Mittwoch, 01. Mai 2024

Volleyball
Bundesliga der Frauen in der Krise

Die VBL hat in den letzten Jahren versucht, die Klubs der Frauen-Liga zu professionalisieren. Bisher ist dies nicht gelungen, im Gegenteil. Jetzt will die VBL die Anforderungen erleichtern, um die Liga wirtschaftlich auf stabilere Füße zu stellen.

Von Piet Kreuzer | 14.04.2024
Vilsbiburger Spielerinnen nach der Niederlage stehen enttäuscht vor dem Volleyballnetz und bedanken sich bei den Fans
Der Rückzug von Rote Raben Vilsbiburg ist der jüngste Hinweis auf die schwierige finanzielle Situation der Volleyball-Bundesliga der Frauen. (picture alliance / HMB Media / Wolfgang Fehrmann)
„Ja, wir stehen zurzeit vor einer herausfordernden Situation in der ersten Bundesliga der Frauen, weil etliche Standorte mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aktuell zu kämpfen haben", so beschreibt es Daniel Sattler, Geschäftsführer der Volleyball-Bundesliga.
Die VBL ist die einzige professionelle Ligavereinigung in Deutschland, die gleichberechtigt alle Frauen- und Männerteams aus der 1. und 2. Bundesliga unter einem Dach vereint. Und nicht nur er, auch die Spitzenklubs sorgen sich um die Stabilität der Liga. So erklärte Stuttgarts Sportdirektorin Kim Oszvald-Renkema im SWR:
„Für die Mannschaften, die nicht bis zum Finale oder Halbfinale dabei sind, wird es dann immer weniger, sie werden immer früher fertig und kriegen da sicherlich auch die eine oder andere Probleme, Sponsoren zu überreden. Also wir müssen jetzt wirklich schnellstmöglich schauen, dass wir wieder mehrere Mannschaften in der Bundesliga hochziehen.“

Große finanzielle Probleme sorgen für Rückzug mehrerer Teams

Vor der Saison hat es schon die ersten Einschnitte gegeben. NawaRo Straubing musste Insolvenz anmelden, Schwarz-Weiß Erfurt zog sich aus der finanziellen Gründen aus der Bundesliga zurück. Beide Klubs spielen aktuell in der 2. Bundesliga Pro.
Während der Saison ging der VC Neuwied insolvent und beendete den Spielbetrieb nach der Hauptrunde. Und nun zog mit den Roten Raben Vilsbiburg ein Traditionsstandort nach über 30 Jahren aus finanziellen Gründen die Reißleine. Es gibt also momentan nur 8 Teams in der Liga.

Aufsteiger Neuwied gelang kein einziger Sieg

Für die VBL eine schwierige Situation. Denn das im Herbst 2023 verabschiedete Aufstiegsprogramm 2.0 entfaltet frühestens für die Saison 2025/26 seine Wirkung. Die darin vorgesehene Aufstockung der Liga auf 12 Teams soll ein sogenannter Paketaufstieg möglich machen.
„Unter Paketaufstieg verstehen wir, dass wir aus der Zweiten Liga Frauen Pro vier bis fünf Klubs in einem Schwung in die erste Liga bringen möchten. Denn wir haben in der Vergangenheit festgestellt, wenn dort einzelne Aufsteiger am Tabellenende kein Wettbewerbsumfeld vorfinden, in dem sie Spiele gewinnen können, dann ist das höchst deprimierend.“
Liga-Geschäftsführer Sattler erinnert an das Schicksal des VC Neuwied, dem in der Bundesliga kein einziger Sieg gelang. „Also Neuwied hat das jetzt über drei Jahre versucht, als einzelner Club sich dort zu entwickeln und das ist kein Umfeld, in denen sie Sponsoren oder Zuschauer aktiviert bekommen. Deswegen ist für uns wichtig, dass wir ein Cluster an semiprofessionellen Clubs in die erste Liga Frauen kriegen, die dann sicherlich nicht konkurrenzfähig sind mit Stuttgart und Schwerin mitzuhalten, aber sich untereinander einen spannenden Wettbewerb in der zweiten Tabellenhälfte liefern können.“

Ex-Bundesligist Schwarz-Weiß Erfurt dominiert die 2. Liga Pro

Das Aufstiegsprogramm 2.0 garantiert den Aufsteigern für die ersten zwei Erstliga-Spielzeiten finanzielle und organisatorische Erleichterungen und verspricht in dieser Zeit den Nichtabstieg. Zusätzlich wurde vor der laufenden Saison auch die 2. Bundesliga Pro gegründet. Innerhalb von drei Jahren sollten wettbewerbsfähige Aufsteiger entwickelt werden.
Aber das kommt für die meisten Vereine noch zu früh. Denn eine Saison ist zu wenig, um an einem Standort die Strukturen zu professionalisieren und auch den Etat über neue Sponsoren zu erhöhen. Eine Ausnahme ist Schwarz-Weiß Erfurt. Der Verein aus Thüringen hat als ehemaliger Erstligist wesentlich bessere Voraussetzungen im sportlichen und wirtschaftlichen Bereich. Deshalb dominiert der Verein nach seinem Bundesligaverzicht die 2.Liga Pro. Sportlich wäre ein Aufstieg gerechtfertigt, aber die wirtschaftliche Situation ist noch ungeklärt, sagt SWE-Geschäftsführer Florian Völker im MDR-Fernsehen:
„Wir kalkulieren ungefähr mit einem niedrig sechsstelligen Betrag mehr als dieses Jahr. Damit hoffen wir, dass wir schlagfähig mindestens mit den unteren Teams in der Liga sind. Ja, denn ich sage mal, vorher zu wissen, dass man eh keine Chance hat, dass macht keinen Sinn für uns.“ Der Etat soll von einer halben Million auf wenigstens 600.000 Euro aufgestockt werden. Die Entscheidung über den Aufstieg soll in der kommenden Woche fallen. Schließlich will Erfurt nicht das Schicksal von Neuwied teilen.

Kommende Saison als Überganglösung

Die Mehrklassengesellschaft in der Frauen-Bundesliga hat sich in der Vergangenheit zementiert. Daniel Sattler meint: „Und dort geht die Spreizung in der Frauenliga sicherlich ein Stück weiter auseinander, als das vor sechs oder acht Jahren der Fall war, wo wir sechs Klubs hatten, die um die deutsche Meisterschaft mitspielen konnten, wo die Budgets noch mehr bei einander lagen.
Das hat sich an der Tabellenspitze deutlich positiver entwickelt. In den Top-Klubs ist es innerhalb der letzten zehn Jahre zum Beispiel gelungen, ihre Budgets zu verdoppeln, während Klubs im Mittelfeld einer Budgetsteigerung von 30 Prozent und am Tabellenende von zehn Prozent hatten.“
Aber das will man eben jetzt angehen. Die Hoffnung bleibt, in der Zukunft wieder eine komplette Bundesliga mit 14 Teams zu haben. So wird die kommende Saison nur eine Übergangslösung. Um einen spannenden Wettbewerb zu gewährleisten, wird es eine Hauptrunde mit drei Runden und anschließende Playoffs geben.