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Schlammkatastrophe in Kolumbien
Verwüstung und verzweifelte Bewohner

In der Nacht auf Samstag rollte eine Schlammlawine über die kolumbianische Stadt Mocoa und hinterließ ein Bild der Verwüstung. Die Helfer vor Ort bergen immer noch Tote unter den Trümmern, die Notfallhilfe ist weiterhin schwierig. Der kolumbianische Präsident macht den Klimawandel für die Katastrophe verantwortlich.

Von Anne Herrberg |
    Helfer in Mocoa suchen nach Opfern der Flutkatastrophe. Ein Mann leuchtet mit einer Taschenlampe unter einen schlammbedekcten, umgestürzten Baum.
    Helfer in Mocoa suchen nach Opfern der Flutkatastrophe. (AFP / Luis Robayo)
    Häuser, von denen nur noch die Dächer aus dem Schlamm ragen, bei anderen wurden die Wände weggerissen als seien sie aus Pappe. Autos, zusammengedrückt wie Blechbüchsen, Elektrizitätsmasten, umgeknickt wie Streichhölzer. Alles spülte die Lawine mit sich. Brücken, Baumstämme, riesige Gesteinsbrocken, Möbel. Die Bilder aus der kolumbianischen Stadt Mocoa zeigen Verwüstung und verzweifelte Bewohner.
    Liliana Sanchez: "Alles war so furchtbar. Es kam so plötzlich, wir hörten Alarm. Dann war es, als ob sich die Erde öffnete, wir kletterten auf die Terrasse. Alles andere wurde im Schlamm begraben, unser Haus, unsere Möbel, alles, was wir hatten ist weg. Aber wir haben überlebt, ich danke Gott dafür, wir haben überlebt."
    Marta Cevallos, Straßenverkäuferin: "Auf der einen Seite danke ich Gott, dass meine Familie und ich überlebt haben. Aber zu sehen, wie meine Freunde weinen, wie andere um Hilfe schreien, zu sehen, wie sie immer und immer wieder in Bettlaken und Planen gewickelte Personen wegtragen. Das ist ein solches Trauma. Mocoa ist komplett zerstört."
    Viele hatten keine Chance, die Schlammlawine überraschte sie im Schlaf in der Nacht auf Samstag. Über 200 Menschen sind ums Leben gekommen, doch die Zahl wird fast stündlich nach oben korrigiert, niemand weiß, wie viele sich noch unter den Trümmern befinden. Hunderte gelten als vermisst.
    Präsident macht Klimawandel verantwortlich
    Präsident Juan Manuel Santos, der eine Reise nach Kuba angesagt hatte, rief den Notstand aus und machte den Klimawandel für das Unglück verantwortlich. Es hatte so viel geregnet wie sonst in einem ganzen Monat. Mehrere Flüsse rund um die Stadt nahe der Grenze zu Ecuador im Süden Kolumbiens traten über die Ufer, ihre Fluten rissen alles mit. Auch am Sonntag ist Santos wieder an den Ort der Katastrophe gereist.
    "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Zugangswege freizulegen, Brücken wieder aufzubauen, damit die Hilfskräfte besser durchkommen und der Wiederaufbau so schnell wie möglich beginnen kann. Damit Energie- und Wasserversorgung wieder garantiert werden kann. Das wird Zeit in Anspruch nehmen, aber unser Ziel ist, dass wir Mocoa als Stadt verbessern."

    Viele Häuser in Mocoa waren aus Holz, Lehm oder Ziegeln gebaut – gegen die Wucht der Lawine konnten sie nicht ansatzweise standhalten. 1.000 Soldaten sind inzwischen zur Unterstützung angereist. Das örtliche Krankenhaus funktioniert wieder, kann aber die große Zahl an Verletzten nicht versorgen. Notfallstationen wurden eingerichtet, doch es fehlt an Helfern und medizinischem Personal. Per Hubschrauber sind einige Schwerverletzte inzwischen in Krankenhäuser anderer Städte ausgeflogen worden.
    Dabei bleibt die Region gefährdet, denn auch für die kommenden Tage sind starke Regenfälle angekündigt.