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Athletensprecher tritt ab
Max Hartung: "Bin stolz und dankbar"

Max Hartung hat als Gründungspräsident des Vereins Athleten Deutschland der Stimme von Spitzensportlern Gehör verschafft. Nach vier Jahren tritt er nun ab, zieht im Deutschlandfunk ein Resümee und stellt Forderungen an Sportstrukturen der Zukunft.

Max Hartung im Gespräch mit Marina Schweizer |
Junior Sportler des Jahres, 23.10.2021 Max Hartung, ehemaliger Säbelfechter und jetziger Geschäftsführer der Sportstiftung Nordrhein-Westfalen bei der Veranstaltung "Junior Sportler des Jahres" am 23.10.2021 in Düsseldorf.
Der Säbelfechter Max Hartung hat während seiner Karriere den Verein "Athleten Deutschland" mitgegründet (www.imago-images.de / BEAUTIFUL SPORTS / Kenny Beele)
Seine Karriere als Säbelfechter hat Max Hartung bereits nach den Olympischen Spielen im vergangenen Sommer in Tokio beendet. Ende Oktober wird er als Präsident des Vereins Athleten Deutschland abgelöst. Hartung erinnerte zum Ende seiner Zeit als Präsident von Athleten Deutschland im Deutschlandfunk-Sportgespräch an die ursprüngliche Motivation zur Gründung des Vereins im Jahr 2017.
"Ohne Athletenbeteiligung wurden ganz viele Entscheidungen getroffen, die maßgeblich unsere Lebenswirklichkeit am stärksten betroffen haben", sagte Hartung im Dlf. Als Beispiele nannte er die Leistungssportreform, den Umgang mit Werbung auf Sportkleidung oder das Anti-Doping-Gesetz. Vielen Sportlerinnen und Sportlern seien zahlreiche strukturelle Veränderungen ohne jede Einbeziehung vorgesetzt worden.

Hartung: "Stolz und dankbar, was daraus geworden ist"

Der Verein Athleten Deutschland wurde am 15. Oktober 2017 in Köln gegründet. Der Säbelfechter Max Hartung war der erste Präsident. Der Verein hat die Aufgabe, die Interessen von deutschen Kaderathleten unabhängig zu vertreten. Vorher gab es lediglich eine Athletenkommission unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), in der sich viele Sportlerinnen und Sportler schwach vertreten fühlten. Der DOSB bemängelte die Gründung 2017 als "nicht notwendig".
Bei Athletinnen und Athleten habe die Idee der Gründung einer vom DOSB unabhängigen Vertretung dagegen viel Anklang gefunden, betonte Hartung im Sportgespräch: "Das Feedback, was wir von den Sportlern bekommen haben, war überragend. Und ja, ich bin natürlich auch stolz und dankbar, was heute daraus geworden ist." Der Verein habe manche Dinge anstoßen können, sagte Hartung. Etwa eine Verbesserung der Bedingungen für Sportsoldaten bei der Bundeswehr oder eine höhere Athletenförderung für Sportlerinnen und Sportler außerhalb der Bundeswehr.

Viel Gehör für Athleten-Initiative im Sportausschuss

Nach der Gründung war der Verein häufig Gast im Sportausschuss des Bundestags. Auch im Bundesinnenministerium fand man mit den eigenen Ideen Gehör. Hartung gab im Sportgespräch zu, dass auch er überrascht gewesen sei, wie gut man mit der eigenen Initiative durchkam. "Nicht, weil, weil das nicht sinnvoll ist, sondern weil ich auch skeptisch war: Wie viel kann man als junger Mensch, der sich engagiert, erreichen? Wird das überhaupt gehört? Oder wird man gleich abgebügelt, jetzt auch als Athlet, der das auch gewöhnt ist, nicht immer angehört zu werden. Und wir hatten aber gute Argumente."
Viel Lob für den Thinktank aus dem Sportausschuss
Bessere Voraussetzungen für Sportlerinnen, Programme gegen Diskriminierung und Missbrauch – der Verein "Athleten Deutschland" hat im Sportausschuss des Bundestages eine Vielzahl an Ideen vorgestellt, um den Sport gleichberechtigter zu gestalten. Dafür gab es von den Politikern viel Lob.
Trotzdem habe sich Hartung "bis zum Schluss gefragt, ob man uns das zutraut, auch so eine Verantwortung zutraut".

Neue DOSB-Führung? "Verstehe nicht, warum es eine Findungskommission braucht"

Im Dezember wählt der DOSB einen neuen Präsidenten oder eine neue Präsidentin. "Da braucht es jetzt eine Neuaufstellung", sagte Hartung. "Ich hoffe sehr, dass das gelingt und dass der deutsche Olympische Sportbund da auch wieder so wahrgenommen wird als Vertreter der Sporttreibenden in ganz Deutschland."
Der offene Brief von Mitarbeitenden im DOSB, die Krise in der Führungskultur des Verbands - das besorge ihn, sagte Hartung.
Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), bei der offiziellen Präsentation der Outfits für die deutsche Olympia- und Paralympics-Mannschaft
DOSB unter Hörmann: "Kultur der Angst"
Der scheidende DOSB-Präsident Alfons Hörmann sah sich seit einiger Zeit Rücktrittsforderungen ausgesetzt. Auslöser waren unter anderem Vorwürfe von Mitarbeitern des DOSB. Sie hatten in einer anonymen E-Mail Hörmann und die Führung des Verbandes scharf angegriffen und eine "Kultur der Angst" angeprangert.
"Ich hoffe, dass das bis Dezember, wenn die Mitgliederversammlung ist, gelöst ist und dass dann ein neuer Schwung reinkommt und die Organisation positiv wahrgenommen wird." Grundsätzlich fände er eine Diskussion fernab von Personen besser und die Fragestellung: "Was ist eigentlich die richtige Struktur? Was sind die richtigen Inhalte, die Ideen, um den Sport weiterzuentwickeln?"
Hartung kritisierte die Suche durch eine Findungskommission. "Wir wurden dort auch als Athletenvertreter nicht eingebunden. Der Prozess dieser Auswahl, ich weiß nicht, ob das gut ist." Eine Person, die von der Findungskommission vorgeschlagen werde, sei im Vergleich zu anderen Kandidatinnen und Kandidaten mit einem "Schwung der Findungskommission" begünstigt. "Deswegen habe ich das eigentlich nicht so richtig verstanden, warum man jetzt eine Findungskommission braucht."
Unscharfes Bild von DOSB-Präsident Alfons Hörmann, der hinter Schatten verschwindet
Findungskommission soll Hörmann-Nachfolger bestimmen
DOSB-Präsident Alfons Hörmann wird sein Amt Anfang Dezember nach heftiger Kritik abgeben. Eine Findungskommission soll sich um einen Nachfolgerin oder ein Nachfolger kümmern, vorerst geht es nur um eine Neubesetzung für ein Jahr.

Hartung über Athletinnen und Athleten: Viele wagen mehr eigene Meinung

Hartung, der seit Herbst 2021 Geschäftsführer der Sportstiftung NRW ist, sprach an, dass in den vergangenen Jahren viele Athletinnen und Athleten selbstbewusster auftreten würden und stärker ihre Meinung artikulieren würden. Er nannte den Footballer Colin Kaepernick, die Fußballerin Megan Rapinoe oder die Tennisspielerin Naomi Osaka als Beispiele. Dieses Selbstverständnis entwickle sich nun auch in Deutschland.
July 5, 2021, Orlando, Florida, United States: Orlando, Florida, July 4th 2021: North Carolina Courage players celebrate Havana Solaun (19 North Carolina Courage) scoring their second goal during the National Women's Soccer League game between Orlando Pride and North Carolina Courage at Exploria Stadium in Orlando, Florida. NO COMMERCIAL USAGE. (Credit Image: © Andrea Vilchez/Sport Press Photo via ZUMA Press
Missbrauchsvorwürfe im Frauenfußball: "Spielerinnen fühlen sich ermutigt"
Nach dem Missbrauchsskandal um frühere Trainer in der US-Frauenfußball-Profiliga NWSL haben weitere Fußballerinnen Vorwürfe erhoben. Mehr Spielerinnen fühlten sich durch die Enthüllungen nun ermutigt, ihre Geschichten zu erzählen, glaubt ARD-Korrespondentin Katrin Brand. Stars wie Megan Rapinoe forderten einen kompletten Neuanfang.
Der Kölner fragte, wer die Werte, die sich das Internationale Olympische Komitee auf die Fahne schreibt, wie Respekt, Toleranz, Gemeinsamkeit, transportieren könne und gab selbst die Antwort: "Das können ja nur die Sportlerinnen und Sportler sein."