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Spitzensportreform
Streit liegt in der Luft

Es brodelt zwischen Politik und Sport bei der Spitzensportreform: Es gibt Streit um mangelnde Vorbereitung, den überraschenden Rücktritt des Vorsitzenden der PotAS-Kommission, die Verschiebung der Reduzierung von Bundesstützpunkten um ein Jahr. Es dürften nicht die letzten Konflikte sein, kommentiert Bianka Schreiber-Rietig.

Von Bianka Schreiber-Rietig |
    Eine Trainingshalle im Fechtzentrum Tauberbischofsheim (Baden-Württemberg).
    Erste Konsequenzen der Spitzensportreform: Der Olympiastützpunkt Tauberbischofsheim verliert seinen Status. (dpa/picture alliance/Jan-Philipp Strobel)
    Erneut ein Schulterschluss zwischen Politik und Sport: Nach dem überraschenden Rücktritt des PotAS-Vorsitzenden Bernd Strauß und den Umsetzungsproblemen mit der Stützpunktstruktur war es wohl angesagt, mal wieder eine Art Krisengepräch im BMI einzuberufen: Die Protagonisten von Bundesinnenministerium, den Ländern sowie dem Deutschen Olympischen Sportbund beschwörten danach - Überraschung - die Gemeinsamkeit. Und den Willen, mit "einheitlichem Votum", wie es in einer Presseerklärung hieß, den Reformprozess intensiv fortzusetzen. Das Beschwörungsritual Einigkeit ist mittlerweile ein Standardprogramm zwischen Politik und Sport.
    Diesmal sind die Entscheider einig, dass ihr Zeitplan im Bezug auf die Stützpunktfrage zu ambitioniert war. Logische Konsequenz: Nun bleibt erst einmal alles für ein Jahr beim alten.
    Athleten und Trainer müssen wissen, wie es weitergeht
    Man wolle, so lässt Minister Thomas de Maizière wissen, vor allem Planungssicherheit für alle Verfahrensbeteiligten in der Übergangsphase sicherstellen. Besonders Athleten und Trainer müssten wissen, wie es weitergeht. Hätte man zu dieser Erkenntnis aber nicht schon bei der Konzeptionierung der Reform kommen müssen?
    Das gilt auch für das Motto, das DOSB-Präsident Alfons Hörmann jetzt ausgab. Nun erklärt er, dass Sorgfalt vor Schnelligkeit als Parole bei der Umsetzung gilt. Bisher konnte ihm allerdings die Reformumsetzung nicht schnell genug gehen. Nun muss auch er erkennen, dass er mit der Unternehmer-Rolle des durchsetzenden Bestimmers irgendwie nicht weiterkommt - zumindest nicht bei seinen Partnern aus Bund und Ländern.
    Die Streichliste der Bundesstützpunkte lässt auf sich warten
    Denn die fordern, dass der DOSB sich an Absprachen hält. Moniert wird, dass zwar die Verbände ihre Hausaufgaben erledigen, nicht aber der DOSB, der die abgesprochene Streichliste zu den Bundesstützpunkten mit den entsprechenden Angaben über Kader, Trainer, Finanzierungsart der Trainer usw. immer noch nicht so abgeliefert hat, wie von Bund und Ländern gewünscht.
    Offensichtlich wird an diesem Beispiel, dass man zwar redet, aber mehr aneinander vorbei als miteinander. Und nicht zuletzt werden auch gerne neue Missverständnisse gezielt provoziert: denn es geht immer noch um die Lufthoheit über den deutschen Spitzensport. Und wenn es schief geht, greift die im Sport oft strapazierte "Sündenbockstrategie".
    Neues Konfliktpotential tut sich auf
    Bei allem Einigkeits-Gedöns liegt nämlich schon wieder Streit in der Luft: Dass Hörmann dem Bundesinstitut für Sportwissenschaften als neue Geschäftsstelle der PotAS-Kommission zugestimmt hat, überrascht und verwundert. Denn das Bisp birgt neues Konfliktpotential: Es ist seit 25 Jahren das erklärte Feindbild vieler Fachverbände. Sie fürchten einen weiteren Schritt zur Steuerung des Sports durch BMI und Bisp.
    Also bleibt abzuwarten, wie lange der Burgfrieden diesmal hält.