
Den Auftrag, der sein Leben veränderte, erhielt Clyde Tombaugh im Alter von 23 Jahren. Am Lowell Observatory in Flagstaff in Arizona sollte er im Gewimmel der Sterne einen möglichen unbekannten Planeten finden. Zwar glich diese Suche der nach der Nadel im Heuhaufen – doch der junge Amateurastronom machte sich unerschrocken ans Werk:
"Meine Aufgabe war, mit dem Weitwinkelteleskop den Himmel zu fotografieren – und zwar jedes Gebiet zweimal im Abstand weniger Tage. Die beiden Fotoplatten habe ich mit einer speziellen Maschine verglichen, mit einem Blink-Komparator. Damit lässt sich feststellen, ob auf den Fotos Objekte zu sehen sind, die sich bewegen. Diese Arbeit war viel schwieriger, als die meisten Leute glauben."
Die Nadel im flimmernden Heuhaufen gefunden
Rund ein Jahr lang erfasste Clyde Tombaugh Fotoplatte um Fotoplatte – Millionen Lichtpunkte flimmerten vor seinen Augen entlang. Dann endlich, am 18. Februar 1930, sah er den ersehnten Himmelskörper: Pluto:
"Ich wusste sofort, dass ich einen Planeten jenseits der Neptunbahn gefunden hatte. Das zeigte die geringe Bewegung des Objekts – das ist einfach eine Frage der Geometrie. In dieser Sekunde war mir klar, dass das eine große Entdeckung ist und dass ich berühmt würde."
Ein Astronomie-Quereinsteiger
Schlagartig stand Clyde Tombaugh als Pluto-Entdecker in einer Reihe mit Friedrich Wilhelm Herschel und Johann Gottfried Galle, die lange zuvor Uranus und Neptun aufgespürt hatten – die übrigen Planeten sind bereits seit Urzeiten bekannt. Dem jungen Mann war dieser Karrieresprung keineswegs in die Wiege gelegt, erklärt die Astronomin Susanne Hüttemeister, Direktorin des Planetariums Bochum:
„Er hatte sich immer schon sehr für Astronomie interessiert und hätte auch gerne studiert. Er war ein Farmersohn aus dem Mittleren Westen, und das war keine gute Zeit da natürlich in den 20er-Jahren. Da gibt es Geschichten, die Ernte wurde vernichtet, und das war es dann mit dem Studium. Er hat aber beobachtet mit Teleskopen. Dann geht die Geschichte, dass er sich mit Planetenzeichnungen beworben hat am Lowell Observatory, und dann wurde er eingestellt.“
Das Glück des Tüchtigen
Denn der ambitionierte Amateur schien den Profiastronomen bestens geeignet für die eintönige Fleißarbeit der allnächtlichen Planetensuche. Deren Erfolgsaussichten waren allenfalls vage, weil niemand wusste, ob jenseits des Neptun tatsächlich noch ein Planet existiert. Clyde Tombaugh hatte dann das Glück des Tüchtigen. Einige Jahre lang setzte er die Suche nach weiteren Objekten erfolglos fort. Zeitlebens blieb sein Name untrennbar mit Pluto verbunden, sagt Susanne Hüttemeister:
„Ich glaube, Pluto war für ihn mehr Segen, weil er ja als Beobachter zum Lowell Observatory kam, ohne studiert zu haben. Er hat dann nach der Pluto-Entdeckung noch einen Bachelor und Master in Astronomie erworben und hat dann auch an einem College Astronomie unterrichtet, viele Jahrzehnte lang danach noch.“
„Ich glaube, Pluto war für ihn mehr Segen, weil er ja als Beobachter zum Lowell Observatory kam, ohne studiert zu haben. Er hat dann nach der Pluto-Entdeckung noch einen Bachelor und Master in Astronomie erworben und hat dann auch an einem College Astronomie unterrichtet, viele Jahrzehnte lang danach noch.“
Plutos Verzwergung
Nachdem jenseits des Planeten Neptun immer mehr ähnliche Objekte gefunden worden waren, stuften die Fachleute Pluto, der nicht einmal halb so groß ist wie unser Erdmond, 2006 zu einem Zwergplaneten herab. Doch das ist nur eine Bezeichnung und ändert nichts an Pluto selbst oder an der Leistung Clyde Tombaughs, betont Susanne Hüttemeister:
„Es war das erste Transneptunische Objekt, das entdeckt wurde, und damit war es eine Entdeckung, die die Tür geöffnet hat in eine ganz neue Klasse von Objekten – und deswegen vielleicht umso bedeutsamer: das erste seiner Art!"
Clyde Tombaughs posthume Reise in die unendlichen Weiten
2015 flog die NASA-Raumsonde New Horizons an Pluto vorbei, dreieinhalb Jahre später noch am eisigen Objekt Arrokoth. Die Sonde drang erstmals in den Bereich des Sonnensystems vor, den Clyde Tombaugh entdeckt hat. Der Planetenpionier starb am 17. Januar 1997 im Alter von 90 Jahren. Ein paar Gramm seiner Asche reisen an Bord der New Horizons-Sonde in die Tiefen der Milchstraße.