Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Britisch-Indien und die Unabhängigkeit
Die Spuren der Teilung des indischen Subkontinents

1947 entließ das Vereinigte Königreich seine frühere Kolonie Britisch-Indien in die Unabhängigkeit - ein jahrzehntelanger Kampf um Freiheit ging zu Ende. Doch mit der Unabhängigkeit kam die Teilung, Millionen Menschen flohen. Bis heute stehen sich Indien und Pakistan unversöhnlich gegenüber.

Von Antje Stiebitz | 11.08.2022
Lord Mountbatten, der britische Unterhändler, während einer Ansprache auf der konstituierenden Verfassungsversammlung zur Unabhängigkeit Indiens
Am 15. August 1947 gewährte Großbritannien in Person des letzten Vizekönig Indiens, Lord Louis Mountbatten (Mitte,stehend), Indien die Unabhängigkeit (picture-alliance / akg-images)
“Sie sagten, dass wir uns unter einen großen Baum setzen sollen und dann begannen sie zu töten. Mein Cousin wurde erschossen. Mein Bruder beobachtete, was passierte und begann zu rennen. Da kam ein Kerl mit einem Speer, traf ihn und er fiel zu Boden. Meine Mutter sah das, rannte zu ihm und fiel über meinen Bruder. Beide wurden dort getötet.” Shane Ali sitzt in seinem Wohnzimmer in Kalifornien und berichtet, was er 1947 als  muslimischer Junge in seiner Heimat erlebt hat. Denn damals erlangte die ehemalige Kolonie Britisch-Indien nicht nur die Unabhängigkeit, sie wurde auch geteilt. Es entstanden die Staaten Indien und Pakistan.
Guneeta Singh Bhalla hört dem Zeitzeugen Shane Ali aufmerksam zu. Seit 2009 dokumentiert sie, wie Menschen die Teilung des Subkontinents erinnern. “Es hat viele Gründe, dass die Erinnerung an die Teilung lange nicht bewahrt wurde. Alle, die mit diesen Erinnungen lebten, waren so traumatisiert, dass sie sich auf den Wiederaufbau konzentrierten", erklärt Guneeta Singh Bhalla am Telefon. Aus ihrer Sammlung von Zeitzeugen-Berichten ist inzwischen das Online-Portal "1947 Partition Archiv” entstanden. Die 40-Jährige pflegt das Crowdfunding-Projekt heute von Kalifornien aus. Mittlerweile hat sie mit ihrem Team über 10.000 Geschichten zusammengetragen: “Ihren Erzählungen wurde nicht soviel Bedeutung beigemessen, weil sie als Flüchtlinge oft diskriminiert wurden. Sie wurden als Bürger zweiter Klasse betrachtet. Ich denke, sie haben sich oft nicht berechtigt gefühlt, ihre Erlebnisse zu schildern.“
Singh Bhallas Großmutter flüchtete damals aus Lahore im Norden des indischen Subkontinents, weil die Stadt dem Staat Pakistan zugesprochen wurde. Dass die Teilung Indiens unzählige Menschen das Leben gekostet hat, erfuhr Singh Bhalla jedoch erst später. “Vor vielen Jahren hatten wir ein Rendevous mit dem Schicksal und jetzt ist die Zeit gekommen, unser Versprechen einzulösen. Nicht komplett, aber substantiell. Und wenn es Mitternacht schlägt und die Welt schläft, erwacht Indien zum Leben und zur Freiheit.”

Unabhängigkeit seit 1947

Jawaharlal Nehru hält seine berühmte Rede “Rendevous mit dem Schicksal” am Abend, bevor Indien die Unabhängigkeit erlangt, am 14. August 1947. 75 Jahre ist das her. Er spricht als erster indischer Premierminister vor der verfassungsgebenden Versammlung im Parlament.
Der frühere indische Ministerpräsident Jawaharlal Nehru – aufgenommen am 3. März 1959.
Der frühere Ministerpräsident Jawaharlal Nehru 1959 (picture alliance / Homai Vyarawalla)
Vorher gaben die Briten rund 200 Jahre den Ton an. Ab 1757 die East India Company, ab 1858 die britische Krone. Es ist ein lang ersehnter Moment, als Indien sich endlich von der britischen Kolonialmacht befreit. Rund 60 Jahre dauerte der Kampf der indischen Unabhängigkeitsbewegung, maßgeblich geprägt vom gewaltfreien Widerstand des Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi.
Aus der Rede des neuen Premiers Jawarharlal Nehru gehen Freude, Entschlossenheit, aber auch bange Sorge hervor. Denn mit der Unabhängigkeit Indiens ist zeitgleich die Staatsgründung der Islamischen Republik Pakistan verbunden. “Zu meinem großen Bedauern war es unmöglich, eine Einigung zu erreichen. Weder über den Cabinet Mission Plan, der eine dreiteilige Verwaltungsstruktur Indiens vorsah, noch über irgendeinen anderen Plan, der die Einheit Indiens erhalten würde.“

Teilung Indiens sorgt für Ausschreitungen

Am dritten Juni 1947 kündigte Louis Mountbatten, Vertreter der Kolonialmacht und letzter Vizekönig Indiens, in einer Rede die Teilung Indiens an. Er war im März 1947 von der britischen Regierung nach Indien gesandt worden, um die Kolonie in die Unabhängigkeit zu entlassen. Indien bestand damals aus 565 Fürstenstaaten, etwa Hyderabad, Mysore oder Baroda. Diese Staaten wurden von indischen Fürsten regiert, die der britischen Krone unterstanden. Mountbatten warb bei diesen Fürsten und bei den politischen Interessenvertretern für ein vereinigtes Indien.
Doch zwischen den einflussreichsten Parteien – der Kongress-Partei, angeführt von Jawaharlal Nehru und der Muslim League mit Parteiführer Muhammad Ali Jinnah – war keine Einigung möglich. Das Problem bestand darin, dass die Minderheit der Muslime fürchtete, in einem mehrheitlich von Hindus regierten Land keine politische Vertretung zu haben. “Im Grunde war es ein Zahlenspiel, denn die beiden Bundesländer Punjab und Bengalen waren Staaten mit überwiegend muslimischer Bevölkerung und sie wurden geteilt. Es hat mit der politischen Arithmetik zu tun. Die Teilung, das dürfen wir nicht vergessen, war ein Spiel mit Zahlen.“
Flammen schlagen aus einem Lastwagen in Chowringhee, einer der Hauptverkehrsstraßen von Kalkutta, während der Unruhen in der indischen Stadt
Bei den Unruhen in Kalkutta 1946 kamen 4.000 Menschen ums Leben (picture alliance / AP Images)
Nonica Datta unterrichtet Geschichte an der Jawaharlal Nehru Universität in Delhi. Die Frage der politischen Vertretung, erklärt die Historikerin, wurde plötzlich so wichtig, weil sich mit der Kolonialmacht die modernen Vorstellungen von Territorialität durchsetzten. Die Grenzen der indischen Fürstenstaaten waren nicht auf Landkarten fixiert. Zudem übernahm Indien auf seinem Weg in die Unabhängigkeit das politische System der Briten. Das machte eine politische Repräsentation nötig, die es im zuvor feudalistischen System nicht gegeben hatte, so Datta.
Und: “Die Congress-Partei und die Muslim League waren unversöhnlich. Bei den Wahlen im Jahr 1938 war die Congress-Partei nicht bereit, mit der Muslim League Ministerien zu bilden. Und Muhammad Jinnah, Führer der Muslim League, fühlte sich abgelehnt. Jinnah war ein aufgeregter, frustrierter und verärgerter Politiker, als er 1940 seinen Beschluss eines unabhängigen Pakistans vorlegte. Er fühlte sich vom Congress ausgegrenzt. Es war ein Ego-Spiel zwischen mächtigen Politikern und die britische Kolonialmacht tat nichts, um das Machtspiel auszubalancieren.“
Im Gegenteil sogar. Kurz nachdem die Entscheidung über die Teilung Indiens offiziell verkündet war, gab Mountbatten eine weitere Erklärung ab: Großbritannien würde Indien nicht wie geplant im Juni 1948 verlassen, sondern bereits am 15. August 1947. Auf die Frage, warum er das Land ein ganzes Jahr früher verlasse als geplant, soll er geantwortet haben: Abwarten würde nur bedeuten, dass er für Gesetz und Ordnung verantwortlich sei. Alle rechneten aber damit, dass die Teilung Gewalt entfesseln würde.
Denn im Jahr 1946 war es in Kalkutta bereits zu brutalen Ausschreitungen gekommen. Muhammad Jinnah hatte zu Demonstrationen für ein muslimisches Heimatland aufgerufen. Tausende von Muslimen zogen durch die Straßen und die radikalen Kräfte unter ihnen waren gewaltbereit. Die Lage eskalierte und 4.000 Menschen kamen zu Tode - vor allem Hindus. Danach riefen Hindus wiederum zu Racheaktionen gegen Muslime auf und der Funke der Gewalt sprang auch in andere Bundestaaten über. Die Lage geriet außer Kontrolle.
Mahatma Gandhi, der für ein vereintes Indien mit freundschaftlich verbundenen Muslimen und Hindus eintrat, war entsetzt. Er reiste nach Kalkutta, beschwor seine Landsleute, fastete für Frieden. Anfang Juni 1947 bereitete er Hindus und Sikhs mit Hilfe eines Gebets auf die erwarteten Ausschreitungen vor: “Ich rate den Hindus, dem Tod heiter ins Gesicht zu blicken, wenn die Muslime darauf aus sind, sie zu töten. Wir müssen ohne Groll sterben.” Nicht jeder wollte solchen Ideen folgen. Gandhi wurde zunehmend als weltfremd empfunden und verlor an Einfluss.

Historikerin: "Genozidartige Gewalt" nach offizieller Teilung Indiens

Unterdessen brach sich der Konflikt zwischen Hindus und Muslimen weiter Bahn. Die Muslime wurden von dem Land vertrieben, von dem die Hindus dachten, dass es zu Indien gehören würde. Und die Hindus und Sikhs wurden aus Gebieten verjagt, die mutmaßlich Pakistan zugeschrieben werden würden.

Nachdem Mountbatten am 3. Juni 1947 die Teilung offiziell angekündigt hatte, kam es bereits zu Gewalttaten, die die Historikerin Nonica Datta als genozidartig beschreibt. Als Indien jedoch am 15. August tatsächlich unabhängig wurde und zwei Tage später die Radcliff-Linie, die neue indisch-pakistanische Grenze, bekannt gegeben wurde, gab es kein Halten mehr.
Nonica Datta: “Die Menschen haben mit ihren Familien in diesen Dörfern oder Städten seit Jahrhunderten gelebt. Und plötzlich, im Namen der Teilung Indiens in zwei separate Länder, da dachten sie, dass sie mit der jeweils anderen Gemeinschaft noch offene Rechnungen begleichen müssen. Es gab genozidartige Gewalt und Vergeltungsgewalt - der einen Gemeinschaft gegen die andere Gemeinschaft.“

Immer tiefere Kluft zwischen Muslime und Hindus

Häufig wurde die Gewalt durch Propaganda der Muslim League und der hinduistisch-radikalen Kaderorganisation RSS zusätzlich geschürt. Dorfgemeinschaften bekriegten sich, häufig fielen die Täter aber auch von außen ein. Es kam zu allen erdenklichen Gräueltaten, insbesondere Frauen litten. Züge, vollbesetzt mit Flüchtlingen, wurden überfallen, die Passagiere getötet. Ein bis zwei Millionen Menschen kamen nie in ihrer neuen Heimat an.

Wieso war die Kluft zwischen Muslimen und Hindus so tief? Die Historikerin Sucheeta Mahajan von der Jawaharlal Nehru Universität in Delhi meint: “Wir hatten in Indien eine starke Tradition von Mischkultur, von religiöser Verschmelzung oder gemeinsamen Nahrungsgewohnheiten. Im Punjab beispielsweise haben alle die gleiche Kleidung getragen, egal ob Hindu oder Muslim. Es gab damals kein starkes Gefühl von Identität.“
Die Trennung der religiösen Gemeinschaften sei vor allem ein Ergebnis von Politik gewesen. Als Ende des 19. Jahrhunderts die Congress-Partei die aufkeimenden Bestrebungen nach Nationalstaatlichkeit des Landes politisch vertrat, habe sie das für Hindus und Muslime gleichermaßen getan, so Sucheeta Mahajan. Doch da sich einige muslimische Politiker durch die Partei nicht mehr angemessen repräsentiert fühlten, begannen sie, muslimische Anhänger zu locken, indem sie Zugeständnisse in Aussicht stellten.
Sucheeta Mahajan: “Die ganze Politik der Trennung bestand darin, Vorteile zu versprechen. Dann wurde die Muslim League als Organisation für Muslime gegründet. An ein Pakistan als eigenständige Nation dachten die Muslime und ihre politischen Führer bis 1940 gar nicht. Und dann dauerte es nur sieben Jahre, bis Pakistan entstand.“

15 Millionen Menschen waren auf der Flucht

Den meisten der rund 15 Millionen Menschen, die sich in die neue Heimat aufmachten, gelang die Flucht. Wie etwa der heute 88-jährigen Ved Girdhar, die im Süden von Delhi, im Stadtteil Jangpura lebt. Sie flüchtete aus der Stadt Multan, die damals Pakistan zugesprochen wurde. Ved Girdhar hält den Blick gesenkt, während sie sich erinnert: “Als ich in der Schule war, kam von draußen plötzlich Lärm und die Schulleitung hat uns alle nach Hause geschickt.”

Die damals Zwölfjährige sah, wie in den Straßen Häuser brannten und die Gewalt eskalierte. Am nächsten Tag sei dann eine Ausgangssperre verhängt worden. Ved Girdhar: “Wir haben so lange in Multan gelebt, aber schon bald organisierte die Regierung, dass wir mit dem Zug nach Indien fahren können. Also haben wir alles in Multan zurückgelassen und die ganze Familie ist nach Indien gereist.“

In dem Zug saßen Ved Girdhar, die Mutter, der kleine Bruder und die Großeltern. Wo der Vater war, wussten sie nicht. Sie waren wohlhabend und ließen ein großes Haus zurück. Auf der Flucht trugen sie nur einige Kleidungsstücke und Schmuck bei sich. In dem Zug in die indische Stadt Amritsar befand sich zu ihrem Schutz Militär. Das war Glück, denn sowohl das indische Militär als auch die Polizei befanden sich im Umbruch. Durch den schnellen Abzug hatten die britischen Truppen ein Machtvakuum hinterlassen. Die zwölfjährige Ved und ihre Familie zumindest erreichten das Flüchtlingscamp sicher. Nach sechs Monaten gelang es auch, den Vater ausfindig zu machen. Wieder vereint zog die Familie schließlich nach Delhi, wo sie bis heute geblieben ist.

In der indischen Hauptstadt wimmelte es damals, Ende der 1940er, nur so von Flüchtlingen. Rund eine halbe Million von ihnen landete in Delhi. Gleichzeitig verließen rund 330.000 Muslime die Stadt. Viele andere Muslime entschieden sich aber auch in Indien zu bleiben. Die Gemengelage war unübersichtlich. Und die Flüchtlinge machten sich sofort an die Arbeit. Die Historikerin Nonica Datta:

“Inmitten großer Entbehrung, weil sie nichts bei sich hatten. Sie kamen mit leeren Händen. Und sie bauten sich über Nacht ein neues Leben auf. Indien setzte sich damals also mit der Flüchtlingsfrage auseinander und war gleichzeitig damit konfrontiert, plötzlich ein unabhängiges Land zu sein. Die Unabhängigkeit kam mit einem Preis, mit der Umsiedlung der Flüchtlinge, mit der Frage nach Wohnungen, Arbeit und Landzuweisungen. Die Aufgaben waren gewaltig.“

Vier Kriege seit der Unabhängigkeit

Heute, 75 Jahre später, haben die Geflüchteten von damals, ihre Kinder und Enkel, längst ihren Platz im unabhängigen Indien gefunden. Die größte Demokratie der Welt stellt inzwischen ein Fünftel der Weltbevölkerung und gilt als fünft- oder sechst-größte Ökonomie der Welt. Eine Erfolgsgeschichte. Das wesentlich kleinere Pakistan hingegen gilt als Militärstaat, politisch instabil und von Krisen geschüttelt.  

Bis heute sind die Wunden der Teilung nicht verheilt und der Konflikt zwischen Indien und Pakistan dauert an. Seit der Unabhängigkeit haben die beiden Erzfeinde vier Kriege geführt: 1947, 1965, 1971 und 1999. Hinzu kommen zahlreiche Scharmützel und die nukleare Bedrohung – Indien und Pakistan besitzen jeweils Atomwaffen.

Auch der endlose Streit um die Grenzregion Kaschmir ist ein Ergebnis jener Zeit. Das Kaschmir-Tal wird oft als die am stärksten militarisierte Region der Welt bezeichnet. An der Grenze zu den Bundesstaaten Jammu und Kaschmir wird immer wieder geschossen. Bis heute fliehen viele Menschen aus der Region. Auch der radikal-islamische Terrorismus auf indischem Boden – ausgehend von Pakistan – ist ein Resultat der Teilung.
Karte mit dem Staatsgebiet von Britisch-Indien und die Aufteilung nach heutigen Staaten
Generell bringe die Grenze ein Gefühl von dauerhafter und unüberwindbarer Abschottung mit sich, erklärt die Historikerin Nonica Datta. “Die Menschen, die an der Grenze leben, leben mit großer Ungewissheit. Sie wissen nicht, wann auf ihre Dörfer geschossen wird. Denn es gibt immer wieder grenzübergreifende Schießereien. Dazu kommt der Stress, dass jederzeit ein Krieg zwischen Indien und Pakistan ausbrechen kann. Sie fragen sich, was dann mit ihren Feldern passiert. Ihr Alltagsleben ist davon beeinträchtigt.“

Auch in der Politik und im gesellschaftlichen Dialog Indiens ist der Konflikt zwischen Hindus und Muslimen allgegenwärtig. In Indien leben heute rund 170 Millionen Muslime. Sie machen die zweitgrößte religiöse Gruppe Indiens aus. Es vergeht kaum ein Tag ohne Nachrichten über Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Muslimen innerhalb der indischen Gesellschaft.
Und während sich die Congress-Politiker 1947 darüber einig waren, dass sie im Gegensatz zur Islamischen Republik Pakistan, keine Hindu-Nation Indien wollen, baut die gegenwärtige Regierungspartei BJP unter Premierminister Narendra Modi die Republik nach und nach in einen Hindu-Staat um. Einen Staat, der sich nach der Ideologie “Hindutva”, des “Hindu-Seins”, ausrichtet. Ein politisierter Hinduismus, der religiöse Identität als Merkmal von Zugehörigkeit betrachtet.

Die Historikerin Sucheeta Mahajan ist der Meinung, dass die soziale und psychologische Dimension der Teilung von 1947 von der indischen Gesellschaft bis heute nicht anerkannt und aufgearbeitet wurde. “Bislang haben wir über die Unabhängigkeit und den Aufbau der Nation gesprochen. Und die Außenpolitik. Alles sehr wichtige Angelegenheiten! Aber die Tragödie der Teilung und wie sie das Leben unserer Bürger, vor allem in den Staaten Punjab und Bengalen, beeinflusst hat, das hat nie die Aufmerksamkeit bekommen, die es hätte bekommen müssen.“