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UEFA-Überprüfung der Regenbogen-Kapitänsbinde
Schwulen- und Lesbenverband: "Ein Schlag ins Gesicht"

Die Regenbogenbinde steht für Solidarität mit der LGBTQ-Community. Manuel Neuer, Kapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft, trug sie bisher bei jedem Spiel dieser EM. Dass die UEFA prüfen ließ, ob das verboten sein könnte, hält Christian Rudolph vom Schwulen- und Lesbenverband für ein fatales Zeichen.

Christian Rudolph im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Deutschlands Torhüter Manuel Neuer ärgert sich nach dem Gegentor
Deutschlands Torhüter Manuel Neuer ärgert sich nach dem Gegentor von Portugal. Am Arm trägt er die Kapitänsbinde in Regenbogenfarbe. (picture alliance / dpa / Christian Charisius)
Der Juni ist für die LGBTQ-Bewegung der "Pride Month", in dem sie für mehr Toleranz wirbt und die Vielfalt der Gesellschaft feiert. Viele feiern mit und bekunden ihre Solidarität mit der queeren Community - in diesem Jahr auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB). Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, Manuel Neuer, trägt bereits seit dem Testspiel am 7. Juni gegen Lettland die Regenbogenbinde - als Zeichen und klares Bekenntnis der gesamten Mannschaft für Diversität, Offenheit, Toleranz und gegen Hass und Ausgrenzung. Die UEFA wertete das Tragen der Regenbogenbinde aber offenbar als politisches Zeichen, was von ihren Statuten verboten ist. Sie stieß daher eine Überprüfung an, die nach viel Kritik inzwischen wieder gestoppt wurde.
Dennoch sei das ein fatales Zeichen gewesen, sagt Christian Rudolph, der im Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes sitzt und auch Ansprechperson beim Deutschen Fußballbund (DFB) für diese Themen ist.
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Die "Community" habe lange mehr Unterstützung gefordert. Jetzt habe man diese Unterstützung vom DFB. Umso bedauerlicher sei es aber, dass die UEFA das nicht mit der gleichen Konsequenz unterstützte. Vor allem im Monat Juni hätte man eigentlich erwartet, dass die UEFA solche Aktionen von sich aus initiiert, so Rudolph. "Wir wollen Offenheit zeigen und bisher haben wir auch im Profisport in Europa, im Fußball, keine geouteten Fußballprofis, und auch für die war das sicherlich ein Schlag ins Gesicht."
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Das Interview im Wortlaut:
Maximilian Rieger Wie bewerten Sie das Handeln der UEFA?
Christian Rudolf: Es war schon für uns sehr schade, dass da jetzt eine Regenbogen-Armbinde infrage gestellt wird und dort erst mal die UEFA es überprüfen muss, ob die Solidarität für LSBTI zu den Statuten gehört und ob das rechtens ist. Da hätten wir gedacht, dass solche Zeichen heute viel stärker unterstützt werden, gerade im Pride-Monat, weil es keine einmalige Aktion war, sondern für die ganze Europameisterschaft vorgesehen sind.

"Fatales Zeichen für Spieler und Spielerinnen"

Rieger: Warum ist es denn wichtig, dass die UEFA und andere Sportverbände sich bei solchen Fragen klar positionieren und das vielleicht nicht so tun, wie das die UEFA gestern getan hat?
Rudolph: Für uns ist erst mal wichtig, dass wir überhaupt diese Bekräftigung im Sport und die Unterstützung vom Sport bekommen. Lange haben wir als Community das gefordert und lange wurde das nicht unterstützt. Jetzt sind wir soweit, dass gerade ein Fußballverband wie der Deutsche Fußballbund das unterstützt, und dann finde ich es umso bedauerlicher, dass so was von der UEFA nicht mit der Konsequenz unterstützt wird.
Letztendlich finde ich das auch wirklich ein fatales Zeichen, was das in dieser Hinsicht für die Spieler und Spielerinnen in der UEFA bedeutet. Wir wollen Offenheit zeigen und bisher haben wir auch im Profisport in Europa, im Fußball keine geouteten Fußballprofis, und auch für die war das sicherlich ein Schlag ins Gesicht.
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Rieger: Ist die Aktion auch ein Zeichen, dass die UEFA vielleicht positive PR ganz gerne mitnimmt, aber dann, wenn es um konkrete Maßnahmen geht, die vielleicht, ich sage mal, befreundeten Herrschern wie zum Beispiel Viktor Orbán nicht gefallen, die UEFA doch ins Wanken gerät?
Rudolph: Eigentlich hätten wir sogar erwarten können, wenn die Europameisterschaft im Pride-Monat ist, dass die UEFA solche Aktionen von sich aus unterstützt und initiiert. Dann wäre nicht der DFB jetzt der einzige Verband gewesen, der da klare Haltung zeigt. Ja, das ist, glaube ich, auch eins, was wir kritisieren, was wir schade finden, dass solche Aktionen nicht von der UEFA unterstützt werden und dann gleichzeitig sogar noch in Frage gestellt werden.
Für uns ist natürlich wichtig, dass wir grundsätzlich Haltung zeigen, und die müssen wir genau dann auch zeigen, wenn es kritisch wird, und dann dürfen wir nicht zurückziehen, sondern das sind unsere Werte. Das ist die Haltung, die der DFB, die wir uns auch lange hart erarbeitet und erkämpft haben und wo der DFB heute dahinter steht.
Und man muss auch festhalten, dass die Nationalmannschaft als Team das auch komplett unterstützt hat. Dann ist es nicht mal gute PR-Arbeit von der UEFA, sondern gute PR-Arbeit wäre gewesen, wenn man das gar nicht erst zu dieser Prüfung hätte kommen lassen.

Bei Ungarn ist die Politik gefordert

Rieger: Jetzt ist in Ungarn ja gerade ein Gesetz verabschiedet worden, das verhindern soll, dass Kinder Inhalte über Homosexuelle, trans- oder bisexuelle oder auch queere Menschen zu sehen bekommen. Jetzt soll am Mittwoch das Stadion in München in Regenbogenfarben erleuchten, was auch eine Replik auf dieses Gesetz ist, weil Ungarn dann zu Gast sein wird. Sollte der Fußball denn dafür genutzt werden, um ein Gesetz in Ungarn zu kritisieren?
Rudolph: Da, finde ich, ist auf jeden Fall die Politik gefordert. Der Fußball kann ganz klar seine Haltung zeigen, und das bekräftigt er gerade jetzt auch im Pride-Monate und das auch zur Europameisterschaft. Natürlich unterstützen wir auch, dass die Allianz-Arena im Regenbogen erstrahlen können soll. Aber das Politische muss auf europäischer Ebene gelöst werden. Da kann der Fußball vielleicht vermittelnd sein, indem er seine Werte zeigt. Umso wichtiger finde ich gerade bei diesem Spiel, dann die Regenbogen-Armbinde weiter zu tragen und ein Zeichen zu setzen und an der Stelle das nicht zu verbieten.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.