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Auch Evonik legt die Axt an

Evonik will sparen: Schätzungsweise tausend Stellen sollen wegfallen, teilte der Spezialchemiekonzern nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Damit verkündet binnen weniger Tage der vierte Chemiekonzern in Folge einen Stellenabbau.

Von Brigitte Scholtes | 24.09.2013
    Nun also auch Evonik: Der Essener Spezialchemiekonzern will sparen, etwa tausend Stellen abbauen, sogar seinen Vorstand verkleinern. Evonik muss sich also genau wie Bayer, Lanxess und SGL Carbon neu orientieren. Die Unternehmen müssen handeln, weil die Gewinnentwicklung der vergangenen Quartale zeigt, dass sie immer mehr unter Margendruck geraten, sagt Lars Hettche, Analyst des Bankhauses Metzler:

    "Das liegt meines Erachtens daran, dass so ein wenig das Angebots-Nachfrage-Gleichgewicht nicht mehr so besteht, wie das die Unternehmen haben wollen. Sie können Preise nicht mehr durchsetzen, und dementsprechend müssen die Unternehmen etwas tun. Und das versuchen si mittlerweile auf der Kostenseite zu erreichen, deshalb diese Programme."

    Einen Personalabbau plant die weltweite Nummer Eins in der Branche, die Ludwigshafener BASF, einer Sprecherin zufolge jedoch nicht. Das Unternehmen wird in diesem Jahr am Stammsitz in Ludwigshafen sogar einige Mitarbeiter mehr beschäftigen als im vergangenen Jahr. Das hatte BASF-Chef Kurt Bock schon bei der Bilanzvorlage im Februar angekündigt, aber er hatte eingeschränkt:

    "Ansonsten sind wir derzeit nicht nur in Ludwigshafen, sondern weltweit sehr, sehr zurückhaltend und sehr vorsichtig - ich habe das ja auch beim Thema Kosten angesprochen – weitere Mitarbeiter an Bord zu holen. Wir beschränken uns im Grunde auf die Aktivitäten, die unmittelbar investitions-, produktions- oder auch forschungsgetrieben sind. Dort besteht grundsätzlich die Möglichkeit einzustellen, bei allen anderen Tätigkeiten haben wir eigentlich den Deckel draufgemacht."

    Auch BASF spürt also die weltweit unsichere Konjunktur. Aber das Unternehmen hat sich darauf eingestellt, meint Analyst Hettche:

    "BASF hat meines Erachtens in den vergangenen ein, zwei Jahren relativ kluge Entscheidungen getroffen. Sie haben nicht zu viel investiert, sondern hier wirklich Maß gehalten. Und dementsprechend hat meines Erachtens BASF hier auch nicht die Notwendigkeit hier eine größere Restrukturierung durchzuziehen."

    Die wirtschaftliche Entwicklung dürfte wohl ihren Tiefpunkt erreicht haben, die Volumina ziehen schon wieder an. Aber bis sich die Gewinne erholen, dürften noch ein, zwei Jahre ins Land gehen, glauben Experten. In den nächsten Monaten dürften deshalb wohl weitere, vor allem kleinere Unternehmen Stellenstreichungen ankündigen. Die Chemieunternehmen sind an das Auf und Ab der Konjunktur zwar eigentlich gewöhnt. Und sie haben versucht, sich darauf einzustellen, erklärt Analyst Hettche vom Bankhaus Metzler:

    "Die Chemieunternehmen versuchen schon seit einigen Jahren, sich hin in Richtung Spezialchemie zu entwickeln, das heißt, kleinere Nischen, näher am Endkonsumenten, um dadurch nicht mehr ganz so an der Konjunktur zu hängen und um dadurch auch eine stärkere Preismacht zu haben. Und dieser Trend wird ganz klar anhalten. Das versuchen eigentlich alle größeren Unternehmen auf die Reihe zu bekommen, um dadurch eine höhere Stabilität bei ihren Erträgen zu erreichen."

    Aber ganz unabhängig werden sie sich wohl nicht von der Konjunkturentwicklung machen können.