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VW-Nachrüstung
Kinderleicht und überzeugend?

Elf Millionen Fahrzeuge sind betroffen vom Skandal um manipulierte Abgaswerte. Volkswagen hat jetzt erste Details zur geplanten Umrüstung erläutert. Sie soll entweder durch ein Software-Update geschehen - oder zusätzlich durch den Einbau eines gar nicht sehr teuren Bauteils in den Motor. Das Kraftfahrtbundesamt ist einverstanden, die Deutsche Umwelthilfe hat Zweifel.

Von Alexander Budde |
    Ein Auspuff eines Autos mit einem VW-Logo im Hintergrund.
    VW hat näher erläutert, wie der Konzern seine Fahrzeuge wegen des Abgas-Skandals nachrüsten will. (picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
    Abgasnormen und Kostenvorgaben ließen sich bei Volkswagen bislang nur mit Hilfe einer Software einhalten, die auf dem Prüfstand den Testmodus erkennt – und dann die Motorsteuerung so verändert, dass weniger Stickoxide entweichen. Vor Journalisten in Wolfsburg hat der Konzern nun verblüffend einfache technische Lösungen zur Nachrüstung der manipulierter Dieselmotoren vom Typ EA 189 vorgestellt.
    Mit vergleichbar simplen Eingriffen lasse sich ein Großteil der elf Millionen betroffenen Fahrzeuge so weit ertüchtigen, dass sie zumindest die europäischen Grenzwerte einhalten, versicherten Konzernsprecher. Das Kraftfahrtbundesamt als zuständige Aufsichtsbehörde hat die Pläne begutachtet und grünes Licht für die Umsetzung gegeben.
    Für die rund fünf Millionen Dieselmotoren mit zwei Litern Hubraum soll laut VW ein Software-Update ausreichen. Die drei Millionen Dieselautos mit den kleineren 1,6 Liter TDI-Motoren sollen neben der Aktualisierung der Software mit einem so genannten Strömungstransformator nachgerüstet werden, erläutert VW-Sprecher Pietro Zollino:
    "Und dann bauen wir in die Ansaugluft-Führung, hinter den Luftfilter ein Strömungsleitgitter. Das bewirkt eine Beruhigung der Luft vor dem Luftmassenmesser. Dieser Luftmassenmesser ist ein ganz essentielles Bauteil, um die Verbrennung richtig steuern zu können.
    Der Umbau in der Werkstatt soll in weniger als einer Stunde erledigt sein. Kundenfreundlich sei die Lösung, betont Zollinio - vergleichbar preiswert aus Sicht des bedrängten Autobauers ist sie wohl auch. Keine Angaben am Mittwoch zu den erwarteten Kosten der Nachrüstung. Experten haben den Stückpreis für das Bauteil auf rund 10 Euro geschätzt. Warum das Bauteil nicht schon vor zehn Jahren entwickelt wurde, der VW-Sprecher begründet das mit dem rasanten technologischen Fortschritt seither.
    Umwelthilfe will Details einklagen
    Die Deutsche Umwelthilfe äußert in einer ersten Reaktion Zweifel, dass die Motoren allein durch eine Nachrüstung der Sensoren gesetzeskonform optimiert werden könnten. Auf dem Klageweg will die Umweltorganisation das Kraftfahrtbundesamt dazu zwingen, die konkreten Details des angeordneten Rückrufs öffentlich zu machen.
    Die technische Lösung für die 1,2 Liter-Motoren will VW bis Monatsende bei der Flensburger Behörde nachreichen. Der Rückruf soll im Januar mit dem Software-Update der Zwei-Liter-Maschinen beginnen und im Laufe des kommenden Jahres abgeschlossen sein. VW verspricht, mit jedem Kunden Kontakt aufzunehmen und betroffenen Autobesitzern während des Rückrufs eine - so wörtlich - "kostenlose Ersatzmobilität" anbieten. Zudem verzichtet VW bis Ende 2016 auf eine Verjährung von Gewährleistungsansprüchen, "sofern diese Ansprüche nicht bereits verjährt sind".
    Ziel sei es, dass die Fahrzeuge nach Rückruf und Ertüchtigung die jeweils gültigen Emissionswerte ohne Abstriche bei der Motorleistung, beim Verbrauch oder bei den Fahreigenschaften einhalten.
    Eine Garantie dafür mag Hans-Gerd Bode nicht geben. Zunächst müssten alle Modellvarianten stichprobenartig gemessen werden. Auch weitere Enthüllungen im laufenden Prozess der Selbsterkundung, will der Konzernsprecher nicht ausschließen – Bode verweist auf die Kronzeugenregelung:
    "Wir führen Klärungen herbei, und wollen natürlich auch zukünftig unsere Mitarbeiter weiter motivieren, uns immer und überall über Missstände zu informieren."
    Unberührt von den heute präsentierten Lösungen zieht Dieselgate in den USA immer weitere Kreise. Dort verhandelt VW mit den Umweltbehörden über große Sechszylinder TDI-Motoren mit 3 Litern Hubraum, die von der Konzerntochter Audi entwickelt wurden. Die Gespräche laufen, verlautet dazu heute nur aus Wolfsburg.