulär in diesem Jahr war die Ankündigung des Leverkusener Pharmakonzern Bayer, den Saatgutspezialisten Monsanto zu übernehmen. Das Verhältnis zwischen Deutschen und Amerikanern ist jedoch nicht ungetrübt: Etwa in der Finanzindustrie, in der amerikanische Aufsichtsbehörden vor allem deutschen Banken hohe Strafen für ihr Fehlverhalten aufbrummen möchten, oder auch in der Autoindustrie, Stichwort: Dieselskandal. Kurz nach Bekanntwerden der Abgasaffäre von VW im vergangenen Jahr hatte sich Matthias Wissmann, Präsident des Branchenverbands VDA, zwar noch entschuldigt:
    "Wir sind natürlich in der gesamten deutschen Automobilindustrie sehr betroffen. Wir bedauern diese Vorgänge zutiefst und nehmen sie sehr ernst."
    Aber der Export deutscher Autos in die USA ist in den ersten neun Monaten um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, wenn auch vor Ort fünf Prozent mehr Pkw produziert wurden. Für viele deutsche Unternehmer seien die USA aber mehr als nur die Nummer Eins unter den Exportmärkten, sagt Ralph Wichers vom VDMA:
    "Sie sind sehr eng eingebunden, sehr freundschaftlich eingebunden in das wirtschaftliche Leben des US-Markts. Insofern sehen sie natürlich die jüngsten Entwicklungen in den USA durchaus mit großer Sorge, viele hinterlässt es ratlos, und viele haben natürlich Befürchtungen, dass sich Grundlegendes ändert in der Beziehung zu den US-amerikanischen Kunden, zu den US-amerikanischen Freunden."