
Bundesumweltminister Schneider rief zu einer engeren internationalen Zusammenarbeit zum Meeresschutz auf. Dies sei unverzichtbar, sagte der SPD-Politiker vor der Konferenz. Die Ozeane erzeugten Sauerstoff, versorgten die Menschen mit Nahrung und seien das größte zusammenhängende Ökosystem der Welt.
Schneider leitet die deutsche Delegation in Nizza, die dort mehrere Selbstverpflichtungen vorlegen will. Dazu zählt etwa die Bergung von Altmunition aus den Weltkriegen in der Nord- und Ostsee.
Mehr Schutzgebiete bis 2030
Der französische Präsident Macron als Gastgeber mahnte ebenfalls mehr Schutz an: "Die Erkenntnisse der Wissenschaft sind eindeutig." Das Treffen soll vor allem Impulse für den Plan liefern, 30 Prozent der weltweiten Meeres- und Küstengebiete bis 2030 unter Schutz zu stellen. Das wären fast 80 Millionen Quadratkilometer. Bislang sind etwa acht Prozent ausgewiesen. Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Schutzgrade. Sie regeln etwa die wirtschaftliche Nutzung – zum Beispiel für die Fischerei.
Frankreichs Präsident Macron hofft darauf, dass bis Ende des Jahres 60 Staaten das 2023 beschlossene Hochseeabkommen ratifizieren, damit dieses in Kraft treten kann. Bislang sind es erst 28 Länder und die EU. Das Abkommen soll unter anderem das Einrichten von Schutzgebieten auf hoher See ermöglichen, die bislang als rechtsfreier Raum galt.
Zu den großen Abwesenden bei der Ozeankonferenz zählen die USA, die erstmals keine Regierungsdelegation schicken. Präsident Trump hatte erst Ende April ein Dekret zum Tiefseebergbau in internationalen Gewässern unterzeichnet.
Experten mahnen mehr Schutz an
Vor der Konferenz hatte sich der Klimaforscher Latif besorgt über den Zustand der Meere geäußert. Die Ozeane seien lange Zeit schlichtweg vergessen worden, sagte Latif den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Der Trend der Meereserwärmung sei kurzfristig nicht zu stoppen.
Der Bremer Meeresbiologe Christian Wild warb für Maßnahmen, die es marinen Ökosystemen erlaubten, sich besser und schneller an den Klimawandel anzupassen. Das könnten zum Beispiel assistierte Evolutionsansätze sein, also solche, bei denen Menschen die Anpassung von Organismen an Umweltveränderungen steuern.
Küstenstädte vereinbaren Bündnis
Vor der Konferenz haben sich in Nizza bereits rund 200 Küstenstädte aus aller Welt unter Schirmherrschaft der UNO zu einem Bündnis zusammengeschlossen. Ziel ist es, durch einen regelmäßigen Austausch besser auf die Folgen des Klimawandels wie den Anstieg des Meeresspiegels reagieren zu können. Nach Angaben des Bündnisses werden bis 2050 voraussichtlich mehr als eine Milliarde Menschen in Gebieten leben, die weniger als zehn Meter über dem Meeresspiegel liegen und damit besonders anfällig für Überschwemmungen sind.
Warum der Ozean so wichtig ist
Die Ozeane bedecken mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche und spielen ökologisch und wirtschaftlich eine herausgehobene Rolle. Sie sind entscheidend im Klimasystem und verfügen über eine enorme Artenvielfalt. Riesige Teile der Wärme, die durch den Anstieg der Treibhausgasemissionen entsteht, schluckt der Ozean. Mehr als drei Milliarden Menschen hängen Schätzungen zufolge für ihren Lebensunterhalt direkt von den Weltmeeren ab.
Die Durchschnittstemperatur der Meere ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen und das Wasser ist erheblich saurer geworden. Lebende Korallenriffe haben seit 1870 rund die Hälfte ihrer Fläche verloren. Und neben dem Klimawandel machen den Ozeanen auch Überfischung und Verschmutzung zu schaffen.
Nizza - UNO-Ozeankonferenz berät über Notlage der Meere(Audio)
Die Zukunft der Weltmeere - Schutz der Hohen See vs. Rohstoffabbau
(Mit Material der Deutschen Presse-Agentur und der Agence France-Presse)
Diese Nachricht wurde am 09.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.