Treffen in Alaska
"Viel Wirbel und ein großes Nichts": Internationale Pressestimmen zum Gipfel von Trump und Putin

Inszenierung ohne Folgen? Auch die internationale Presse befasst sich eingehend mit dem Gipfeltreffen von Donald Trump und Wladimir Putin in Alaska.

    Sechs Männer sitzen nebeneinander auf Stühlen, in der Mitte der russische Staatschef Putin und US-Präsident Trump.
    Das Gipfeltreffen in Alaska ist ein großes Thema in der internationalen Presseschau. (IMAGO / SNA / IMAGO / Sergey Bobylev)
    Die tschechische Zeitschrift RESPEKT bilanziert in ihrer Online-Ausgabe: "Viel Wirbel, große Erwartungen und am Ende ein großes Nichts. Der Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin endete praktisch ohne irgendein nennenswertes Ergebnis. Der Krieg in der Ukraine, um den es in den Verhandlungen vor allem gehen sollte, geht weiter. Die Präsidenten konnten sich weder auf einen Waffenstillstand noch auf irgendetwas anderes einigen, was sie der Öffentlichkeit mitteilen konnten. Wenn die Verhandlungen überhaupt einen Inhalt hatten, blieb dieser verdächtig geheim."
    Die österreichische Zeitung DER STANDARD stellt fest: "Die Äußerungen der beiden Politiker nach ihrer Begegnung waren äußerst vage. Doch soviel ist klar: Einen Waffenstillstand in der Ukraine hat Putin nicht angeboten. Trotzdem darf Russlands Machthaber seinen brutalen Krieg gegen das Nachbarland ungestraft fortführen. Das Wort 'Sanktionen' nahm Trump nicht einmal in den Mund. Das sind schlechte Nachrichten für die Bevölkerung der Ukraine und alle Europäer. Und gleichwohl ist es mutmaßlich das beste Ergebnis, das diese Konstellation hervorbringen konnte."

    "Widerwärtig. Beschämend. Und letztlich nutzlos."

    Das ukrainische Nachrichtenportal KYIV INDEPENDENT zieht folgendes Fazit: "Widerwärtig. Beschämend. Und letztlich nutzlos. Das waren die Worte, die uns in den Sinn kamen, als wir den Alaska-Gipfel verfolgten. Auf unseren Bildschirmen wurde ein blutbefleckter Diktator und Kriegsverbrecher im Land der Freiheit königlich empfangen – während seine Angriffsdrohnen auf unsere Städte zusteuerten."
    Die belgische Zeitung DE TIJD hält das Treffen von Trump und Putin für eine Inszenierung, ""die bestenfalls der Anfang eines langen Friedensprozesses sein kann. Dieser Prozess kann jedoch erst dann wirklich in Gang kommen, wenn der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit am Tisch sitzen darf. Europa muss sich uneingeschränkt für die Ukraine einsetzen und darf sich nicht in die Ecke drängen lassen. Andernfalls laufen wir Gefahr, die Leidtragenden zu sein, wenn über unsere Köpfe hinweg ein schlechter Deal ausgehandelt wird."

    "Für die Europäer eine Demütigung"

    Die dänische Zeitung KRISTELIGT DAGBLAD aus Kopenhagen glaubt: "Für die Europäer sind die Bilder aus Alaska eine Demütigung, und für die Ukraine ist der ehrenvolle Empfang von Putin ein weiterer Schlag ins Gesicht. Aber auch für Trump ist das eine Demütigung, selbst wenn er das offenbar nicht erkennt. Dass das Treffen so ergebnislos zu Ende ging, dürfte seine Hoffnung auf einen großen Durchbruch als Friedensmakler und auf den Nobelpreis dämpfen."
    "Die Sorgen der Europäer, in der Ukraine-Frage umgangen zu werden, zeigt ihre Hilflosigkeit", schreibt die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO aus Peking:
    "Sicherheitspolitisch ist Europa zu sehr von der USA-geführten NATO abhängig, energiepolitisch wiederum von Russland. In der Außenpolitik tut man sich schwer, mit einer Stimme zu sprechen. Es ist Zeit, neue Wege zu finden."

    Spektakuläre Niederlage?

    Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA aus Warschau spekuliert mit Blick auf den US-Präsidenten: "Trump hatte offenbar beschlossen, im Wesentlichen ohne große Vorbereitung mit Putin zu sprechen. Er ging davon aus, dass sein persönliches Verhandlungsgeschick den russischen Tyrannen zu Zugeständnissen bewegen würde. Doch man kann sich des Eindrucks einer spektakulären Niederlage kaum erwehren."

    "Putin wirkte sehr zufrieden"

    Die NEW YORK TIMES aus den USA analysiert: "Nur wenige Ost-West-Gipfeltreffen in der modernen Geschichte waren von so vielen Spekulationen und Unsicherheiten begleitet wie das Treffen zwischen Trump und Putin in Alaska. Nur wenige, wenn überhaupt, endeten mit noch weniger Klarheit. Klar ist ist jedoch, dass Wladimir Putin am Ende sehr zufrieden wirkte."
    Die türkische Zeitung SABAH aus Istanbul erwartet, dass das Gipfeltreffen in Anchorage als diplomatisches Glücksspiel in die Geschichte eingehen werde. "Denn nicht die Rivalitäten und Widersprüche zwischen den beiden Seiten, sondern die Reaktion derjenigen, die nicht am Tisch sitzen, machen diesen Gipfel zu einem diplomatischen Pokerspiel mit hohem Einsatz – und nicht zu einem globalen Konsens."

    Weiterführende Informationen

    Über weitere Entwicklungen mit Blick auf das Treffen der Präsidenten Trump und Putin am Freitag halten wir Sie auch in einem Newsblog zur Zukunft der Ukraine auf dem Laufenden.
    Eine Zusammenfassung zum Treffen können Sie hier nachlesen.
    Diese Nachricht wurde am 16.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.