
Der Einsatz solcher Bomben wäre allerdings mit erheblichen Risiken verbunden. Sie müssten von US-Flugzeugen abgeworfen werden, da die israelische Luftwaffe dafür keine Kapazitäten besitzt. Das würde ein direktes Eingreifen Washingtons in den Konflikt bedeuten und könnte jegliche Chance verbauen, dass der Iran noch einmal mit US-Präsident Trump über sein Atomprogramm verhandelt.
Israelische Regierungsvertreter haben zwar angedeutet, dass es noch andere Möglichkeiten gebe, Fordo zu attackieren und die nuklearen Fähigkeiten des Irans zu zerstören. Doch verglichen mit einem Kommandoangriff am Boden oder einem Atomschlag scheint die Bunkerbombe die wahrscheinlichste Option zu sein.
Was ist ein Bunkerbrecher?
Bunkerbrechende Waffen sind so konstruiert, dass sie tief unter die Erdoberfläche eindringen, bevor sie explodieren. Im aktuellen Fall geht es um Bomben des Typs "GBU-57 A/B Massive Ordnance Penetrator" im US-Arsenal. Die rund 13,6 Tonnen schwere, präzisionsgelenkte Bombe ist nach Angaben der US-Luftwaffe für Angriffe auf tief eingegrabene und befestigte Bunker und Tunnel konzipiert.
Bestückt ist die Fliegerbombe mit einem konventionellen Sprengkopf. Man geht davon aus, dass sie sich bis zu 61 Meter tief unter die Erdoberfläche bohren kann, bevor sie detoniert. Es können auch mehrere Bomben hintereinander abgeworfen werden, wobei die nachfolgenden Bomben sich in den Krater der vorherigen bohren und so mit jeder Explosion tiefer und tiefer vordringen.
Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) stellt der Iran in Fordo hochangereichertes Uran her. Daher besteht die Möglichkeit, dass beim Einsatz einer GBU-57 dort nukleares Material freigesetzt wird. Bei israelischen Angriffen auf die iranische Nuklearanlage Natans war laut IAEA nur die Zentrifugenanlage selbst kontaminiert worden, nicht aber das umliegende Gebiet.
Wie schwierig wäre ein Angriff auf Fordo?
Fordo ist neben Natans die zweite große Anlage des Irans zur Anreicherung von Nuklearmaterial. Die IAEA geht davon aus, dass Israel bei Angriffen auf Natans auch die unterirdische Anlage zur Urananreicherung beschädigt hat.
Fordo ist kleiner als Natans und wurde in die Seite eines Berges in der Nähe der Stadt Ghom, etwa 130 Kilometer südwestlich von Teheran, gegraben. Der Bau begann vermutlich um 2006. Drei Jahre später ging Fordo in Betrieb - im selben Jahr, in dem Teheran die Existenz der Anlage öffentlich bestätigte.
Die Anlage in Fordo liegt schätzungsweise 80 Meter tief unter Fels und Erde. Sie wird Berichten zufolge durch iranische und russische Boden-Luft-Raketen geschützt. Diese Flugabwehrsysteme wurden jedoch vermutlich schon bei israelischen Angriffen getroffen.
Der israelische Ministerpräsident Netanjahu hat erklärt, Ziel der Angriffe auf den Iran sei es, das iranische Raketen- und Atomprogramm auszuschalten, weil es eine existenzielle Bedrohung Israels darstelle. Regierungsvertreter sagten, Fordo sei Teil dieses Plans. "Diese ganze Operation (...) muss wirklich mit der Eliminierung von Fordo abgeschlossen werden", sagte der israelische Botschafter in den USA, Leiter, dem Sender Fox News.
Weshalb müssten sich die USA beim Einsatz von Bunkerbrechern direkt beteiligen?
Theoretisch könnte die GBU-57 von jedem Bomber abgeworfen werden, der in der Lage ist, das gewaltige Gewicht zu tragen. Für einen solchen Einsatz konfiguriert ist nach Angaben der US-Luftwaffe derzeit aber nur der Tarnkappenbomber B-2 Spirit. Die von Northrop Grumman hergestellte B-2 wird nur von der US-Luftwaffe geflogen.
Der schwere strategische Langstreckenbomber hat eine Reichweite von etwa 11.000 Kilometern ohne Luftbetankung und 18.500 Kilometern mit einer Betankung. Er kann nach Herstellerangaben jeden Punkt der Welt innerhalb weniger Stunden erreichen und eine Nutzlast von bis zu 18 Tonnen tragen. Die US-Luftwaffe hat sogar B-2-Bomber mit zwei GBU-57 getestet - mit einem Gesamtgewicht von etwa 27,2 Tonnen.
Wie äußern sich die USA?
Die US-Regierung hält sich bedeckt. Auf die Frage, was nötig wäre, damit sich Washington militärisch engagiert, hatte Trump auf dem G7-Gipfel in Kanada geantwortet: "Darüber möchte ich nicht sprechen". Am Mittwoch sagte er: "Ich könnte es tun. Ich könnte es nicht tun. Niemand weiß, was ich tun werde".
Der israelische US-Botschafter Leiter sagte am Wochenende zu einer möglichen Unterstützung der USA bei einem Angriff auf Fordo, Israel habe die USA nur um defensive Hilfe gebeten. Es gebe eine Reihe von Möglichkeiten, mit Fordo fertig zu werden. "Nicht alles ist eine Frage von in die Luft gehen und aus der Ferne bombardieren", betonte Leiter.
(mit Material von AP)
Diese Nachricht wurde am 19.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.