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Vor 130 Jahren geboren
Zita von Bourbon-Parma - Österreichs letzte Kaiserin

Für Monarchisten blieb Zita, die am 9. Mai 1892 geborene Ehefrau des letzten österreichischen Kaisers, ihr Leben lang "Kaiserin Zita". Dabei war sie nach dem Zusammenbruch des Habsburger Reichs ins Exil geschickt worden - und betrat erst 1982 wieder österreichischen Boden.

Von Beatrix Novy | 09.05.2022
 Zita von Bourbon Parma und Carl I. von Österreich auf einer historischen Postkarte um 1934
Zita von Bourbon Parma und Carl I. von Österreich auf einer historischen Postkarte um 1934 (picture alliance / arkivi)
"Seit 1911 ist der jetzige Thronfolger mit der Prinzessin Zita von Bourbon und Parma vermählt. Alle Welt weiß, dass hier eine Liebesheirat geschlossen wurde, deren sonnige, fast bürgerlich-schlichte Herzenseinfalt überall einen sympathischen Widerhall geweckt hat.“
Untertänig schwärmte die "Berliner Illustrierte Zeitung" im August 1914 von diesen leutseligen jungen Habsburgs. Der einen Monat zuvor in Sarajewo ermordete österreichische Thronfolger Franz Ferdinand schien journalistisch abgehakt, den großen Krieg sah noch keiner kommen. Lieber interessierte man sich in dieser letzten unbeschwerten Feriensaison für die neue Thronfolgerfamilie.

Gekrönt mitten im Krieg

Für Karl, der bald "Karl der Erste und Letzte" heißen sollte; für Otto, den kleinen Sohn; und für die attraktive Zita, Nachfahrin unter anderem diverser französischer Könige, geboren am 9. Mai 1892 in Italien. Ihre Kindheit verbrachte sie wechselweise dort und in Österreich, in Familienschlössern, wie sie über die Jahrhunderte eben zusammenkommen, und mit einer riesigen Geschwisterschar. Keinem von ihnen wurde etwas geschenkt - das betonte Zita zeitlebens gern.
„Wir haben fest lernen müssen und ordentlich, und es hat geheißen, wenn man an der Spitze steht, muss man das Beste leisten, was man leisten kann.“
Ganz oben waren Zita nur zwei Jahre vergönnt. 1916, mitten im Krieg, starb der alte Kaiser Franz Joseph, ohne den man sich die k. u. k. Doppelmonarchie eigentlich gar nicht vorstellen konnte. Karls und Zitas Krönungen mit der Kaiser- sowie der Königskrone in Wien und Budapest fielen nüchtern aus: „Es waren alle Festlichkeiten absolut abgesagt worden.“

Volkstümlichkeit - und Ambitionen

Stumme alte Filme zeigen Zitas kurze goldene Jahre. Besuche beim braven Volk, Blaskapellen, verschüchterte Bauernkinder, weißgekleidete lässige Hochadelsjugend. Diese Bilder nahm Zita mit in das Leben, das ihr nach dem Krieg aufgezwungen wurde und gab sie nicht wieder her.- Allerdings war ihre Volkstümlichkeit begrenzt, vor allem, als 1917 Karl, von ihr offenbar ermutigt, sich für einen österreichischen Separatfrieden ohne die deutschen Verbündeten engagierte.

Zitas Bruder Sixtus schien gar zu glauben, als Abkömmling der Bourbonen auf einem neu etablierten französischen Thron willkommen zu sein. So seufzte der Politiker Joseph Baernreither in seinem Tagebuch: "Die französischen Brüder der Kaiserin ... gewisse Parmapläne werden immer deutlicher. Diese Familie arbeitet mit allen Mitteln für sich.“

"Mit Gewalt dem Volk entrissen"?

Der verlorene Krieg beendete die Monarchie, das Reich zerfiel in seine vielen Völkerschaften, der kleine Rest war Österreich. Karl, der auf seine Thronansprüche nicht verzichten wollte, versuchte noch zweimal, wenigstens in Ungarn König zu bleiben, aber dort hatte man nicht auf ihn gewartet. Den Rausschmiss behielt Zita auf ihre eigene Weise in Erinnerung
"Man hätte mitmachen müssen, wie unsere Rückkehr aus Ungarn war, die Begeisterung der Bevölkerung und die Hoffnungsrufe und: ‚Kommt bald wieder‘! Man hat wirklich gesehen, dass man mit Gewalt dem Volk entrissen worden ist."

Im Exil fand sich immer irgendein Schloss

Mit ihren acht Kindern musste die verbannte Familie Habsburg - das "von" wurde im Staate Österreich verboten - nach Madeira ziehen, wo Karl 1922 starb. Fortan betrieb die fromme Ex-Kaiserin seine Seligsprechung, mit Erfolg. Sie lebte in verschiedenen Ländern, immer fand sich irgendein Schloss zum Wohnen, im Zweiten Weltkrieg ging die Flucht weiter nach Kanada.
Gottesdienst zum 90. Geburtstag von Kaiserin Zita von Österreich vor dem Kongresszentrum Hofburg in Wien
Die frühere österreichische Kaiserin Zita am 9. Mai 1982 in Wien vor dem Gottesdienst zu ihrem 100. Geburtstag (picture alliance/United Archives)
1982 gab Österreich sich einen Ruck und ließ Zita wieder einreisen. Die gebeugte alte Dame in der überaus profanen Umgebung des Grenzübergangs Feldkirch wirkte nur mehr rührend. Jedoch: ihr ungebrochener Glaube an die übernationale Monarchie, gegründet auch auf der eigenen internationalen Ahnentafel, war gerade damals dabei, sich mit modernen Träumen zu treffen: von einem Europa der Regionen, von der Überwindung des Nationalismus, sogar der Nation überhaupt. Zitas Sohn Otto war es, der sich eine Art Commonwealth in Mitteleuropa vorstellte und zur Zeit der Wende ein denkwürdiges Picknick an der ungarischen Grenze organisierte. Das ist nun auch schon wieder lange her.