
Die USA spielen eine Schlüsselrolle im aktuellen Nahostkrieg zwischen Israel und dem Iran, denn die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Verbündete Israels. Vor dem israelischen Angriff hatten US-Vertreter noch mit dem Iran verhandelt, das Ziel war ein neues Atomabkommen, um den Iran von Atomwaffen fernzuhalten.
Doch mittlerweile hat Donald Trump sein Ton geändert und fordert die bedingungslose Kapitulation des Irans. Einige Beobachter halten es für wahrscheinlich, dass die USA direkt militärisch in den Konflikt eingreifen werden.
Wie wichtig sind die USA für Israel?
Israel hat dem iranischen Atomprogramm und der iranischen Führung mit seinen Angriffen bereits sehr viel Schaden zugefügt. Entscheidende militärische Ziele sind allerdings ohne zusätzliche US-Unterstützung nicht erreichbar. Manche Atomeinrichtungen des Irans befinden sich tief unter der Erdoberfläche im Gebirge, geschützt durch Bunker. Um diese Anlagen zu treffen, bräuchte es schwere US-Waffen.
Die USA stehen seit Jahrzehnten fest an der Seite Israels. Zweidrittel der Waffenimporte des Landes kommen aus den Vereinigten Staaten. Seit 1946 haben die USA Israel mit über 120 Milliarden US-Dollar militärisch unterstützt.
Was deutet auf einen Angriff der USA hin?
In der Nacht auf den 18. Juni 2025 hat US-Präsident Trump seinen Nationalen Sicherheitsrat einberufen. Beobachter in Washington sprachen nach dem Treffen von einer Tendenz zu einem Eingreifen der USA.
Klar ist, dass die USA militärische Einheiten in der Region zusammenziehen. Sowohl Schiffe als auch ein Flugzeugträger werden in den Nahen Osten verlegt. Außerdem hat die US-Armee eine große Anzahl von Tankflugzeugen nach Europa verlegt. US-Vizepräsident J. D. Vance hatte erklärt, dass die zusätzlichen Kräfte lediglich für defensive Zwecke stationiert würden, beispielsweise die Abwehr von Raketen und Drohnen.
Trumps Rhetorik zum Iran hat sich deutlich verschoben. Von eher deeskalierenden Worten im Vorfeld der geplanten und inzwischen abgesagten Atomgespräche hin zu offenen Drohungen. In einer Veröffentlichung auf seiner Plattform Truth Social forderte er Teheran zur bedingungslosen Kapitulation auf. Trump drohte zudem indirekt Irans oberstem Führer Chamenei. Die Vereinigten Staaten wüssten genau, wo dieser sich aufhalte. Man werde ihn jedoch nicht ausschalten, zumindest nicht im Moment, ergänzte Trump.
Trumps Drohung spreche klar für ein Eingreifen, sagt Jennifer Wilton, Chefredakteurin der Tageszeitung Die Welt. Kommunikation sei in einer solchen Situation allerdings immer auch strategisch, teilweise bewusst irreführend und daher schwer zu interpretieren.
Was spricht gegen ein Eingreifen der USA?
Die Stimmung in den politischen Lagern der USA spricht nicht für einen vollständigen Kriegseintritt. Die Demokratische Partei positioniert sich weitgehend geschlossen gegen eine volle Kriegsbeteiligung und auch in Trumps Partei, den Republikanern, gibt es viele skeptische Stimmen, sogar in Trumps engstem Kreis. Vizepräsident Vance positioniert sich prinzipiell für außenpolitische Zurückhaltung und ist auch in diesem Fall gegen ein direktes Eingreifen des USA.
Auch im Kongress gibt es Widerstand, teils haben sich dazu republikanische Abgeordnete sogar mit demokratischen zusammengetan, um die Kriegspläne zu blockieren. Sie verweisen auf die Verfassung und auf die Pflicht, das Parlament in Kriegsfragen zu konsultieren. Und auch in der Wählerbasis von Trump gebe es in der Breite eine Ablehnung eines Kriegsbeitrittes, sagt Tobias Endler, der zum außenpolitischen Diskurs der USA promoviert hat.
Gegen einen Kriegseintritt spricht auch, dass Trump sich gerne als Friedensbringer stilisiert. Wichtiger Teil seiner Wahlkampagne war, die USA aus dieser Art von Kriegen herauszuhalten, auch im Blick auf die Geschichte. Wichtige Anhänger von Trump würden da gerade entsprechend Druck machen und auf Trumps Leitbild „America First“ pochen, sagt Jennifer Wilton.
Wie könnten die USA eingreifen?
Ein vollumfänglicher Eintritt ist nur ein möglicher Schritt. Im Gespräch sind auch einzelne gezielte Militärschläge. Die USA könnten ihre schweren bunkerbrechenden Waffen gegen die Atomanlagen des Iran einsetzen. Welche Dynamik der Konflikt dann nehme, sei allerdings schwer abzuschätzen, sagt Welt-Chefredakteurin Jennifer Wilton.
Die USA könnten die israelische Armee zudem mit militärischer Infrastruktur unterstützen, mit Flugzeugträgern und Tankflugzeugen im Hintergrund.
Welche Interessen haben die USA im Konflikt mit dem Iran?
US-Politiker, die sich gegen einen Kriegseintritt aussprechen, betonen, dass ein Krieg nicht im Interesse der Vereinigten Staaten sei. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verfolge mit dem Angriff aus dem Iran innenpolitische Ziele, so Chris Murphy, Senator aus Connecticut und einer der wichtigsten Außenpolitiker der US-Demokraten. Es dürfe keinen Automatismus geben, Netanjahu zu unterstützen, denn US-Sicherheitsinteressen seien deutlich wichtiger. „Das ist nicht unser Krieg“, schrieb der republikanische Abgeordnete Thomas Massey aus Kentucky in den sozialen Medien.
Netanjahu hat den Angriff auf den Iran damit begründet, dass der Iran unmittelbar vor der Herstellung von Atombomben gestanden habe. Israels Verteidigungsminister Israel Katz sprach von einem „Präventivschlag“.
Auch die USA haben ein Interesse daran, dass das iranische Regime nicht über Atomwaffen verfügen kann. Um dieses Ziel zu erreichen, hatten die US-Administration auf Verhandlungen mit dem Iran über ein neues Atomabkommen hingearbeitet. Ein solches Abkommen soll dem Iran eine kontrollierte Nutzung von ziviler Kernenergie zugestehen und dabei die militärische Nutzung ausschließen. Donald Trump hatte mit einem Militärschlag gedroht, falls es nicht zu einem Abkommen komme. Bei solch einem Militärschlag würde Israel eine führende Rolle übernehmen, sagte Trump.
Doch Israel griff den Iran wenige Tage vor dem geplanten Start der Verhandlungen an. Donald Trump wusste nach eigener Aussage von Israels Plänen, die USA seien aber nicht direkt beteiligt gewesen. Trump sprach von einem „exzellenten Angriff“.
Die Kriegsziele Israels gehen aber über das Atomprogramm des Iran hinaus. Israels Premierminister Netanjahu rief die Bevölkerung des Iran am Tag nach den ersten Angriffen zum Aufstand gegen das iranische Regime auf. Ziel der israelischen Angriffe auf iranische Atom- und Militäranlagen sei auch, den Weg für das Volk zu ebnen, Freiheit zu erlangen. Die Führung in Teheran sei niemals schwächer als jetzt gewesen. Dies sei die Gelegenheit, aufzustehen.
Ein Sturz des Regimes hätte zahlreiche schwer absehbare Folgen für die ohnehin instabiler gewordene Region. Eine direkte Konfrontation mit dem Iran sei außenpolitisch nicht im Interesse der USA, sagt auch der Amerikanist Tobias Endler. Unklar ist beispielsweise auch, was das für die globale Ölversorgung bedeuten würde.
Und nicht zuletzt würde ein direktes Eingreifen die USA wohl auch zum Ziel von iranischen Angriffen machen.
pto