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Weltmarkt
Starker Dollar, schwacher Euro zeigt Wirkung

Noch kommt niemand am Dollar vorbei. Trotz wachsender Bedeutung des Euro und des chinesischen Yuan ist der amerikanische Dollar immer noch an rund 80 Prozent aller Devisengeschäfte beteiligt. Das hängt stark damit zusammen, dass die meisten Rohstoffe in Dollar notiert sind. Nicht für alle ist der starke Dollar und der schwache Euro momentan von Vorteil.

Von Michael Braun | 15.12.2014
    Euro und US-Dollar
    Der Außenhandel profitiert nicht vom schwachen Euro. (picture alliance / dpa / Foto: Kay Nietfeld)
    1,36 Dollar je Euro zum Jahresauftakt, heute gab es nur noch 1,24 Dollar für einen Euro, nächstes Jahr rechnen die Banken mit nur noch 1,15 Dollar je Euro. Der Dollar stark, der Euro schwach, das klingt zunächst gut. Denn ein schwacher Euro verbilligt Waren aus Europa etwa im Dollarraum, macht sie also wettbewerbsfähiger oder erhöht die Eurogewinne der Anbieter. Dem Außenhandel kommt die aktuell hohe Bewertung des Dollars recht, sagt André Schwarz, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes des Groß- und Außenhandels:
    "Kurzfristig gibt uns das eher Rückenwind, aber langfristig ist nicht ausgeschlossen, dass das auch negative Auswirkungen hat."
    Nur kurzfristiger Rückenwind für deutsche Wirtschaft
    Vor allem für importabhängige Branchen. Ulrich Leuchtmann, Devisenspezialist der Commerzbank, nennt Beispiele:
    "Na, wir haben natürlich zum einen die Energieimporteure. Die sind momentan gut dran, weil der Ölpreis fällt und mit ihm viele andere Energiepreise. Aber das ist ja eine Entwicklung, die auch nicht immer vorangeht. Es sind auf lange Frist diejenigen Unternehmen, die Energie importieren, die auch nicht daran interessiert ist, dass der Euro zu schwach wird. Das sind diejenigen, die verlieren."
    Urlaub kann teuer werden
    Dazu gehören auch die Touristen, die nicht in Deutschland und nicht in der Eurozone, sondern etwa in der Schweiz, Großbritannien, Amerika oder sonst wo einen Urlaub planen, wo der Euro nicht Landeswährung ist: Mit einem schwachen Euro die Urlaubskasse in fremder Währung zu füllen, verteuert den Urlaub.
    Am Dollar kommt niemand vorbei
    Noch kommt niemand am Dollar vorbei. Trotz wachsender Bedeutung des Euro und des chinesischen Yuan ist der amerikanische Dollar immer noch an rund 80 Prozent aller Devisengeschäfte beteiligt. Das hängt stark damit zusammen, dass die meisten Rohstoffe in Dollar notiert sind. Deshalb ist die Nachfrage nach Dollar anhaltend groß, so groß, dass Amerika bislang seine Staatsschulden problemlos finanzieren konnte.
    "Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem", dieser Spruch eines amerikanischen Finanzministers gilt wohl immer noch. Augenfällig wurde das in den Dollarkrisen in der ersten Hälfte der 1980-er und in der zweiten Hälfte der 1990-er Jahre. Da machte ein starker Dollar vor allem Ländern in Lateinamerika und Asien schwer zu schaffen. Denn die hatten sich in Dollar verschuldet und schafften es mit ihren schwachen Heimatwährungen nun nicht mehr, die Dollarschulden in harter Währung zu bedienen. Das hatte krisenhafte Auswirkungen, von denen die deutsche Wirtschaft damals nur am Rande betroffen wurde. Heute, so Commerzbanker Leuchtmann, wäre das anders:
    "Heute ist unser Exportanteil in Schwellenländern viel höher als er in den achtziger und neunziger Jahren war. Insbesondere nach Asien. Und eine starke Krise in Asien wäre natürlich auch für die deutschen Exporteure sehr schlimm, weil die Zuwachsraten, die wir in den letzten Jahren in den Exporten gesehen haben, kamen vor allem aus der Region."
    Außenhandel ist nicht am schwachen Euro gelegen
    Die großen Audis und S-Klasse-Mercedes, die vor allem nach China geliefert werden, setzen eben stabile Finanzverhältnisse in China voraus. Dem Außenhandel, so André Schwarz, ist deshalb an einem schwachen Euro gar nicht gelegen:
    "Wir sind, offen gestanden, gar keine Freunde einer schwachen Währung. Uns ist die starke Währung im Prinzip immer lieber, weil sie auch Ausdruck ist von Vertrauen, das andere Investoren haben in eine Währung, in einen Währungsraum hinein. Und insofern ist eine schwache Währung auf Dauer sicherlich keine glückliche und keine gute Entwicklung."
    Die Geldpolitik der EZB läuft aber gerade in diese Richtung.