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Autoabsatz in China
Nur E-Mobilität boomt

Erstmals seit drei Jahrzehnten ist in China in diesem Jahr der Absatz von Neuwagen zurückgegangen. Nur bei Elektroautos gab es ein sattes Plus von 70 Prozent. Auch die deutschen Autobauer legten gegen den Trend zu – obwohl sie kaum E-Autos im Angebot haben.

Von Steffen Wurzel | 20.12.2018
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    In China voll im Trend: Elektor-SUVs des Herstellers Nio (Imaginechina)
    Eine Fabrikhalle in der Stadt Hefei, rund 400 Kilometer westlich von Shanghai. Der erst vor rund vier Jahren gegründete chinesische Autokonzern Nio produziert hier seit diesem Jahr SUVs. Werksmitarbeiter Yang Yi erklärt stolz, wie die mehr als zwei Tonnen schweren Luxusautos kurz vor Verlassen der riesigen Werkshalle nochmal geprüft werden: Felgen, Reifen, Scheinwerfer ... sogar die Scheibenwisch-Automatik wird nochmal getestet.
    Mehr als eine Million E-Autos ausgeliefert
    Mit rund 10.000 Autos, die Nio 2018 in Hefei produziert hat, gehört das Unternehmen zu den kleinen Herstellern in China. Aber die schweren, fünf Meter langen Autos sind gefragt. Sie liegen voll im Trend bei chinesischen Käufern. Zum einen, weil es sich um SUVs handelt, vor allem aber, weil sie rein elektrisch angetrieben werden. Der inzwischen börsennotierte Nio-Konzern baut ausschließlich Elektroautos. Damit gehört er zu einer boomenden Branche. Insgesamt wurden von Januar bis November in China erstmals mehr als eine Million E-Autos ausgeliefert. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht das einem stattlichen Plus von fast 70 Prozent.
    Das steht im scharfen Kontrast zum Gesamtmarkt, der in China - trotz des E-Auto-Booms - immer noch zu mehr als 95 Prozent von Verbrennern dominiert wird. Insgesamt ist im bevölkerungsreichsten Land der Welt die Zahl der verkauften Autos 2018 nicht mehr gestiegen, sondern zum ersten Mal seit 1990 zurückgegangen. Unterm Strich rechnet der chinesische Autoherstellerverband für dieses Jahr einem Minus von rund drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
    Käufer von Kleinwagen warten ab
    Autoexperte Zeng Zhilin von der Shangaier Unternehmensberatung LMC Automotive erklärt: "Grund für das Minus sind die Auto-Käufer in den kleineren und kleinsten Städte in China. Dort haben die Menschen weniger Geld als in den Metropolen und kaufen eher kleinere Autos." Und weil die chinesische Regierung nächstes Jahr möglicherweise die Verkaufssteuern auf Kleinwagen senken wird, waren viele potenzielle Käufer in den vergangenen Monaten erstmal zögerlich und haben abgewartet.
    Dieser Sondereffekt ist einer der Gründe für den Rückgang im zu Ende gehenden Jahr. "Der Premium-Bereich, die Auto-Oberklasse, wächst in China weiterhin, um rund 20 Prozent. Davon betroffen sind auch BMW, Daimler und Audi. Für die lief es 2018 wieder sehr gut."
    Premium-Bereich rettet deutsche Autobauer
    Insgesamt konnten die drei deutschen Hersteller BMW, Daimler und Volkswagen 2018 bei den Verkäufen in China noch etwas zulegen gegen den Trend, obwohl sie bisher kaum Elektroautos im Angebot haben. Am geringsten fällt das Verkaufsplus beim VW-Konzern aus. Nur Volkswagens Premiummarken Audi und Porsche ist es zu verdanken, dass es am Ende keinen Rückgang gab.