Archiv

WM-Qualifikation
USA vor Rückfall in die Steinzeit

Die USA verpassen erstmals seit 1986 eine WM. Für den Soccer in der Heimat von American Football, Baseball und Basketball ein herber Rückschlag. Die Suche nach den Schuldigen hat schon begonnen.

Von Heiko Oldörp |
    US-Spieler Christian Pulisic verlässt nach dem WM-Qualifikationsspiel gegen Trinidad and Tobago enttäuscht den Platz.
    Christian Pulisic von Borussia Dortmund ist eines der wenigen hoffnungsvollen Talente der USA. (imago sportfotodienst)
    Taylor Twellmann redete sich in Rage.
    "Years ago we should have been having real criticism…"
    Twellmann ist ehemaliger Nationalspieler ein in den USA bekannter Fußball-Experte des TV-Senders ESPN. Er sprach davon, dass es bereits vor Jahren viel mehr Kritik für den US-Fußball hätte geben sollen. Nach der WM in Brasilien sei darüber philosophiert worden, wie man Belgien, Kolumbien oder Argentinien besiegen könne - und nun sei man nicht mal im Stande gewesen, gegen Trinidad zu gewinnen, so Twellmann. Und dann wurde er richtig laut.
    "What are we doing? What are we doing?"
    Erstmals seit 1986 nicht bei einer WM dabei
    Die Frage, was sie in Amerika in Sachen Soccer so machen, ist nach dem erstmaligen Verpassen einer Weltmeisterschaft seit 1986 mehr als berechtigt. Nationaltrainer Bruce Arena sprach von einer Enttäuschung, einer Schande. Er denke, so Arena, Amerika hätte bei der WM nicht zu Hause bleiben sollen. Und er übernehme die Verantwortung für das Scheitern.
    "Its disappointing, its a blemish for us. We should not be staying home for this World Cup. And I take, I take the responsibility."
    Arena, so heißt es in einigen Medien, habe den Mist zu Ende gebracht, den Jürgen Klinsmann begonnen hatte. Der Schwabe war im vergangenen November nach fünf Jahren als Nationaltrainer entlassen worden, nachdem die USA mit zwei Niederlagen in die letzte Qualifikationsrunde gestartet waren. Klinsmann hatte das Team zwar bei der WM in Brasilien ins Achtelfinale geführt, aber zuletzt Spieler immer zur Verwunderung vieler nicht auf ihren angestammten Positionen eingesetzt, sondern sie hin und hergeschoben - und so letztlich das Gehör der Mannschaft verloren.
    Trainer Arena mit antike Ansichten
    Arena erschien als Übergangslösung logisch - er war bereits Nationaltrainer gewesen. Doch er hat antike Ansichten. So forderte Arena beispielsweise, dass sich die US-Nationalmannschaft vorrangig aus Spielern der einheimischen Major League Soccer zusammensetzen solle. Und nach der verpassten WM-Qualifikation betonte er, dass im US-Fußball keine Veränderungen nötig seien.
    Doch die wird es geben müssen, sagt Taylor Twellmann.
    "Wenn dieses Scheitern den Verband und die MLS nicht wachrüttelt, sind wir alle wahnsinnig. Denn die Definition von Wahnsinn ist es, alles immer wieder so zu machen, wie vorher auch - obwohl das Ergebnis bekannt ist."
    Spiel lief nur auf einem Spartensender
    Aber ist die Liga wirklich bereit für Veränderungen - beispielsweise für die Einführung von Auf- und Abstieg, wie Klinsmann es immer gefordert hatte - um so den Druck auf die Spieler zu erhöhen?
    Eines wird sich jedoch nicht ändern. Soccer ist auch 2017 immer noch eine Randsportart in den USA. Das wird daran deutlich, dass das wichtigste Spiel seit Jahren wurde auf einem Spartensender übertragen wurde. Die Kommentatoren selbst waren nicht einmal vor Ort, sondern saßen in einem Studio in den USA.